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Die Seherin von Knossos

Die Seherin von Knossos

Titel: Die Seherin von Knossos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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Thema Trunkenheit am Ruder, dachte Chloe -, versiegelte die Frau das Gefäß und versenkte es erneut im Wasser.
    Sie saßen in der stillen Nacht und ließen sich treiben, doch jetzt hatte sich das Schaukeln gemildert, und Chloe ging es viel, viel besser.
    »Es dauert noch einen guten Dekan, Herrin«, sagte die Alte. »Leg dich hin und ruhe dich aus, dann wird dir das Wippen weniger zusetzen.« Plötzlich todmüde, lehnte sich Chloe mit dem Rücken gegen die Reling und ließ den Kopf zurücksinken, um zu den Sternen aufzustarren.
    Kosmische Geografieprüfungen spukten durch ihre Träume.
    Cheftu war schlecht gelaunt, und er spürte, wie sich sein Körper vor Zorn anspannte, als er mit Nestor und Dion durch die Gärten zu Dions Gemächern spazierte, nachdem sie sich endlich einer schwer berauschten und provozierenden Himmelskönigin entledigt hatten.
    Die Aztlantu konnten den Ägyptern noch einiges beibringen, was das Feiern betraf, stellte Cheftu grimmig fest. Ein ganzer Rattenschwanz von Männern und Frauen heftete sich an Dions Fersen, als sie durch die von Lampen erhellten Kammern gingen, wo der Gestank nach Essen, Sex und Schweiß sogar den Putz an den Wänden durchtränkte.
    Chloe und Dion. Cheftu biss die Zähne zusammen.
    Dion hatte ihm lachend erklärt, sie sei eine Nymphe mit eifersüchtigem Vater und äußerst schüchtern, darum habe sie ihr Ge-sicht verborgen. Wieso hatte Chloe im Garten so getan, als sei sie Dions Geliebte? Wieso war sie mit Dion gegangen und hatte nicht an der Pyramide auf ihn gewartet? Hielt sie ihn für so beschränkt, dass er wie alle anderen glaubte, sie sei verschwunden? Er hätte sie beschützt; es war nicht nötig, sich an einen anderen Mann zu wenden. Unter dem schweren Duft von Geißblatt hatte Cheftu zugehört, wie Dion seine Lügen über Chloe spann. Cheftu hatte sich ein Lächeln abgerungen und begriffen, dass Geißblatt fortan für ihn nach Lüge duften würde.
    Die Tür zu Dions Gemächern schwang auf. Auserlesene Frauen jeder Fasson schlenderten herum, tranken Wein, poussierten und flirteten mit den versammelten Männern.
    Cheftu nahm einen Rhython mit Wein entgegen, lehnte aber die Blütenblätter ab, die er alle kauen sah. Auch wenn er sich dabei ungewöhnlich selbstgerecht, heuchlerisch und prüde vorkam, verweigerte er die angebotenen Spaziergänge im Garten, die Küsse und ... alles andere. Keine Frau reizte ihn. Außer Chloe, dachte er. Ganz gleich, welchen Körper sie gerade bewohnte.
    »Machst du dir nichts aus Frauen?«, erkundigte sich Dion, der neben ihm saß. Auch wenn Dion ein Ehrenmann zu sein schien und ein vernünftiger, gescheiter und fröhlicher Begleiter war, machte er Cheftu nervös.
    »Heute Nacht nicht«, antwortete Cheftu.
    Dion beugte sich zu ihm herüber. »Wünschst du dir noch mehr? Etwas anderes?« Die Augen des Mannes glänzten, und Cheftu fühlte sich noch unwohler.
    »Ach ja, ich glaube, ich sehe da drüben eine blonde Nymphe.« Hastig stand er auf.
    »Iii, Lorbeer.«
    Dicht gefolgt von Dion, ging Cheftu langsam auf sie zu.
    »Herrin«, sagte Dion zu ihr. Sie unterhielt sich gerade mit einer anderen Frau, doch beide verstummten schlagartig. Cheftu bemerkte, dass ihre Zähne fleckig waren, eine Nebenwirkung der Blüte, die sie gerade kaute. Sie starrte bewundernd zu Dion auf. »Der Spiralenmeister hat dich für heute Nacht erwählt.« Dion liebkoste ihre rosige Wange. »Mach ihn glücklich für mich, Lorbeer, ja?«
    Sie schüttelte den Kopf, und Dion hob mit dem Finger ihr Kinn an, während ihre großen braunen Augen verzückt sein Gesicht abtasteten. »Ihm Freude zu schenken, heißt, mir Freude zu schenken, Lorbeer. Und du möchtest mir doch Freude schenken, oder?«
    Ihr grünäugiger Blick kam auf Cheftu zu liegen, und ihm war klar, dass sie in dieser Nacht weder Freude schenken noch empfinden würde. Sie war nicht Chloe.
    Sie streckte ihm die kleine Hand mit den Blütenblättern darin entgegen.
    »Kreenos«, sagte Dion. »Für die sanfte Erweiterung deiner Sinne, mein Freund. Nimm, es wird dir nicht schaden.« Cheftu zog eine Braue hoch, und Dion schränkte ein: »Nun ja, ein einziges Mal wird dir nicht schaden.« Er beugte sich vor und flüsterte Cheftu ins Ohr: »Eine Warnung, Ägypter, sie setzt ihre Zähne ein. Gib Acht, es sei denn, du liebst den Schmerz in der Ekstase?«
    Cheftu fühlte sich unbeschreiblich unwohl. Er brummelte etwas nichts Sagendes, und Dion entfernte sich. Lorbeer nahm seine Hand und zog ihn fort. Sie sollte ruhig

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