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Die Seherin von Garmisch

Titel: Die Seherin von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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Warum?«
    Severin zog die Schultern hoch, als friere er.
    »Der Schafmann, der denkt, i war a dabei.«
    »Kommst ins Gefängnis?«, fragte Danni.
    »Danni! Nu red ned so an Schmarrn, Kind!« Johanna war
lauter geworden, als sie beabsichtigt hatte, und Danni stiegen die Tränen in
die Augen.
    »Ah, komm her, war ned so gmeint«, sagte Johanna. Sie
ging um den Tisch herum und nahm ihre Enkelin in den Arm.
    »I geh ned in d’ Schul heut«, sagte Severin leise.
    Johanna setzte sich neben Danni auf die Bank.
    »Was meint ihr, solln mir drei mal miteinand fort? Für
a Woch oder zwoa?«
    »Fort?« Danni sah sie freudig überrascht an. »Ans
Meer?«
    * * *
    Schwemmer bog auf den Parkplatz des Vier-Sterne-Hotels
und stellte den Motor ab. Er fuhr sich mit den Händen durch die Haare, bevor er
ausstieg. Es waren nicht ganz elf zäh fließende Kilometer gewesen, aber es
hatte gereicht. Einen Vorteil hatte die lange Fahrt gehabt. Er hatte zum ersten
Mal seit Tagen in Ruhe nachdenken können. Und es hatte sich gelohnt. Nun hatte
er wenigstens eine Meinung, was die Motivlage anging. Eine Arbeitshypothese,
mehr nicht, aber das war mehr, als er bisher gehabt hatte.
    Draußen reckte er sich und machte ein paar Kniebeugen,
um seinen Kreislauf in Schwung zu bringen, bevor er in das Hotel ging. Direkt
neben dem Eingang auf dem Behindertenparkplatz stand ein schwarzer Audi A6 mit
Wiesbadener Kennzeichen. Schwemmer betrat das Foyer. Dort fragte er die junge
Dame hinter dem Tresen nach Polizeidirektor Frohnhoff, und sie leitete ihn
zuvorkommend ins Restaurant. Die meisten Tische waren mit frühstückenden
Hotelgästen besetzt. Seine Führerin wies auf einen kleinen runden Tisch am Fenster.
An dem Tisch saß ein massiger, vollbärtiger Mann in einem Rollstuhl. Er
begrüßte Schwemmer mit einem knurrigen »Morgen«, wies auf den freien Stuhl und
beschäftigte sich dann damit, eine Semmel mit Leberwurst zu bestreichen.
    Schwemmer legte ab. Ein Kellner erschien und nahm
seine Bestellung auf, noch bevor er sich setzen konnte. Frohnhoff schwieg, bis
der Mann verschwunden war.
    »Sie sind spät«, sagte er dann mit einer
Bud-Spencer-Stimme.
    »Verkehr«, sagte Schwemmer.
    »Früher losfahren«, sagte Frohnhoff.
    Du mich auch, dachte Schwemmer. Wer wollte sich denn
um diese Uhrzeit treffen? Ich etwa? »Lassen Sie es uns kurz machen«, sagte er
laut. »Was ist mit Bredemaier?«
    Frohnhoff trank geräuschvoll aus seiner Tasse und
schenkte sich dann aus der Porzellankanne auf dem Stövchen schwarzen Tee nach.
    »Weiß ich nicht«, sagte er.
    »Warum wird er beschattet?«.
    »Weil ich wissen will, was mit ihm ist.«
    »Herr Kollege …« Schwemmer rieb sich die Nasenwurzel.
    Frohnhoff wischte sich mit der Serviette den Mund ab.
»Präzise Fragen«, sagte er dann, »sind das A und O.«
    Schwemmer starrte ihn an.
    Frohnhoff grinste nachsichtig. » Noch eine
Frage?«
    Schwemmer stand auf und griff nach seinem Mantel.
Frohnhoff sah ihm gelinde überrascht zu. Der Kellner, der gerade Schwemmers
Kännchen Kaffee brachte, ebenfalls. Frohnhoff wies erneut auf den Stuhl.
    »Setzen Sie sich wieder hin. Ich habe verstanden.« Es
klang nicht wirklich versöhnlich, aber immerhin verhandlungsbereit.
    Schwemmer warf den Mantel wieder auf den freien Stuhl
und setzte sich. Der Kellner, dem das Ganze sichtbar gleichgültig war,
servierte und verschwand wieder. Schwemmer schenkte sich Kaffee ein.
    »Bredemaier«, sagte Frohnhoff mit halb vollem Mund,
»hat Kontakte, die uns nicht gefallen.«
    »Welcher dieser Kontakte betrifft meinen Fall?«, fragte
Schwemmer und griff nach seiner Tasse.
    »Es gab vor acht Tagen einen Anruf von einer
Mobilnummer, die sich in Garmisch befand.«
    »Wo?«
    »Details gleich schriftlich. Lassen Sie uns erst
frühstücken.«
    Er aß schweigend, während Schwemmer auf seinen Leberkäs
mit Spiegelei wartete. Als der Kellner es lieferte, war Frohnhoff gerade mit
seinen Semmeln fertig und griff in seine Aktentasche, die neben ihm auf dem
Boden stand. Er legte Schwemmer eine dunkelgrüne Kunststoffmappe hin, die ein
ziemliches Gewicht hatte.
    »Das sind die Verbindungsdaten von Bredemaiers Handys,
der letzten drei Monate. Einen Teil davon haben Sie gestern schon bei
Hauptkommissar Schneider erbeutet.«
    »Die Frage nach einer eventuellen
Gerichtsverwertbarkeit spar ich mir«, sagte Schwemmer und nahm einen Bissen
Leberkäse.
    Frohnhoff lachte laut und basslastig. »Ich bitte
darum. Das sind Zahlen auf Papier, weiter nichts. Es steht nicht

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