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Die Seherin von Garmisch

Titel: Die Seherin von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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beiden Fremden in der Küche. Obwohl der Bredemaier gar
nicht mehr so fremd schien.«
    »Und was konntest du mir nicht am Telefon erzählen?«
    »Eigentlich … Es ist nicht sehr konkret, aber es war
sehr auffällig. Sie wollte grad was in den Mülleimer werfen, da merk ich, wie
sie zusammenzuckt. Heftig, als hätte sie was ganz Schlimmes gesehen. Und als
ich ihr helfen will, seh ich, dass sie das hier anstarrt.«
    Burgl zog eine Zeitung aus ihrer Handtasche und legte
sie auf den Tisch. Schwemmer runzelte die Stirn, es war die mit Högewalds
Terrorzellen-Schlagzeile. Aber Burgl blätterte kommentarlos darüber hinweg zum
Lokalteil und wies auf ein Foto am unteren Rand der Seite.
    »Sie erschreckt sich vor dem Bürgermeister?«, fragte
Schwemmer. »Ich dacht, ich wär der Einzige, dem das passiert.«
    Burgl zog die Nase kraus. »Jetzt red kein Schmarrn.«
    Schwemmer sah sich die anderen Personen auf dem Bild
an. Es stammte vom einem Richtfest. Neben dem Bürgermeister und dem Polier
standen eine Menge Leute, alle mit Stamperln in den erhobenen Händen, als
prosteten sie dem Betrachter zu. Neben etlichen lokalen Adabeis waren ein
übergewichtiger TV -Darsteller, die
Exgattin eines Exnationaltorhüters und der Bauherr zu sehen.
    Schwemmer kannte ihn. Professor Doktor Ambrosius
Zehetgruber. Auf den Neujahrsempfängen im Rathaus begegnete er ihm seit Jahren
regelmäßig. Er war nicht nur Professor Doktor, sondern darüber hinaus Dr. h.c.
mult. und betrieb eine Privatklinik für plastische Chirurgie. So erfolgreich,
dass der Anbau eines neuen Flügels nötig war, von dessen Richtfest das Foto
stammte.
    »Na gut. Johanna Kindel erschrickt vor diesem Bild«,
sagte Schwemmer. »Und was schließt du daraus?«
    »Gar nichts. Schlussfolgerungen sind dein Job.«
    Der Kellner brachte die Apfelschorle, und Schwemmer
wartete, bis er außer Hörweite war, bevor er weitersprach.
    »Ich freu mich ja sehr, mit dir zu Mittag zu essen,
aber was soll ich damit anfangen?«
    »Du hast gesagt, der Franzose war ein Profi«, sagte
Burgl.
    »Ja. Und weiter?«
    »Profis arbeiten für Bezahlung. Also muss ihn
irgendwer bezahlen.«
    »Und du meinst, derjenige wäre auf diesem Foto.«
    Burgl zuckte die Achseln. »Nimm es als Gedankenspiel.
Wenn du Genaueres wissen willst, müsstest du die Kindel schon selber fragen.«
    »Kannst du dir vielleicht vorstellen, dass ich sie
nicht fragen will ?«
    »Ja, natürlich. Aber wäre das klug?«
    Schwemmer wandte sich kopfschüttelnd seiner
Apfelschorle zu. »Ich weiß es nicht«, sagte er.
    »Du hast nicht gesehen, wie sie geschaut hat«, sagte
Burgl leise. »Bredemaier übrigens auch nicht.«
    * * *
    »Die Brandermittler gehen zur Zeit von folgendem
Szenario aus.« Dräger projizierte einen Grundriss an die Wand. »Im Proberaum gab
es aus noch ungeklärter Ursache einen Schwelbrand, der theoretisch schon
achtundvierzig Stunden zuvor ausgebrochen sein könnte. Im Nebenraum lagerten
sechs, möglicherweise auch acht Gasflaschen, von denen mindestens vier halb
leer waren. Frau Schieb erzählte uns, dass ihr Mann sie letzten Monat in
Mittenwald aus der Konkursmasse eines Schlossereibetriebes ersteigert hat. Es
gab eine Verbindung zwischen den beiden Räumen, die mit einem Maschengitter
verschlossen war. Proberaumseitig war die Öffnung durch einen an die Wand
genagelten Teppich kaschiert. Der Sauerstoffmangel verhinderte ein offenes
Ausbrechen, aber der Schwelbrand hat sich in den Nebenraum ausgebreitet.
Unmittelbar vor der Explosion hat dann jemand, nach Lage der Dinge war das
Walter Schieb, die Tür zum Nebenraum geöffnet. Die Tür öffnete nach innen und
dürfte ihm vom Luftstrom sofort aus der Hand gerissen worden sein. Der
plötzlich einströmende Sauerstoff verursachte einen heftigen,
verpuffungsartigen Ausbruch des Feuers, durch den wiederum die Gasflaschen zur
Explosion gebracht wurden. Schieb hatte keine Chance.«
    »Von einer absichtlichen Sprengung gehen wir also
nicht mehr aus?«, fragte Schafmann.
    »Nein.«
    »Finden die die Brandursache denn noch?«, fragte
Schwemmer.
    »Unwahrscheinlich«, sagte Dräger. »Brandstiftung ist
weder auszuschließen noch zu belegen … Damit zu den Spuren am Tatort Reschberg.
Das Unwichtigste zuerst: Die grünen Krümel waren tatsächlich Haschisch. Bei den
Haaren ist der erste DNA -Abgleich
fertig. Es stammt von dem nach wie vor flüchtigen Georg Schober, dessen
Fingerabdrücke wir ja auch schon auf dem Plastikteilchen gefunden hatten.«
    Kommissar Schröpfer, der

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