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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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herangerückt als noch vor kurzem, so dass seine Schulter die von Cunomar berührte und sein Gewicht den Krieger stützte, während der Präfekt verkündete: »Hätte er auch nur eine Bewegung gemacht, so würde ich ihn sofort festnehmen lassen. Doch er hat sich nicht bewegt.«
    »Er ist ein Barbar, und kultiviertes Verhalten ist ihm fremd.« In einer Schlacht wäre der Prokurator nun gestorben; seine Angst zeigte sich nur allzu deutlich. Schwitzend fuhr er fort: »Die töten doch ohne einen Gedanken an die Konsequenzen. Philus ist der Beweis dafür. Das Eigentum des Kaisers muss mit größtmöglicher Eile zurückerlangt werden, ansonsten schaffen die doch alles beiseite. Präfekt, wenn man das rasch erledigen will, dann brauche ich bewaffnete Unterstützung.«
    »Die Ihr bereits besitzt. Wie Ihr uns vorhin ja eindringlich vorgeführt habt.«
    »Eine einzige Zenturie aus ehemaligen Legionären reicht nicht aus.«
    »Ich erlaube mir, anderer Meinung zu sein«, antwortete Corvus kühl. »Schließlich hat der Sohn des Königs gerade eben mit angehört, wie Ihr seine Schwestern verleumdet habt, und trotzdem eine bemerkenswerte Selbstbeherrschung bewiesen. Aber wie auch immer, wenn Ihr also wirklich meint, noch weitere Männer zu benötigen, um seiner Mutter während deren Trauerphase entgegenzutreten, so werdet Ihr diese Männer wohl selbst anwerben müssen. Unter meinem Kommando stehen zwar drei Kohorten, doch habe ich bereits den Befehl erhalten, diese nach Westen zu führen, um damit dem Gouverneur zu Hilfe zu eilen. Hier zurückbleiben wird also allein Titus Aquilius, Primus Pilus der Zwanzigsten Legion, und dem steht auch nur noch eine einzige Zenturie zur Verfügung. Zweifellos aber seid Ihr ihm rangmäßig übergeordnet. Wenn Ihr seinen Truppen also befehlen wollt, Euch nach Norden zu eskortieren, und Aquilius dafür hier mit ganz und gar niemandem zurücklasst, um die Angelegenheiten von Camulodunum zu regeln, müsst Ihr das selbstverständlich tun. Ich werde ihm jedoch anraten, zu verlangen, dass Ihr vor Zeugen einen Vermerk Eures Befehls unterzeichnet, damit für den Fall, dass die Veteranen Amok laufen oder einer der Eingeborenen zu viel Alkohol trinkt und nicht mehr beruhigt werden kann, zumindest klar ist, warum man ihn hier bar jeder Macht zu handeln zurückgelassen hat.«
    Corvus lehnte sich gegen den Marmortisch des Sekretärs und spielte ein wenig mit dem weichen Wachs unter dem Kopf des Elefanten. In der Sprache der Eceni, ganz so, als ob er eine Litanei aufsagte, sprach er: »Sohn der Bodicea, mehr kann ich nicht für dich tun. Bewahre das Erbe deines Vaters. Und wirf nicht dein Leben fort, so wie auch er seines nicht verschwendet hat.«
    Dann hob er den Kopf wieder und erklärte in Latein: »Cunomar, das Betragen meines Landsmannes tut mir Leid. Solange der Prokurator seine Angelegenheiten regelt, bleibt das Angebot der Gastfreundschaft unserer Stadt natürlich weiterhin bestehen, sowohl für dich als auch für deine Ehrengarde. Ich denke, du solltest derjenige sein, der mit ihm nach Norden reist, und dass er dies wiederum begrüßen würde.«
    »Das würde er in der Tat. Er wird sogar darauf bestehen, dass der ›Sohn des Königs‹ und dessen Mob unter bewaffneter Bewachung gehalten werden, bis wir sie wieder dorthin zurückbefördern können, woher sie gekommen sind. Wenn Ihr sie also durchfüttern möchtet, während sie warten, könnt Ihr das gerne tun, aber wenn Ihr auch nur einen von ihnen entwischen lasst, werdet Ihr dafür vor dem Kaiser persönlich Rechenschaft ablegen müssen!«
    Damit stürmte der Prokurator an ihnen vorbei und riss die Tür auf. Draußen, in dem kalten Marmorzimmer, das den Vorraum bildete, standen Unagh und die anderen sieben Mitglieder von Cunomars Ehrengarde. Hinter diesen wiederum, im Innenhof, der von der Residenz des Gouverneurs umschlossen wurde, befanden sich achtzig bewaffnete Männer, die unter dem Befehl des Prokurators standen und nur auf ein Zeichen von ihm warteten.
    Allein gelassen mit Corvus und Theophilus im Arbeitszimmer des Sekretärs prüfte Cunomar unterdessen sämtliche Alternativen und verwarf sie sogleich alle wieder. Jede Einzelne von ihnen führte doch in eine Katastrophe; für ihn selbst, für die Bärinnenkrieger, für seine Mutter, sowie für das Kriegsheer, das sie in genau diesem Augenblick gerade aufstellte.
    Bewahre das Erbe deines Vaters. Und wirf nicht dein Leben fort, so wie auch er seines nicht verschwendet hat. Corvus war ebenso sehr

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