Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Seherin von Garmisch

Titel: Die Seherin von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
Vom Netzwerk:
spielen hier kein
Spiel. Es könnte sehr teuer für Sie werden.«
    Schibbsie starrte in die Ecke und reagierte nicht.
Schafmann lehnte sich zurück und verschränkte entspannt die Hände hinter dem
Kopf.
    »Wissen Sie, was der Unterschied zwischen Ihnen und
mir ist? Wenn ich hier rumsitze, werde ich dafür bezahlt. Wir können das
ziemlich lange durchziehen, Herr Schieb.«
    Schibbsie blieb unverändert reglos und stumm und sah
niemanden an. Nach einer Weile drehte Schafmann sich zu Severin.
    »Was genau ist eigentlich Grindcore?«, fragte er.
    * * *
    Burgl sah ihn froh und erleichtert an, als er durch
die Tür trat, und das tat ihm gut. Sie kam auf ihn zu, küsste ihn auf den Mund
und nahm ihm dann die Jacke ab, etwas, das sonst eher selten passierte.
    »Wie geht es dir?«, fragte sie ernst.
    »Knapp vier minus, würd ich sagen.« Schwemmer rieb
sich ausgiebig den Nacken.
    »Hast du Hunger?«
    »Nein. Ich hab überhaupt keinen Appetit. Ich hoffe, du
hast nicht gekocht.«
    »Ich hatt mir schon so was gedacht. Wenn du doch was
möchtest, sag Bescheid, dann mach ich uns schnell ein paar Nudeln.«
    »Vielleicht nachher …« Er setzte sich an den Küchentisch
und merkte, wie die Anspannung des Tages abfiel, dabei aber leider Platz machte
für das Gefühl, überhaupt nicht fit zu sein.
    »Möchtst was trinken? Ich hab Tegernseer im
Kühlschrank.«
    Er horchte in seinen Körper hinein und erhielt die
Auskunft, dass keinerlei Interesse an Alkohol bestand, in welcher
Darreichungsform auch immer, auch nicht in kleinen Mengen.
    »Ich glaub, ich möchte in die Wanne«, sagte er, und
Burgl ging sofort die Treppe hinauf, um im Bad Wasser einlaufen zu lassen.
    »Ich muss morgen früh nach Nürnberg«, sagte er, als
sie wieder neben ihm saß.
    »Warum das denn? Und wann?«
    »Um halb neun da sein.«
    »O Gott! Da musst du ja vor sechs los!«
    Er nickte müde und fühlte sich von Minute zu Minute
schlechter. Die Vorstellung, um fünf aufstehen zu müssen, hätte allein
gereicht, dass er sich krank fühlte. Eigentlich bräuchte er als pathologischer
Morgenmuffel ein Attest, das ihn von Terminen vor halb zehn freistellte. Aber
krankschreiben lassen könnte er sich sowieso.
    Der Konjunktiv bringt einen nirgendwohin, dachte er.
    »Was machst du in Nürnberg?«, fragte Burgl.
    »Ich treff mich mit einem vom BKA . Wegen deinem Freund Bredemaier. Schönen Gruß von
Magdalena Meixner, übrigens. Wusstest du, dass die ein Kind kriegt?«
    »Ja«, sagte Burgl. »Jetzt lenk nicht ab. Was ist mit
Bredemaier?«
    Er sah ihr in die Augen und hob den Zeigefinger an die
Lippen.
    »Ja, schon klar«, sagte sie und verdrehte die Augen.
»Jetzt erzähl schon.«
    Natürlich wusste sie, dass er ihr nichts von alldem
erzählen durfte, aber genauso wusste er, dass er sich auf ihre Verschwiegenheit
verlassen konnte. Und oft genug hatte ein Rat von ihr ihn auf die richtige Spur
oder zumindest den richtigen Weg gebracht.
    »Allzu viel gibt es noch nicht«, sagte er. »Der
Kollege vom BKA wollte am Telefon
nicht drüber reden. Natürlich nicht. Die wissen, warum. Deshalb treffen wir uns
morgen. Er wollte, dass ich nach Wiesbaden komme, aber ich hab Nürnberg
rausgehandelt. Müsste ungefähr auf der Hälfte liegen.«
    »Ja, aber irgend was muss es doch geben.« Sie
rückte zu ihm heran und massierte seinen Nacken. Er grunzte wohlig, obwohl er
wusste, dass es ein Bestechungsversuch war.
    »Bredemaier arbeitet mit jemandem zusammen, den wir
nicht kennen. Man kann ihm also nicht trauen. Dieser Ansicht ist das BKA auch. Und zwar so massiv, dass sie
ihn observieren.«
    Er berichtete von dem Blonden, der allem Augenschein
nach von Bredemaier vor den Kollegen gewarnt worden war und sich dann einer
Überprüfung durch Flucht entzogen hatte. Und zwar durch eine Flucht, die durch
ihre Chuzpe ziemlich beeindruckt hatte. Die Kollegin Würzbach war natürlich
nicht die allerdurchtrainierteste – aber dass ein Verdächtiger klaren Kopfes
einfach davonrannte, ohne Anzeichen von Hektik oder Nervosität, sondern einfach
immer weiterlief, weil er sich sicher war, nicht eingeholt zu werden – das
hatte Schwemmer schon imponiert.
    »Vielleicht war das ja auch ein Profi«, sagte Burgl.
    * * *
    »Nein«, sagte Schafmann ins Telefon. »Dann muss der
Elternabend eben mal ohne uns stattfinden … Ich weiß … Ja. Aber ich bin eben kein Finanzbeamter, ich muss auch mal länger … Schatz, wenn es dich
tröstet: Die statistische Wahrscheinlichkeit, dass wir in Garmisch noch

Weitere Kostenlose Bücher