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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Nachmittag.
    Helles Tageslicht fiel in den dunklen, stickigen Raum und auf Airmid, Gunovar und Cygfa und ließ erkennen, in welchem Zustand sie die Nacht verbracht hatten: gefesselt auf dem harten Fußboden liegend, schlaflos und übersät mit schmerzhaften Prellungen. Außerdem wurden sie - ebenso wie Breaca - geradezu verzehrt von Hunger und Durst und dem verzweifelten Bedürfnis, zu urinieren, ohne sich dabei zu beschmutzen - was ein unter den gegenwärtigen Umständen wirklich belangloses Bedürfnis war und allein ihrem Stolz entsprang und sie höchstwahrscheinlich noch vor dem Ende des Tages überhaupt nicht mehr kümmern würde.
    Sie leisteten einander mit Blicken Beistand und zogen es vor, nicht auf das Zittern zu achten, das bisher leider noch keineswegs nachgelassen hatte.
    Die Gefangenen bekamen nichts zu essen, wurden jedoch gewaschen und erhielten die Möglichkeit, sich auf dem Misthaufen zu erleichtern und ihren Durst zu stillen, denn, so erklärte der Söldner, während er das Zeichen Nemains machte: »Ein Mensch kann erheblich länger ohne Nahrung aushalten, als man es je für möglich halten würde, aber halt deine Gefangenen knapp an Wasser, und sie sind im Handumdrehen tot.«
    Das hatte er allerdings erst gesagt, nachdem Breaca getrunken hatte, sonst hätte sie das Trinken verweigert. Er hatte wissend gegrinst und dann den Rest des kostbaren Inhalts seines Wasserschlauchs in seine hohlen Handflächen gegossen, um sich das Gesicht damit zu waschen.
    Draußen wurde schließlich ersichtlich, welchen Grund die Verzögerung hatte. Breaca stand auf dem freien Gelände in der Mitte der Siedlung und beobachtete, wie der untere Rand der Sonne sich allmählich der Horizontlinie näherte, während gleichzeitig zu ihrer Linken die Pfahllöcher für ein halbes Dutzend Kreuze ausgehoben, aber noch nicht gefüllt wurden. Ich musste erst noch jemanden nach Camulodunum schicken, um Holz für die Kreuze holen zu lassen.
    Dafür waren bereits zwei Pfosten aus Eiche errichtet worden, gefertigt aus dem Holz, das die Männer des Prokurators beim Durchsuchen der Häuser aufgestöbert hatten. An den einen Pfosten waren Cunomar und Ardacos gefesselt, an den anderen drei der Bärinnenkrieger.
    Graine aber war nicht da. Und das war das Einzige, was von Bedeutung war.
    Breaca konnte sich die Szenerie nun anschauen oder aber den Blick abwenden. Sie konnte mit aller Kraft darum kämpfen, das Zittern zu unterdrücken, so dass sie nach außen hin so wirkte, als verspürte sie nicht die geringste Angst, oder aber auch jede Verstellung, jeden Versuch, die Gelassene und Unbeteiligte zu spielen, aufgeben und kreidebleich und mit weit aufgerissenen Augen einfach nur dastehen. Denn nichts von alledem wurde von ihren Bewachern registriert oder änderte auch nur das Geringste an ihrer Lage.
    Der Prokurator trat aus einem Zelt, das auf der Nordseite der Siedlung errichtet worden war, und betrachtete Breaca und ihre Mitgefangenen voller Befriedigung. »Ich habe Nachricht aus Camulodunum bekommen, dass die Wagen mit dem benötigten Holz morgen bei Tagesanbruch von dort abfahren werden. Das bedeutet, dass sie am späten Vormittag hier eintreffen werden, was uns genügend Zeit verschafft, um die Bestandsaufnahme abzuschließen und all die anderen Vorbereitungen zu treffen. Da wäre in erster Linie das Problem mit den Töchtern des Königs, um das wir uns kümmern müssen; ferner müssen wir uns mit den Männern befassen, die in der Nacht Schwierigkeiten gemacht haben.«
    Breaca hatte Cunomars Schrei gehört und war doch nicht in der Lage gewesen, ihm zu helfen. Dies war zwar nicht das schwerste Versäumnis auf der langen Liste ihrer Fehlschläge und Schwächen, aber auch bei weitem nicht das geringste. Die Spuren ihres Versagens fanden sich auf den Körpern und Gesichtern der Männer wieder, die bereits entkleidet worden waren, um sie auszupeitschen. Cunomars Gesicht war auf der einen Seite, wo ihm das Ohr abgeschnitten worden war, über und über mit Blut beschmiert. Ardacos’ Oberkörper war von oben bis unten mit Blutergüssen übersät, allerdings auch nicht schlimmer als nach einer Schlacht. Seine Augen waren geschwollen, die Haut blauschwarz verfärbt. Er starrte Breaca durch das eine, fast gänzlich zugeschwollene Auge an und versuchte offensichtlich, ihr etwas mitzuteilen. Doch sie schüttelte nur hilflos den Kopf. Ich kann dich nicht verstehen . Daraufhin schnitt er eine Grimasse und wandte sein Gesicht wieder dem Holzpfahl

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