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Die Seherin von Garmisch

Titel: Die Seherin von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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Öffentlichkeit
jeden Tag besorgter, was die Kripo Garmisch eigentlich zu verbergen habe.
    Ganz gut, dass er sich die Zeitung an der Tankstelle
gekauft hatte. Sie hatte ihn wacher gemacht als jede Tasse Kaffee. Das Handy in
der Freisprecheinrichtung läutete. Es war Schafmann.
    »Geht’s schon?«, fragte er.
    »Muss«, antwortete Schwemmer. »Nutzt ja nix.«
    »Schon Zeitung gelesen?«
    »Kein Kommentar.«
    »Was treibst du eigentlich? Wieso musst du nach
Nürnberg?«
    »Irgendwie möchte ich am Telefon nicht drüber reden …
Ich hab dir einen Ausdruck ins Fach gelegt. Wirst du da draus schlau?«
    »Halbwegs.«
    »Die markierten Nummern sind die relevanten.«
    »Die relevanten? Die von Bredemaier?«
    Schwemmer brummte unzufrieden. »Erwähn den Namen nicht
am Telefon.«
    »Ja, sag mal? Wirst jetzt paranoid?«
    »Würd ich nicht so sehen. Nicht in diesem Fall.«
    »Na schön … Über was darf ich denn reden?«
    »Wie war’s mit Herrn Schieb?«, fragte Schwemmer. »Hat
er was gesagt?«
    »Er wollte überhaupt nichts sagen. Aber ich bin dabei,
ihn weichzuklopfen.«
    »Wie?«
    Schafmann lachte leise und ein bisschen
selbstzufrieden. »Wir haben bei der Durchsuchung seines Zimmers insgesamt
sieben Gitarren gefunden. Zwei, die er regelmäßig spielt, und fünf
Sammlerexemplare. Da hab ich eingehakt.«
    »Muss ich das verstehen?«
    »Nein. Mein Bruder hat so ein Schätzchen zu Hause
unter dem Bett liegen. Seit sein drittes Kind da ist, hat er nicht mehr drauf
gespielt. Wie ich ihn kenne, holt er sie einmal im Monat raus, guckt sie an und
weint. Als ich das Modell genannt habe, hat Herr Schieb mir zweieinhalbtausend
Euro dafür geboten. Ohne sie gesehen zu haben. Das war der erste
zusammenhängende Satz, den er gesagt hat.«
    Schafmann amüsierte sich hörbar.
    »Will dein Bruder die denn verkaufen?«
    »Ach was! Darum geht’s doch gar nicht. Der Schieb
glaubt, das wäre meine. Der Kindel übrigens auch. Wir reden jetzt quasi von
gleich zu gleich miteinander. Unter Musikern.«
    »Und wenn er die Gitarre sehen will?«
    »Kriegt er. Die hab ich heut Morgen noch bei meinem
Bruder abgeholt.«
    »Und der gibt die dir einfach so? Wo die so wertvoll
ist?«
    »Wo denkst du hin? Mein Bruder hätte die nie
rausgerückt. Aber seine Frau. Ich musste ihr nur sagen, wo das Gebot steht.«
    »Aha … Den Kindel hast wieder nach Haus geschickt?«
    »Klar. Die Isenwald rückt keinen Haftbefehl raus für
ihn. Und wegen Dummheit darf ich ihn ja nicht einlochen.«
    »Leider … Was ist denn mit diesem USB -Dings?«
    »Schlechte Nachrichten. Das Passwort haben sie zwar
geknackt, aber der Inhalt ist auch verschlüsselt.«
    »Heißt was?«
    »Wir kommen nicht dran. Keine Chance.«
    »Keine Chance? Die tönen doch immer so rum!«
    »So wie ich das verstanden habe, kann man das nur auf
dem Rechner lesen, auf dem es auch gespeichert wurde.«
    »Cherchez la PC «,
sagte Schwemmer. »Hinter jedem großen Mann steht eine große Frau. Und hinter
jedem großen Problem steckt ein verdammter Computer.«
    »Manchmal könnte man glauben, du bist
technikfeindlich.«
    »Ich hab keinen Laptop, und ich hab keine Lederhose.«
    »Und das traust du dich am Telefon zu sagen?«
    »Meine nächste Beförderung ist seit gestern sowieso im
Eimer«, sagte Schwemmer.
    * * *
    Danni grinste. »Du schaust aber komisch aus auf dem
Foto«, sagte sie. »Du bist ja ganz weiß im Gesicht!«
    Sie nahm die Zeitung hoch und zeigte ihrem Bruder das
Foto.
    Severin sagte nichts. Er saß mit finsterer Miene da
und rührte seinen Kaffee nicht an.
    »Was ist denn eine linke Terrorzelle?«, fragte Danni.
Sie erhielt keine Antwort, worauf sie sich leicht beleidigt mit ihrem
Nutellabrot beschäftigte.
    Durch die geschlossene Küchentür hörten sie gedämpft
Severins Handy klingeln, das an der Garderobe in der Tasche von Johannas schwarzem
Mantel steckte.
    Severin rührte sich nicht.
    »Willst ned drangehn?«, fragte Johanna.
    Er schüttelte den Kopf. Das Läuten hörte auf. Mit
einer so plötzlichen Bewegung, dass Johanna und Danni zusammenfuhren, riss er
die Zeitung vom Tisch, knüllte sie zusammen und schmiss sie wütend gegen das
Küchenfenster, wo sie abprallte und dann in dem Kaktus auf der Fensterbank
hängen blieb.
    Johanna stand wortlos von ihrem Stuhl auf, zog sie aus
den Stacheln und warf sie in den Mülleimer.
    »Das ist doch Altpapier«, sagte Danni zaghaft.
    »Na. Des is Müll«, antwortete Johanna.
    »I muss nachher zur Polizei«, sagte Severin.
    »Scho wieder?

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