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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Nemain überlassen. Ich habe den Altar abgerissen und mich dann an den Abbau der...«
    »Verdammt noch mal, Mann, wirst du wohl endlich aufhören mit deinen verfluchten Eingeborenen-Fantasien? Du befindest dich hier unter Freunden , und wenn wir dir erst den Kopf zurechtsetzen und Vernunft einbläuen müssen, dann werden wir das tun, und zwar mit dem größten Vergnügen...«
    Longinus hatte tatsächlich keine Ahnung, was er da gerade aufs Spiel setzte. Er lebte einfach viel zu sehr im Augenblick, um das jetzt wohl angemessene Maß an Angst zu empfinden.
    Valerius hatte gerade noch genügend Zeit, um genau diesen einen Gedanken zu fassen, ehe sein Schädel in weißem Licht zu explodieren schien und die Bewusstlosigkeit ihn umfing.

XXIII
     
    Als Valerius erwachte, blickte er geradewegs in ein Feuer und hörte das Geräusch von grasenden Pferden. Über ihm am Himmel funkelten Sterne, und neben ihm lag der Hund, drückte sich gegen Valerius’ verletzte Rippen. Das leise, eindringliche Winseln des Tieres hinderte Valerius daran, wieder einzuschlafen.
    Er hatte schon ganz vergessen, wie es sich anfühlte, steif und übersät von Wunden aufzuwachen; sich davor zu fürchten, mit der Bestandsaufnahme seiner Verletzungen zu beginnen. Sein Leben als Schmied auf Hibernia war so friedvoll gewesen und so angenehm frei von jeglichen Kampfeswunden.
    Doch er hatte eine bestimmte Vorgehensweise, die in der Vergangenheit stets funktioniert hatte, und auch jetzt war sie zumindest einen Versuch wert. Er atmete tief ein, hielt dann die Luft an, überprüfte den Zustand seiner Rippen - und stellte fest, dass keine von ihnen gebrochen war. Dann zog er die Beine an, nur ein bisschen, und entschied, dass wahrscheinlich auch seine Kniescheiben nicht zertrümmert waren und ebenso wenig seine Ellenbogen oder die beiden parallel verlaufenden Knochen seiner Unterarme. Sein Schädel schmerzte zwar fürchterlich, doch auch der war noch unversehrt. Als Valerius seine Erkundungen schließlich über seinen Körper hinaus ausdehnte, erkannte er, dass er Kleidung trug und dass jemand neben ihm saß, der eine Schüssel mit nach Schaffleisch und Lorbeer duftender Fleischbrühe in den Händen hielt. Langsam setzte er sich auf.
    Nicht weit von ihm entfernt hustete ein Mann. Ein anderer verlagerte ein wenig das Gewicht, so dass seine Rüstung leise klirrte. Auf diese Weise ließ Valerius’ ehemalige Truppe ihn wissen - ohne jedoch dabei aufdringlich zu sein -, dass sie über ihn wachte. Wenn sie sich noch immer so miteinander arrangierten, wie er es sie gelehrt hatte, würden jetzt vier von ihnen schlafen und die anderen vier hielten Wache, in einem Kreis verteilt und mit dem Offizier in der Mitte, der auf das Feuer Acht gab.
    Und so war es auch. Longinus saß auf einem umgefallenen Baumstamm, die Schüssel mit der Fleischbrühe in beiden Händen und die Hände wiederum auf die Knie gestützt. Es war nicht ganz klar, ob auch er den Hund sehen konnte. Longinus’ Augen jedenfalls schimmerten im Licht des Feuers geradezu gelblich. Aber andererseits waren sie auch bei Tageslicht fast bernsteingelb; er hatte schon immer den Blick eines Falken gehabt. Aber dieser Blick schien nun allzu hart und durchbohrend und war dem Mann, auf den er gerichtet war, keineswegs angenehm.
    Valerius presste die Handballen auf die Augen. Erst nachdem die Welt für ihn zunächst schwarz geworden war und schließlich wieder weiß, nahm er die Hände fort und sprach leise: »Sie werden dir bei lebendigem Leibe die Haut abziehen und dir dann eine Kette aus deinen Augäpfeln umlegen. Priscus und die anderen werden an deiner Seite sterben. Kein vernünftiger Offizier setzt seine Truppe einem solchen Risiko aus.«
    »Danke. Dessen bin ich mir wohl bewusst.« Longinus lächelte noch immer nicht, und das war ein neues Verhalten an ihm; in der Vergangenheit war er stets gut gelaunt gewesen, selbst nach Caradocs Gefangennahme, als Valerius seine Zuflucht im Wein gesucht hatte und das Verhältnis zwischen ihnen getrübt worden war.
    Der Thraker tauchte einen Finger in die Fleischbrühe und leckte ihn anschließend ab. »Hast du eigentlich tatsächlich die Höhle des Stiermörders entweiht, so wie du erzählt hast?«
    »Sie war entweiht, als ich dort ankam. Ich habe sie wieder in den Zustand zurückversetzt, in dem sie war, als wir sie das erste Mal sahen. So, wie sie gestern aussah, hättest du sie nicht wiedererkannt, ganz zu schweigen davon, dass es dir gefallen

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