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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Stacheln auf - sie hatte es sich während des Ritts wiederholt aus den Augen gestrichen -, und sie stank nach Bärenfett, Schweiß und frischem Blut. Die Pferde der Sklavenhändler hatten offensichtlich Angst vor ihr.
    In der römischen Tradition erwartete man von der Gemahlin eines Königs wahrlich etwas anderes. Erfüllt von der Befürchtung, durch Breacas Auftreten in Kürze auch sämtliche anderen Ehren zu verlieren, löste sich Tagos von den Toren der Siedlung, trat eilig vor, packte Breaca beim Arm und zog sie an seine Seite.
    »Philus von Rom, erlaubt mir, Euch meine Ehefrau vorzustellen, Breaca, Mutter von Graine, welche eines Tages die Eceni anführen wird.«
    Tagos hatte mehr von einem Diplomaten an sich, als Breaca erwartet hätte. Er sprach voller Selbstvertrauen in einer Situation, in der eigentlich nur noch Panik oder Lächerlichkeit ihren Platz gefunden hätten, so dass Philus letztlich nicht anders konnte, als der Vorgabe, die Tagos ihm hiermit gegeben hatte, zu folgen.
    Der Sklavenhändler ließ sein Schwert zurück in dessen Scheide gleiten und neigte den Kopf. »Meine Verehrteste, Ihr... ich... das heißt, Ihr...«
    Breaca trat noch etwas näher auf ihn zu, und plötzlich gingen ihm die Worte aus, verloren sich in einer Wolke aus Schweiß und den stinkenden Überresten des Bärenfetts.
    Unter deutlich sichtbaren Mühen riss er sich zusammen und zwang sich zu einem höflichen Benehmen. »Meine Verehrteste, Ihr seht mich jetzt ganz in Verlegenheit. Ich hatte bereits von Eurem außergewöhnlichen Geschick als Schmiedin erfahren, und ich habe die außergewöhnliche Schönheit Eurer Tochter erblickt, die mir bereits von unserem früheren Gouverneur beschrieben worden war, mögen die Götter seiner Seele Frieden schenken, aber ich hatte nicht erwartet, dass ihre Mutter so... dass sie so... auf jeden Fall habe ich keinerlei Geschenke mehr übrig, die Euch noch gerecht würden. Ich habe sie bereits alle dem König übergeben, Eurem Gemahl.« Er ließ den Blick zunächst nach rechts und dann nach links schweifen, sah sich Hilfe suchend nach seinen engsten Vertrauten um, die wiederum starr geradeaus schauten und noch immer nicht ihre Waffen gegen Breaca erhoben hatten.
    Breaca schenkte ihm ein scheinbar ganz und gar argloses Grinsen. »Eure Brosche ist wunderschön«, erwiderte sie. »Als ich sie zuerst sah, dachte ich, sie stamme von den Belgern, aber nun, da ich sie aus der Nähe sehe, erkenne ich, dass sie eindeutig nicht von ihnen gefertigt sein kann. Es sind doch vielmehr die Kaledonier, die den springenden Lachs so darstellen, mit den kleinen Gagatsteinen und den makellos aneinander gefügten silbernen Schuppen. Habe ich also Recht? Ist das eine von ihnen?«
    Nun stand sie in Reichweite des Pferdes des Sklavenhändlers. Das Tier kämpfte darum, vor Breaca zurückzuweichen, so dass Philus es kaum mehr mit nur einer Hand bändigen konnte. Schwitzend verzog er das Gesicht zu einer Grimasse und sah sich durch sein Bestreben nach Diplomatie gefangen zwischen zwei sehr widersprüchlichen Impulsen - schließlich war die Brosche doch sein ganz persönliches Symbol; er wollte sie also unbedingt behalten.
    Breaca machte noch einen letzten Schritt, stand nun unmittelbar neben dem Tier und hätte nach dem Sattelknauf gelangt, wäre in diesem Moment nicht Graine von den Toren herbeigestürmt und hätte ihre Hand ergriffen. Mit acht Jahren war Breacas Tochter nicht mehr bloß ein Kind, aber auch noch nicht zur Frau herangereift. Sie war ein wunderschönes kleines Mädchen gewesen und würde eine ebenfalls wunderschöne Frau werden. Vor allem jetzt aber, da sie sich in jener undefinierbaren Zwischenphase befand, zog sie die Aufmerksamkeit der Söldner auf eine Art auf sich, wie es ihrer Mutter mit ihrem Auftreten jedenfalls nicht gelungen war. In dramatischer Geste zog Graine die Nase kraus.
    »Du stinkst nach Bär«, sagte sie. »Ardacos hatte versprochen, dass du nicht wieder so stinken würdest.« Und dann, mit der großäugigen Unschuld eines Kindes, fügte sie hinzu: »Philus sagt, dass ich das Stadtgespräch von ganz Rom sein werde, dass der Kaiser mich gerne in seinem Schlafgemach sehen würde.«
    Graine war in der Kunst des Träumens von keiner Geringeren als Airmid unterrichtet worden; ganz unabhängig vom eigentlichen Sinn ihrer Worte konnte sie damit also ausdrücken, was sie nur wollte. Mit ihrer Stimme vermittelte sie, dass man ihr gerade das größte Kompliment gemacht habe, das man einem Kind in diesem

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