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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Thracum noch immer angeführt von einem Mann, den ich einst kannte. Und wenn wir mehr Glück haben, als man eigentlich erwarten dürfte, wird er sich an eine Vorgehensweise erinnern, die ich einst angewendet hatte, um einen Standartenträger zu retten, der in den südlichen Bergen von den Silurern gefangen genommen war.«
    »Aber wenn er sich daran erinnert...?«
    »Dann geht er vielleicht davon aus, dass ich ebendiese Taktik hier erneut anwenden werde. In dem Fall wüssten wir dann bereits im Voraus, in welche Richtung er seine Männer führen wird. Möglicherweise aber ist er auch klüger. Das würde dann wiederum bedeuten, dass wir alle in den Tod reiten werden. Wolltest du etwa wieder umkehren?«
    »Nein!« Eine dunkle Röte überzog das Gesicht des Jungen. »Ich würde niemals wieder umkehren.«
    »Außer, ich befehle es, was durchaus im Bereich des Möglichen liegt...« Valerius verengte die Augen zu schmalen Schlitzen und schirmte sie mit einer Hand gegen die Sonne ab. »Was meinst du, ist das da oben auf dem Abhang der Rauch eines Signalfeuers oder bloß der Abendnebel, der sich ungewöhnlich früh herabsenkt?«
     
    Es war ein Signalfeuer, das von beiden Seiten gleichermaßen entdeckt wurde, jedoch, mit etwas Glück, nicht von beiden Seiten gleich interpretiert werden würde.
    Das Tal, in dem Braint gefangen gehalten wurde, besaß die Form eines Pfeils und stieg in nördliche Richtung leicht an. Dort stießen zwei sehr steile Gebirgskämme aufeinander, um am Ende der Pfeilspitze eine Sackgasse zu bilden. Am entgegengesetzten Ende des Pfeils beschrieb das Tal eine Öffnung, die breit genug war, um einhundert Reiter, die in einer Reihe nebeneinander herritten, mit jeweils einer Speerlänge Abstand zwischen ihnen, hindurchzulassen.
    Zwischen Pfeilspitze und Talöffnung verlief ebenes Gelände, als ob ein Fluss dieses Tal einst ausgewaschen hätte. Zudem war es fast vollkommen frei von Felsbrocken und Geröll, so dass die Reiter in hartem Galopp eindringen konnten, ohne sich um die Sicherheit ihrer Tiere sorgen zu müssen. Longinus hatte seinen Platz geschickt ausgewählt und lagerte unter freiem Himmel und an einer Stelle, wo es den feindlichen Truppen unmöglich war, ihn zu erreichen, ohne sich zuvor bemerkbar zu machen. Den ganzen Morgen über hatten die Späher von Mona berichtet, dass die Zelte der Hilfstruppe in einem dicht gedrängten Haufen beieinander lagen, etwa ein Drittel des Weges von dem breiteren, südlichen Ende aus gesehen; und damit noch an derselben Stelle standen, wie schon zum Zeitpunkt von Braints Gefangennahme. Neben einigen anderen Dingen bestätigte das Signalfeuer nun also, dass sich an der Lage der Zelte noch nichts geändert hatte.
    Valerius drängte seine Kavalleriestute den Berghang hinauf und in Richtung des nördlichen Endes des Tals. Seine aus dreißig Kriegern bestehende Truppe folgte ihm aufgereiht wie auf einer Perlenschnur. Wer nun erwartete, eine berittene Truppe zu entdecken, für den sahen sie von oben betrachtet leicht nach einer Kavalleriepatrouille aus, die gehalten war, in Kolonne zu reiten, und sich zudem gerade alle erdenkliche Mühe gab, nicht gesehen zu werden.
    Ein Steinschlag versperrte den Weg. In seinem Schutz hielt Valerius an, unfähig, noch länger die Bergkuppe beobachten zu können, jedoch auch von dort aus nicht mehr auszumachen.
    Huw war noch immer an seiner Seite, blass und sehr schweigsam. Wie ein vergessenes Anhängsel baumelte die Steinschleuder von seiner Hand herab. Sein Beutel voller Katapultsteine quoll derweil geradezu über.
    »Braint wurde gesehen, und sie lebt; wäre sie tot, wäre der Rauch schwarz«, erklärte Valerius. »Also fahren wir fort wie geplant. Huw, gib mir die Standarte und überlass dein Pferd Nydd.«
    Nydd war vom Stamme der Ordovizer und einige Jahre älter als Huw, sein Haar jedoch war von demselben intensiven Schwarz wie das der meisten Bewohner des Hochlands, und seine Tunika wies das gleiche grüne Muster auf, das über die Schulterpartie und um den Saum herum verlief, wie das von Huw.
    Das Pferd, das nun den Besitzer wechselte, war von einem prachtvollen, leuchtenden Grau mit schwarzen Flecken und damit aus Sicht der sie womöglich beobachtenden Kavalleristen, die Pferde sogar noch höher schätzten als Gold oder Frauen, das bei weitem am leichtesten wieder zu erkennende Tier. Es stammte aus der Zucht der Eceni und trug auf seiner linken Schulter ein Brandzeichen in Form des Schlangenspeers. Wenn Longinus sich also noch

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