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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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und heil und unversehrt zu uns zurückgebracht werden könnte, aber wenn das nicht möglich sein sollte, wäre es für sie und auch für uns besser, wenn sie die Festung der Zwanzigsten nicht mehr lebend erreicht. Valerius, würdest du so viele Krieger zusammenrufen, wie du brauchst, und dich darum kümmern?«
     
    Die Wahl des ranghöchsten Kriegers von Mona war gewöhnlich eine ziemlich langwierige Angelegenheit und wurde traditionellerweise vom vollzählig versammelten Ältestenrat überwacht. Und dieses überaus verantwortungsvolle Amt wurde nun nicht einfach bloß aus einer Laune heraus einem Mann übertragen, der mehr Krieger und Träumer niedergemetzelt, an den Feind verraten oder den Inquisitoren der Legionen ausgeliefert hatte, als er oder sonst irgendjemand noch zählen konnte.
    Und dennoch - Luain mac Calma war der vereidigte Vorsitzende des Ältestenrats von Mona, und sein Wort war Gesetz. Wenn er also beschloss, die Führerschaft über die Kriegerinnen und Krieger einem Mann zu übertragen, der früher einmal die feindliche Kavallerie angeführt hatte, wenn er entschied, diesen Mann tatsächlich ohne jede Erklärung oder Absprache mit den Mitgliedern des Ältestenrats zum Dienst habenden ranghöchsten Krieger zu ernennen, dann konnte niemand diesen Beschluss anfechten. Das bedeutete jedoch nicht, dass die übrigen Speerkämpfer, Katapultschützen und Schwertkämpfer von Mona solch einem Mann ihr Vertrauen oder ihre Zuneigung schenken mussten. Allein die Hoffnung, Braint vielleicht doch noch lebend wieder zurückbringen zu können, veranlasste sie, Valerius’ Kommando zu akzeptieren, und diese Hoffnung war alles andere als gewiss.
    Der Morgen verstrich unter hektischen Planungen und Vorbereitungen, während der Valerius feststellte, dass er mehr Krieger namentlich und aufgrund ihrer speziellen Fähigkeiten kannte, als er sich hätte träumen lassen. Und wichtiger noch: Er erfuhr dabei nach und nach, welche dieser Krieger ihm zwar nur widerwillig, aber dennoch gehorsam folgen würden, und welche bei der ersten sich bietenden Gelegenheit versuchen würden, ihn kurzerhand zu töten. Der Hund lief die ganze Zeit neben ihm her, als Valerius vom Großen Versammlungshaus zum Waffenlager marschierte und wieder zurück. Jene Krieger, die das Tier wahrnahmen, waren - wie Valerius feststellte - diejenigen, denen er noch am ehesten vertrauen konnte. Die wenigen unter ihnen wiederum, die das Unheil abwehrende Zeichen machten, waren die gefährlichsten.
    Kurz nach Mittag berief er eine Versammlung im Großen Rundhaus ein, wobei er die Anführer der jeweiligen Schildgruppen kommen ließ, so dass jeder einzelne Krieger bei der Versammlung vertreten war, auch wenn das Haus nicht groß genug war, um sie alle aufzunehmen. Valerius ließ die Türfelle zurückschlagen und mit Haken befestigen und die Wandmatten aufrollen. Licht strömte zum offenen Eingang herein und durch das Flechtwerk der Wände, noch heller als die Feuer.
    Er hätte zwischen den versammelten Männern und Frauen auf und ab schreiten können; Breaca hätte das sicherlich getan. Valerius jedoch, ehemaliger Offizier der römischen Hilfstruppen, zog es vor, sich auf den Stumpf einer Eiche zu stellen, so dass er die Anwesenden um einiges überragte und auch von den hintersten Reihen aus noch gut zu sehen war. Er trug einen Kettenpanzer und einen alten Kavallerieumhang, den er noch zu Caradocs Zeiten gestohlen und bei Überfällen aus dem Hinterhalt benutzt hatte, und hinter ihm an der Wand hing seine Standarte. Auf den Untergrund aus grauem Stoff hatte er in dem Rot frischen Blutes das Zeichen des Kampfhundes gemalt und die Fahne zwischen zwei Weidenstangen aufgespannt, so dass man sie von allen Bereichen des Versammlungshauses aus gut erkennen konnte.
    Wäre die Form ein wenig anders gewesen, hätte das Bild exakt dem roten Stier der thrakischen Kavallerie geglichen, unter dem Valerius einst in Rom gekämpft hatte. Als er nun sein Podium bestieg, schlug ihm ein Schweigen entgegen, so lastend und feindselig, dass es geradezu schien, als wäre die Luft vergiftet. Nicht einer der anwesenden Krieger hatte irgendwelche Zweifel daran, wer Valerius einst gewesen war; womit sie allerdings nicht gerechnet hatten, war, dass er dies so demonstrativ zur Schau stellen würde.
    Valerius hatte schon mehr als einmal zu Truppen gesprochen, und das bereits vor Schlachten, die weitaus größer gewesen waren als diejenige, die ihnen nun bevorstand. Er verstand sich also darauf,

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