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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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lebend auf dem Feld zurück. Ich erlaube nicht, dass die Einzelheiten der Evakuierung von Mona den römischen Inquisitoren zu Ohren kommen. Jeder, der nicht mit zurückgebracht werden kann, wird seinen letzten Atemzug auf dem Berghang tun.«
    Er schaute sich um. Niemand rührte sich. »Gut. Jene, die sich nicht mit dem Zusammentreffen der Schatten hier eingefunden haben, bleiben zurück. Solltet ihr also zu der Ansicht gelangen, dass euch mein Befehl letztendlich doch zuwider ist, dürft ihr selbst darüber entscheiden, ob ihr nicht lieber hier bei Tethis bleiben wollt. Den Rest werde ich in Kürze wieder hier vorfinden.«
     
    Nur drei Krieger von insgesamt sechshundert entschlossen sich, lieber bei Tethis zu bleiben und sich der Verteidigung Monas anzuschließen. Die Übrigen überquerten gemeinsam mit Valerius die Meerenge zum Festland hinüber. Erst auf der gegenüberliegenden Seite stiegen sie auf ihre Tiere, gruppierten sich dicht hinter ihm und hielten seine Fahne mit dem Symbol des Kampfhundes stets so hoch, dass jeder es sehen konnte. Dennoch fehlte es ihnen einfach an der Ordnung und der Disziplin der perfekt gedrillten römischen Kavallerie, und Valerius sehnte sich zurück nach jener klaren Verständigung auf dem Schlachtfeld, wie er sie in seiner Vergangenheit erlebt hatte.
    Die kastanienbraune Stute, die er ritt, war eines ihrer besten Tiere, und dafür war er ihnen wahrlich dankbar. Als ehemaliges Kavalleriepferd, das die Krieger bei einem früheren Überfall erbeutet hatten, streckte sie energisch den Rücken, ließ sich leicht führen und spitzte angesichts des in einiger Entfernung aufsteigenden Rauches eines Lagerfeuers bereits kampfeslustig die Ohren. Sie hatte ein gutes Gespür dafür, mit welchem Tempo sie durch eine Schlacht zu galoppieren hatte, und sie liebte den Kampf; dafür wiederum liebte Valerius sie.
    Er flüsterte ihr leise etwas zu, kraulte ihr aufmunternd den Hals und trieb sie dann die erste wirkliche Steigung an dem Berghang hinauf. Der Nachmittag streckte sich dem Abend entgegen und war recht warm für diese Zeit des Jahres. Der noch am Morgen vorherrschende Nebel hatte sich inzwischen verzogen. Die langsam immer steiler werdende Böschung war bedeckt von noch nicht erblühtem Heidekraut, und unterhalb einer gewissen Höhengrenze entfalteten sich bereits die Blätter der Farne, bereit für den Frühling. Eine Feldlerche stieg hoch über dem mit Felsbrocken übersäten Gipfel des Berges auf und erfüllte die wartende Stille mit ihrem Gesang.
    Die wartende Stille.
    Valerius zügelte die Stute und hob die Hand. Rechterhand von ihm schloss der junge silurische Katapultschütze auf, welcher die Nachricht von Braints Gefangennahme verbreitet hatte und der nun Valerius’ Banner trug.
    »Hier teilen wir die Streitkräfte auf«, erklärte Valerius. »Erinnerst du dich noch an das Signal?«
    »Natürlich.« Der Name des Jungen war Huw. Mütterlicherseits war er ein entfernter Verwandter von Caradoc und denkbar stolz darauf.
    Das Zeichen war ein sehr einfaches; ein Jugendlicher konnte die komplexe Signalsprache der römischen Kavallerie nicht an einem einzigen Morgen erlernen. Huw schwenkte die Fahne einmal in Richtung Sonne. Der graue Untergrund des Banners verschmolz mit dem Grau des Himmels, so dass der Kampfhund wirbelte und tanzte, ganz so, als ob er tatsächlich lebte.
    Beim Anblick des Signals teilte sich Valerius’ Truppe in zwei Hälften; der größere Teil von ihr ritt weiter unter dem Kommando eines Kriegers mit Haar von der Farbe des Dachses. Er stammte aus dem Stamme der Durotriger und war reich geschmückt mit Kriegerfedern und übersät mit Kampfnarben. Die Krieger unter seinem Kommando ritten unterhalb des Berghangs auf einem Pfad davon, der sie nach einigen Kurven zum Eingang des Tals führen würde.
    Dreißig Krieger blieben bei Valerius. Und wenigstens ein Teil von ihnen bemühte sich, in Deckung zu bleiben.
    »Haben sie uns schon gesehen?«
    Ganz gleich, welches Erbe er auch in sich tragen mochte, so hatte Huw doch Angst, obgleich er sich große Mühe gab, seine Angst zu verbergen. Sein Talent lag eher im Kampf aus dem Hinterhalt, nicht aber in der offenen Schlacht.
    Valerius’ Aufmerksamkeit ruhte ganz auf seinem Hund, der ein kurzes Stück vor ihm lief. Noch immer den Blick allein auf das Tier gerichtet entgegnete er: »Natürlich. Das sollen sie ja auch. Wenn wir Glück haben, dann haben sie mich sogar erkannt. Wenn wir doppeltes Glück haben, wird die Ala Prima

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