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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Wildkatzenmädchen mit der Unerschrockenheit Braints. Unagh schien in diesem Augenblick - sie stand neben Cunomar - der Inbegriff der gedemütigten Jugendlichen zu sein.
    Breaca ließ ein wenig Zeit verstreichen, damit ein jeder die Frage noch einmal für sich im Stillen überdenken konnte. Schließlich fragte sie: »Angenommen, Tagos wäre tot, würdest du dann für einen Krieg stimmen?«
    »Nicht, wenn du ihn getötet hättest.«
    »Ich werde ihn nicht töten. Obgleich dein Einwand eines der weniger wichtigen Argumente dafür ist. Noch schwerer nämlich wiegt die Tatsache, dass ich noch nie einen Mann oder eine Frau aus dem Stamme der Eceni getötet habe - und auch niemals töten werde -, nur weil ihre Ansicht nicht mit der meinen übereinstimmt. Tagos meint, den Menschen sei am besten gedient, wenn sie sich eng an Rom halten. Ich aber denke, dass die Eceni unter dem Joch der Legionen eines Tages gar nicht mehr existieren werden. In dieser Sache sind wir also in der Tat unterschiedlicher Meinung. Zudem liegt nur einen Tagesritt von hier entfernt im Norden die Festung der Neunten Legion; und auch die Zwanzigste Legion hat noch immer dreitausend ihrer Soldaten in Camulodunum - und dass wir beide auf einmal schlagen können, davon dürfen wir wohl nicht ausgehen. All dies ist mir also wohl bekannt; ich habe schließlich nicht vor, unsere Leute an den Rand des Ruins zu führen. Dennoch besteht die Möglichkeit, dass die Götter uns einen Zeitpunkt schenken, an dem die Aussichten für unser Vorhaben durchaus Erfolg versprechend sind. Und auf diesen einen Augenblick müssen wir uns vorbereiten - oder sein Verstreichen auf immer bedauern.«
    Der Feuerschild wog so gut wie nichts; er war nicht für die Schlacht gefertigt worden, sondern allein, um die Götter und die Stammesältesten zu ehren. Breaca hob ihn von seinem Haken in der Wand, schlang sich den Riemen über die Schulter und richtete den Schild dann so aus, wie sie ihn im Kampf tragen würde. Die Flammen zu ihren Füßen waren bereits wieder heruntergebrannt; rot glühend spiegelte sich in dem schimmernden Metall die Glut wider. Breaca neigte den Schild etwas hinab, so dass das Licht nach unten geworfen wurde und sie selbst in Schatten gehüllt war. Aus der Dunkelheit heraus und mit der versammelten Macht Monas hinter sich erschallte ihre Stimme.
    »Ein jeder von euch hat sein Leben riskiert, um hierher zu kommen. Und nun, da die Speerprüfungen vorüber sind, steht es euch allen frei, wieder die Heimreise anzutreten. Aber ich möchte euch einladen, noch zu bleiben, damit wir uns miteinander beraten können - und zwar ganz gleich, wie lange das auch dauern mag -, so wie wir es bei den Ratsversammlungen in den Tagen vor Rom getan haben. Wir wollen uns über einen möglichen Krieg beraten. Und wenn ihr dabei zu der Entscheidung kommen solltet, dass wir kämpfen müssen, wird das zwar gewiss keine leichte Aufgabe werden. Aber dann können wir zumindest endlich damit anfangen, uns darüber zu verständigen, wie wir uns darauf am besten vorbereiten könnten.«
    »Und wenn wir uns dagegen entscheiden? Kehrst du dann wieder nach Mona zurück, so wie einige unter uns es schon vor zwei Jahren von dir gefordert hatten?« Wieder war es der Stammesälteste aus dem Volke Unaghs, der dies fragte. Sein Gesicht schien dabei wie von einer Maske überzogen, so dass sein Ausdruck nicht zu deuten war.
    »Nein. Ich bin eine Eceni und meine Kinder mit mir. Wir werden also auch in dem Fall bleiben und uns genau so verhalten, wie der Ältestenrat es von uns verlangt. Die Ehrengarde meines Sohnes würde sich wieder auflösen, und den Kriegern würde die Möglichkeit geboten werden, ihren Seelen in das Land der Kaledonier zu folgen oder gemeinsam mit euch wieder in die Siedlungen zurückzukehren.«
     
    »Ist das die Ansicht aller?«
    Wieder stand die Bodicea vor der Versammlung, Ardacos und Cunomar neben sich und den Bronzeschild in ihrem Rücken.
    Ihre Augen waren gereizt vom Rauch der Feuer sowie von den feinen Absonderungen, die von mangelndem Schlaf herrührten. Geradezu schmerzlich sehnte sie sich danach, sich wieder setzen zu dürfen, sich endlich hinlegen zu können und zu schlafen und niemals wieder von Rom reden zu müssen und all dem, was dies mit sich brachte; oder von den Eceni und davon, welchen Aufschwung es mit dem Stamm nehmen könnte, wäre das Land erst einmal von jeglicher Besatzungsmacht befreit. Anderthalb Tage lang hatten die Stammesältesten sich miteinander

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