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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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beratschlagt, gestritten und geredet, gegessen und geschlafen und waren wieder aufgewacht und zu zweit oder zu dritt nach draußen gegangen, um die Abortgruben aufzusuchen. Dann waren sie wieder hereingekommen, um weiterzureden und sich weiter miteinander zu beraten.
    Andere hatten sich zwischen den Feuerstellen ein Plätzchen gesucht, wo sie sich in ihre Umhänge einrollten und für ein Weilchen leise schnarchten, ehe ihre Träume und die Gespräche rund um sie herum sie wieder aufweckten. Cunomar und seine neu ernannten Krieger hatten während der ersten Nacht ganz am Rande des Großen Versammlungshauses geschlafen und waren dann im Morgengrauen wieder aufgewacht, um Holz für die Feuerstellen zu holen und zu kochen. Auch Ardacos hatte das Haus bereits früh verlassen und war hinaus in den Wald gegangen, um den letzten Teil der Riten der neu ernannten Krieger vorzubereiten, der jedoch erst später stattfinden sollte.
    Allein die Bodicea durfte sich vor den anderen nicht dem Schlaf hingeben, sondern pflügte wie ein Einerboot durch die unter den hitzigen Diskussionen immer höher anschwellenden Wogen der Erregung; trieb sie mit ihren Worten unablässig voran.
    Draußen hatte es bereits zu schneien begonnen, als sie schließlich erneut den Platz unter ihrem Schild einnahm und den Blick über die erschöpfte, heisere Versammlung der Vertreter ihres Volkes schweifen ließ.
    »Ist das die Ansicht aller?«, fragte sie ein zweites Mal. »Gibt es auch nur einen unter euch, der noch dagegen ist, so soll derjenige jetzt sprechen. Denn entweder wir haben alle Stimmen, oder wir haben keine.«
    Cunomar, der neben ihr stand, hielt den Atem an. Ein Stück weit von sich entfernt sah Breaca Unagh sitzen, die sich in diesem Augenblick ebenfalls kurz verkrampfte, gleich darauf aber wieder entspannte, als der grauhaarige Stammesälteste aus ihrer Siedlung den Kopf schüttelte. Die anderen, die sich um Breaca versammelt hatten, saßen einfach nur schweigend da. Sämtliche Meinungsverschiedenheiten waren ausdiskutiert und aus der Welt geschafft worden; oder aber sie verbargen sich, um an einem anderen Tage erneut den Kopf zu erheben.
    Breaca erlaubte sich ein Lächeln, sorgsam darauf bedacht, nicht die Maske, die den Mangel an Schlaf versteckte, zu zerstören. »Dann ist es also abgemacht: Ihr werdet den Winter darauf verwenden, jene Männer und Frauen in euren Siedlungen und auch außerhalb der Siedlungen ausfindig zu machen, die womöglich noch genügend Kampfesmut besitzen und sich auf unseren Aufruf hin melden würden - ohne uns, noch ehe wir überhaupt angefangen haben, gleich schon wieder zu verraten. Doch das ist nur der erste Schritt. Denn solange Tagos lebt und auch weiterhin gegen uns ist, können wir die Krieger noch nicht zusammenrufen. So viel ist schon einmal klar. Doch ich schwöre hiermit und vor euch allen, dass sein Tod niemals mein Werk sein wird. Aber selbst wenn Tagos lebt, können wir, sobald die Götter uns den richtigen Zeitpunkt nennen, zur Tat schreiten - allerdings nur unter der Voraussetzung, dass wir endlich damit beginnen, die noch Kampfeswilligen ausfindig zu machen, sie mit Waffen auszustatten und sie auszubilden. Ich danke euch allen.«
    Damit trat Breaca unter dem Schild fort, und die Ratsversammlung war beendet. Die Stammesältesten begannen sich zu erheben, reckten und streckten sich und blickten sich nach der Tür um, um sich einen Weg an die frische Luft und in den Schnee hinaus zu bahnen und um ihre Heimreise zu besprechen.
     
    Bis zum frühen Nachmittag hatte das Große Versammlungshaus sich wieder weitgehend geleert, so dass nur noch die neu ernannten Krieger von Cunomars Ehrengarde übrig waren. Für eine Weile waren sie ganz ausgelassen gewesen vor lauter Erleichterung und waren gemeinsam mit den aufbrechenden Stammesältesten nach draußen gegangen. Doch als diese immer weniger wurden und schließlich ganz verschwanden, wurden auch die Jugendlichen wieder stiller und warteten auf ihre letzte Kriegerprüfung. Denn wenn sie auch unter den Bärinnenkriegern Geltung erlangen wollten und nicht bloß als Cunomars Ehrengarde, dann mussten sie Ardacos zum Abschluss noch in einen Bärentanz hineinfolgen, und dabei durfte selbst Breaca nicht anwesend sein. Im Großen Versammlungshaus rasselten bereits die Schädeltrommeln. Und diesen Rhythmus konnte man sich nicht allzu lange anhören, wollte man bei Verstand bleiben.
    Ihr Pferd stand ganz in der Nähe, denn Unagh hatte bereits erkannt, dass Breaca

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