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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Kundschafter der Coritani, der inmitten der versammelten Söldner stand. Cunomars Blick war eine einzige Herausforderung. »Wenn Euer Gouverneur seinen Krieg im Westen endlich verloren hat«, erklärte er, »wird mein Vater aus dem Exil zurückkehren und die Krieger von Mona gen Osten führen, um Camulodunum zu erobern. Dann wird das Eisen, das meine Mutter gesammelt hat, zu Schwertern verarbeitet. Und diese Schwerter werden von all jenen geschwungen, die die Ehre und den Mut besitzen, damit zu kämpfen.«
    »Deine Mutter hat die hier angefertigt?« Der Blick des Prokurators schweifte wieder zurück zu Breaca. »Du bist Schmiedin?«
    »Ja.«
    »Und du hast die hier geschmiedet. Natürlich, natürlich...« Der Prokurator trat mit dem Fuß nach einem Bündel Speerspitzen. Laut scheppernd fielen sie auf den Boden und rutschten aus der Umschnürung aus Rohleder heraus, mit der sie zusammengebunden gewesen waren. »Eine Frau vom Stamme der Eceni, die Speere schmiedet und diese vielleicht sogar auch noch schleudert.« Er trat auf Breaca zu, umfasste ihr Kinn und zwang sie auf diese Weise, ihn anzusehen. »Warst du es, die den Gouverneur mit ihren Hexen-Speeren tötete?«
    Nein, das hat Airmid getan. Es ist der Träumer, der den Krieger ausmacht, nicht umgekehrt.
    » Ja«, erklärte Breaca.
    Der Prokurator betrachtete sie mit einer Mischung aus Faszination und Entsetzen. »Du weißt, welche Strafe darauf steht, ein Träumer zu sein?«
    »Es ist ziemlich genau die gleiche Strafe, glaube ich, die auch auf Aufruhr und Rebellion steht.«
    »Nicht ganz. Der Rebell wird erst noch ausgepeitscht, bevor er gehängt wird, der Träumer häufig nicht. Du gibst in jedem Fall beides zu?«
    Sie hatte diese Farce von einer Gerichtsverhandlung und das ganze Drum und Dran restlos satt. Im Grunde hätte sie ihm abermals ins Gesicht spucken sollen oder gegen den Einfall seines Volkes in ihr Land wettern. Stattdessen erwiderte sie müde: »Warum sollte ich es abstreiten? Ich bin ganz einfach das, was die Götter aus mir gemacht haben. Und es sind allein Eure Gesetze, nicht die ihren oder die meinen, nach denen ich irgendein Unrecht begangen haben soll.«
     
    Sie peitschten Cunomar, Ardacos und die drei Bärinnenkrieger aus, die jeder einen Söldner getötet hatten. Und die Sache wurde gründlich gemacht, von Männern, welche während ihrer fünfundzwanzigjährigen Dienstzeit in den Legionen selbst bereits etliche Male ausgepeitscht worden waren. Es war nicht leicht zu ertragen, bei der brutalen Misshandlung zugegen zu sein, das Ganze miterleben zu müssen, aber auch nicht vollkommen unmöglich.
    Wenn Breaca die Sonne betrachtete und der Krähe zuschaute, die trotz des Lärms weiterhin ungerührt Halme aus dem Reetdach zupfte und zu der Eiche hinübertrug, wenn sie ihre Aufmerksamkeit auf die Kolonne von Ameisen konzentrierte, die über den festgetretenen Erdboden der Siedlung krabbelten, wenn sie ihren Geist im Netz des Torques der Ahnen ruhen ließ, obgleich dieser schwieg, so als ob er auf etwas wartete - dann war es möglich, Zeuge des grauenvollen Geschehens zu sein, dann war es möglich, den Mut der Gefolterten anzuerkennen und nicht an die Schmerzen zu denken, die sie litten. Und doch waren diese nicht unbedingt schlimmer als jene Schmerzen, die auch eine schwere Kampfverletzung erzeugte, und alle Wunden, die sie jetzt bei der Auspeitschung davontrugen, würden später den Tod beschleunigen, was letztendlich nicht schlecht war.
    Nach einer Weile wandte Breaca ihre Aufmerksamkeit Cygfa zu, die am ganzen Körper zitterte, und sie versuchte angestrengt, sich etwas einfallen zu lassen, womit sie ihr helfen könnte. »Vielleicht sind sie bewaffnet«, sagte sie leise. »Es müsste doch irgendwie möglich sein, sich eines ihrer Messer zu schnappen und es einwärts zu drehen.«
    Mit erschreckender Gewissheit erwiderte Cygfa: »Sie werden mit Sicherheit nicht bewaffnet sein. Sie machen das hier schließlich nicht zum ersten Mal. Sie werden auf keinen Fall irgendein Risiko eingehen.«
    »Es tut mir Leid.«
    Daraufhin gab es nichts mehr zu sagen, und Breaca blieb nichts anderes übrig, als wieder auf den Boden zu starren, die Ameisen zu beobachten und sich abermals an die schweigende Ahnin zu wenden und sie zu fragen, warum jeder Teil ihrer Vision nun derart brutal und unwiederbringlich ausgelöscht wurde, wenn es doch einst so viel gegeben hatte, worauf sie hatten hoffen dürfen.
    Schließlich endete die Auspeitschung der männlichen Gefangenen,

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