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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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mich nie um meine Meinung gebeten. Aber Luain mac Calma möchte, dass ich auf Mona bin, also bin ich auf Mona. Und wenn ich hier auch weiterhin bleiben soll, möchte ich lieber nicht in einem sinnlosen Kampf gegen die Männer sterben, die ich früher einmal selbst angeführt habe.«
    »Weil du noch immer etwas für sie übrig hast?« Efnís spuckte nicht aus, hätte es aber eigentlich auch ebenso gut tun können.
    Valerius hielt für einen Moment in seiner Arbeit inne, seine Hände voller Asche. Selbst in dem trüben Licht war zu erkennen, dass seine Miene ungewöhnlich ausdruckslos war. Er sagte: »Ich habe sie tatsächlich noch immer gern, ja; es waren gute Männer. Aber das ist nicht der Grund, weshalb ich nicht gezwungen sein möchte, gegen sie kämpfen zu müssen. Sondern vielmehr deshalb, weil ich weiß, welche Ausbildung sie durchgemacht haben und was sie alles können. Und weil ich vor allem eines weiß: Ganz gleich, wie groß der Mut von Braints Kriegern auch sein mag, ganz gleich, wie stark die Vision, auf die du baust - du kannst diese voll ausgebildeten und kampferprobten Infanteriesoldaten nicht daran hindern, über ganz Mona hinwegzumarschieren und jedes Lebewesen, auf das sie treffen, zu töten. Wenn du das versuchst, bloß um mir zu beweisen, dass ich im Irrtum bin, wirst du den Tod deiner Leute auf dem Gewissen haben. Und wenn die Inquisitoren dich dann endlich sterben lassen, werden ihre Geister bereits auf dich warten.«
    Es war das allererste Mal, dass Valerius so klar und unverblümt gesprochen hatte. Efnís fuhr herum und starrte ihn wortlos an. Sein Blick wanderte über die Narben auf dem Körper des anderen, die neuen und die alten, als ob diese eine tiefere Wahrheit sprächen, die in seinen Worten noch nicht zum Ausdruck gekommen war. »Was sollen wir denn tun? Was würdest du uns raten?«
    In dem von den Göttern bewohnten Raum in Valerius’ Herz war noch immer das Bild, das dort geruht hatte, seit Longinus seinen Verrat begangen hatte: die Vision von Träumern und Kindern auf Schiffen auf einem spiegelglatten Meer. Er hatte mac Calma von seinem Traum erzählt, hatte ihm eindringlich nahe gelegt, aktiv zu werden, etwas zu unternehmen, doch stattdessen hatte der Vorsitzende des Ältestenrats ausgerechnet mitten im Winter, wenn kein vernünftiger Mensch mehr eine Seereise unternahm, ein Schiff bestiegen und war bisher jedenfalls noch nicht wieder nach Hause zurückgekehrt. Auch hatte er offenbar nicht daran gedacht, Efnís über die Vision zu informieren, bevor er abgereist war.
    Valerius sagte: »Ich würde jedes Boot erbetteln, ausleihen oder stehlen, das mehr als fünf Leute aufnehmen kann, und dann augenblicklich damit anfangen, die gesamte Bevölkerung Monas nach Hibernia zu evakuieren.«
    »Was?« Efnís’ ungläubiges Lachen verlor sich in der riesigen Leere des Versammlungshauses. »Nun mach dich nicht lächerlich. Wo in Irland könnte man denn wohl sechstausend Menschen unterbringen? Wie sollten wir die denn alle ernähren? Wo würden sie schlafen?«
    Nur ein Berg weißer Asche trennte sie, wie sie sich nun so am Ende der Feuergrube gegenüberstanden. Valerius lehnte sich zurück und wischte sich die Ascheflocken von den Händen. »Wie werdet ihr sie ernähren und wo werden sie schlafen, wenn die Legionen Mona dem Erdboden gleichgemacht haben? Fang an, Handelsschiffe aus Hibernia hereinzurufen; sie haben euch schließlich ihre Existenz zu verdanken, sie werden also mit Sicherheit kommen, wenn du darum bittest. Du wirst den kompletten Ältestenrat von Mona mitnehmen, mit zweitausend Träumern, Heilern und Sängern und so vielen ausgebildeten Kriegern, wie übrig geblieben sind. Dafür werden die Hibernier euch als Brüder und Schwestern willkommen heißen.«
    »Und was ist mit dem Versammlungshaus? Das steht hier doch schon seit undenklichen Zeiten, schon seit vor der Zeit der Ahnen. Wenn wir die Insel verlassen, wird es unweigerlich zerstört werden.«
    »Dann kann es ja wieder aufgebaut werden, nachdem die Römer abgezogen sind.«
    Valerius äußerte gerade das größte Sakrileg, und dies an einem Ort von größter Heiligkeit, doch die Götter schlugen ihn nicht mit Stummheit. Efnís starrte ihn schockiert an, öffnete den Mund und klappte ihn dann wortlos wieder zu.
    Sanft fügte Valerius hinzu: »Efnís, überleg doch mal. Luain mac Calma ist nicht hier, und du hast ein Volk zu schützen. Paulinus lässt derzeit auf dem Festland eine Armee aufmarschieren, die beinahe genauso

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