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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Kraftanstrengung zwang Cygfa sich, ihre Tränen zurückzudrängen. Dann holte sie einmal tief Luft und sagte: »Es tut mir Leid. Es sollte eigentlich keine Rolle mehr spielen. Im Grunde spielt es auch tatsächlich keine Rolle mehr. Es ist nur eine weitere Sache, die zu allem anderen noch dazukommt, und somit letztendlich wiederum bedeutungslos. Bis morgen werde ich seelisch darauf vorbereitet sein.«
    » Cygfa?« Breaca konnte nur noch flüstern. Zehn volle Jahre lang hatte sie geglaubt, dass Cygfa sich aus Mitleid mit Dubornos keinen anderen Mann zum Geliebten genommen hatte; die Wahrheit aber war noch schwerer zu glauben: dass Caradocs Tochter drei Monate als Gefangene in Rom verbracht und dabei Nacht für Nacht wach gelegen hatte, während sie sich innerlich gegen einen Morgen wappnete, der unweigerlich kommen musste.
    Zwar war dieser Morgen in Rom letztendlich nie gekommen, aber allein das Warten darauf hatte genügt, um sie seelisch zu brechen - das und die eingehenden körperlichen Untersuchungen durch Männer, die studiert hatten, um Kranke und Verletzte zu heilen, stattdessen aber gezwungen gewesen waren, Menschen zu verstümmeln. Es steht Euch aber natürlich frei, Euren Arzt hinzuzuziehen, um es Euch von ihm bestätigen zu lassen . Genauso , wie dies bereits die Ärzte in Rom getan hatten.
    Mit einem Mal fiel Breaca die Entscheidung sehr leicht. Einst, in einer Höhle, hatte die Träumerin der Ahnen ihr ein Angebot gemacht. Ich verspreche dir gar nichts. Nur dass ich bei dir sein werde und dass ich dir, wenn du dich danach sehnst, wenn du mich darum bittest, den Tod schenken kann - oder dich am Leben erhalte, was dann aber möglicherweise ganz und gar nicht nach deinem Willen sein könnte. Es war also an der Zeit, dieses Angebot anzunehmen, und wenn auch nicht für sie selbst, so doch auf jeden Fall für andere.
    »Du wirst bis morgen nicht darauf vorbereitet sein. Das ist völlig zwecklos und außerdem auch gar nicht nötig.«
    Breaca erhob sich. Die Knoten an Graines Fesseln waren gelöst. Die Schwellung an Graines linker Schläfe, die von Breacas Schlag mit dem Messerheft herrührte, hatte mittlerweile die Größe eines Amseleis angenommen und fühlte sich heiß an. Die Kleine war von einer fieberhaften Aufregung erfasst und klammerte sich mit ihren kleinen Händen verzweifelt an ihre Mutter. Ihr hektisch pochendes Herz schlug unregelmäßig gegen Breacas Brust, und sie weinte derart heftig und haltlos, dass sie keinen zusammenhängenden Satz mehr hervorzubringen vermochte, sondern immer nur ihre Worte von zuvor wiederholen konnte: »Es tut mir Leid. Es tut mir Leid. Es tut mir so Leid …«
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Es ist gut, dass du hier bist. Ich liebe dich. Und wir sind keineswegs machtlos.« Liebevoll strich Breaca ihrer Tochter das wirre, verschwitzte Haar aus den Augen und küsste sie auf die Lider. Es war stockdunkel, daher brauchte sie keine betont gelassene Miene aufzusetzen; sie musste nur ihre Stimme unter Kontrolle bringen, damit sie sich nicht etwa so anhörte, als wäre sie von panischer Angst erfasst oder gar verzweifelt.
    Und überhaupt empfand sie tatsächlich weder Angst noch Verzweiflung, sondern war einfach nur müde und zermürbt von Kummer und Schmerz, so dass es ihr ungeheuer schwer fiel, zu jenem Ort in ihrem Inneren vorzudringen, an dem sich die Ahnin niedergelassen hatte, und diese nun um die Kraft zu bitten, die sie, Breaca, brauchte, um zu tun, was getan werden musste. Als sie sich damals in Camulodunum diese letzte verzweifelte Lösung überlegt hatte - bei hellem Tageslicht und rundherum umgeben von Männern und Frauen und den Fassaden Roms, da war ihr die Ausführung erheblich leichter erschienen. Damals hatte Graine sie noch davon abgehalten, und Corvus - in aller Freundschaft - und die Träumerin der Ahnen hatten dabei noch keine Rolle gespielt.
    Nun aber ließ Breaca ihre Finger langsam am Rückgrat ihrer Tochter hinaufgleiten und weiter zu jener Stelle oben im Nacken, wo Wirbelsäule und Kopf aufeinander trafen, während sie angestrengt versuchte, ruhig weiterzuatmen und vollkommen gelassen zu erscheinen. An jenen Ort in ihrer Seele gewandt, wo der Wind der Götter am stärksten wehte, sprach sie: Ich bitte dich nun um deine Hilfe, so wie du wolltest, dass ich es tue. Und ich nehme dein Angebot des Todes an.
    Sie glaubte nicht, dass sie laut gesprochen hatte, dennoch packte Airmid plötzlich ihr Handgelenk. »Breaca, du kannst das nicht für einen

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