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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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immer auf die Dienste jenes batavischen Spähers verließ, der die auf ihrer Standarte ausgewiesenen Verdienste einer Legion bereits auf eintausend Schritt Entfernung ablesen konnte, so wüsste er nun, dass die unter Valerius’ Banner reitenden Krieger allesamt auf den besten Tieren ritten, die Mona nur irgend zu bieten hatte. Und wenn Longinus sich eines gemerkt hatte, dann den Grund dafür, warum ein Krieger stets sein bestes Pferd in die Schlacht ritt.
    »Huw, erinnerst du dich noch an die Signale und wie du auf sie zu reagieren hast?«
    »Natürlich.«
    »Was tust du, wenn die feindliche Kavallerie angreift, ehe wir Braint befreit haben?«
    »Dann renne ich hierher zurück, nehme das Ersatzpferd und fliehe. Unter keinen Umständen darf ich zulassen, dass ich gefangen genommen werde, weil du nicht vorhast, dies alles morgen noch einmal unternehmen zu müssen für einen Katapultschützen, dessen Mut größer war als sein Vermögen, ein Geheimnis zu bewahren.« Er war ein guter Schauspieler und klang beinahe schon wie Valerius. Zorn und verletzter Stolz hatten seinen Wangen wieder etwas Farbe verliehen, und er sah nicht mehr ganz so von Übelkeit geplagt aus.
    Valerius lächelte. »Sehr gut. Braints Leben hängt von dir ab. Ich vertraue darauf, dass du der Aufgabe gewachsen bist.«
    Die Silurer waren berühmt für ihre Fähigkeiten als Fährtenleser und Jäger. Huw schob energisch das Kinn vor und schlang die Schnüre seiner Schlinge noch ein wenig sorgfältiger um sein Handgelenk. »Ich weiß, was du getan hast und wer du warst«, entgegnete er. »Ich tue dies für Braint. Und ich werde sie nicht im Stich lassen.«
    Der Junge schien zwischen dem Heidekraut zu einem grünlich braunen Fleck zu verblassen, bis er schließlich überhaupt nicht mehr zu erkennen war. Eine kurze, schweißtreibende Zeit des Wartens später prallte ein kleiner Stein, noch kleiner, als eine sich niederlassende Krähe ihn womöglich losgetreten haben könnte, über Valerius’ Kopf hinweg gegen den Fels und zeigte damit an, dass Huw seinen Posten erreicht hatte und sich, wenngleich vielleicht auch an nichts anderes mehr, zumindest noch an den ersten seiner Befehle erinnerte.
    Nydd hielt derweil die Standarte. An ihn wandte sich Valerius nun: »Halte dich dicht neben mir, reite genau dort lang, wo auch ich reite. Wenn wir angegriffen werden, werde ich dich verteidigen. Aber wenn der Kampfhund fällt, haben wir keine Möglichkeit mehr, Huw noch Signale zu geben, und dann stirbt auch er. Und wenn er stirbt, dann stirbt Braint in der Festung unter der Folter der Inquisitoren. Hast du das verstanden?«
    Nydd war älter als Huw und hatte folglich schon in mehr Schlachten gekämpft. Er errötete nicht. »Ich habe schon genügend römische Standartenträger getötet. Ich weiß, was passiert, wenn sie fallen.«
    »Gut. Dann lass uns aufbrechen.«
    Valerius führte seine Kolonne wieder aus dem Schutz hinter dem Steinschlag hinaus und spürte die Blicke jener, die sie beobachteten, nun umso stechender. Doch in ihrer Berührung lag auch eine gewisse Genugtuung; gewürzt mit dem leichten Beigeschmack der Enttäuschung darüber, dass er nun ein altes Manöver zum zweiten Mal ausführen sollte; Longinus hatte von ihm sicherlich etwas Besseres erwartet.
    In nördliche Richtung gewandt kletterten sie nun einen steilen Ziegenpfad hinauf - viel zu schmal für jeglichen Reiter, der noch halbwegs bei gesundem Menschenverstand war. An einem gewissen Punkt, auf einer Höhe, wo selbst das Farnkraut sich noch nicht entfaltet hatte, stiegen sie ab und führten die Pferde über Felsgestein, das selbst die Bergziegen nicht mehr in Angriff zu nehmen wagten. Zwei der älteren Silurer hatten als Kinder in diesen Bergen gelebt; deren Erinnerungen an die Mutproben ihrer Jugend waren die Grundlage für Valerius’ Plan gewesen. Seine Erleichterung darüber, als er feststellte, dass diese Erinnerungen noch immer mit den tatsächlichen Gegebenheiten übereinstimmten, hielt fast den ganzen Anstieg den Berg hinauf an.
    Schließlich erreichten sie jene Kuppe oberhalb des Tals, an der die beiden Bergkämme aufeinander trafen, und schauten zum ersten Mal hinab in die offene Ebene, die sich nun unter ihnen erstreckte. Der Pfad, der diesen steilen Hang hinabführte, war genauso wenig einladend wie jener, den sie bei ihrem Aufstieg genommen hatten, und die Abhänge, die sich zu seinen beiden Seiten auftaten, waren gleichermaßen Furcht einflößend, so steil waren sie.
    Als alle

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