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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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zurückgewichen und geradezu verschmolzen mit dem Nebel, dem Heidekraut und den struppigen Eichendickichten. Voller Angst vor einem möglichen Hinterhalt war ihnen die Kavallerie jedoch nicht gefolgt, sondern kehrte wieder um, um ein zweites Mal jene Falle zuschnappen zu lassen, die sie schon beim ersten Mal für sicher gehalten hatte. Dies waren Männer, die wussten, wie man in einer geschlossenen Reihe vorrückte und diese auch hielt, ohne dass ihnen dazu irgendjemand den Befehl zu erteilen brauchte. Langsam und unaufhaltsam ritten sie auf ihre Zelte zu, eine massive Mauer aus Pferdeleibern und Metall.
    »Sie kommen«, murmelte Nydd leise. Sein Blick schweifte zwischen den Kavalleristen und Valerius hin und her. »Sie blockieren das Tal in seiner gesamten Breite.«
    »Ich weiß. Aber sie denken ja auch, dass du versuchen wirst, durch ihre Reihen hindurchzubrechen und dann nach Süden zu fliehen, und genau das wirst du natürlich gerade nicht tun. Reite stattdessen nach Norden und sieh dich nicht um. Dein Pferd kann es wieder den Berg hinauf schaffen; die meisten ihrer Tiere können dies jedoch nicht. Und, was immer du auch tust, lass nicht die Standarte fallen. Wir müssen wissen, wann du in Sicherheit bist.«
    Valerius versetzte beiden Pferden einen Klaps und spürte, wie sie von ihm davonstürmten, als wäre dies für sie ein Rennen auf Leben und Tod. Die gut zwei Dutzend Krieger zu beiden Seiten zögerten noch immer, beobachteten die aufrückende Kavallerie; sie waren es nicht gewohnt, dass man ihnen im Angesicht des Feindes sagte, sie sollten fliehen.
    Valerius schwang seinen Arm nach vorn, so wie er es schon so oft getan hatte, wenn er einen Angriff der Kavallerie geführt hatte. »Los, vorwärts! Ihr alle! Nach Norden und dann in Richtung Mona. Los! «
    Die Krieger trieben ihre Tiere aus dem Stand in einen Galopp, bildeten einen Kreis um Nydd, Braint und den Schmied und stürmten in nördliche Richtung, in die Freiheit, wobei sie ihre Körper als lebendige Schilde benutzten. Und ihre Pferde rannten nicht mehr der Ehre halber oder um den Sieg, sondern sie rannten um ihr Leben. Da dies die gleiche Route war, die sie auch in das Tal hinein genommen hatten, kannten sie den Weg; jeder der Krieger hatte sich seinen persönlichen Pfad genau eingeprägt und sich dem Ziel verschrieben, es diesen Pfad auch wieder hinaufzuschaffen oder aber zu sterben.
    Und zwei starben schon sehr bald, wurden von den Speeren getroffen, die ihnen hinterhergeschleudert wurden. Valerius hörte, wie sie fielen, und zog es vor, zu glauben, dass keiner der beiden Nydd oder Braint war; er hatte keine Zeit sich umzusehen. Er blieb mit lediglich sechs Kriegern an seiner Seite zurück, und gemeinsam stellten sie sich nun der gegen sie vorrückenden Wand von thrakischen Kavalleristen.
    Valerius beobachtete, wie sie immer näher kamen, während er die Herzschläge zählte. Zwanzig für Nydd und zwanzig für Braint, damit diese den Fuß des Berges erreichten. Und ein weiteres Dutzend Herzschläge, damit das Banner mit dem blutroten Kampfhund hoch genug aufstieg, dass Huw es erkennen könnte und seine Schleuder benutzte, um abermals sein Signal zu geben. Die Hilfstruppe hingegen brauchte kein Dutzend Herzschläge mehr, um bei ihm anzugelangen. Braint war nicht mehr länger ihr Hauptinteresse. Sie hatten nun Valerius ins Auge gefasst. Und er war nicht beritten, ein leichtes Ziel.
    »Hier, Valerius. Steig auf!«
    Er hatte darum gebeten, eines der frei umherlaufenden Pferde für ihn einzufangen, ohne damit zu rechnen, dass sein Wunsch auch tatsächlich erfüllt würde. Nichtsdestotrotz warf ihm nun jemand die Zügel eines rotbraunen Wallachs zu, der dem Blutbad am Eingang des Tals entflohen war. Er war ganz dunkel vor Schweiß und blutete aus einer flachen Wunde an der Brust, doch er war noch immer willens.
    Den Blick auf die ankommenden Reiter geheftet pfiff Valerius leise, damit das Tier antrabte. Und die sechs Krieger, die ihm folgten, sowie die mehreren hundert Kavalleristen der Hilfstruppe, die er einst selbst befehligt hatte, wurden Zeugen, wie Valerius aus dem Stand und vom Boden aus auf ein rennendes Pferd aufsprang. Abermals wurden sie daran erinnert, dass sich hier gerade etwas Außergewöhnliches ereignete.
    Und dann mussten die Reiter der Ala Prima Thracum mit ansehen, wie ihr ehemaliger Kommandeur den Arm hob, ihn wieder nach unten riss und aus seiner Kehle der Schlachtruf von Mona ertönte, als er die Hand voll von Kriegern direkt auf sie

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