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Die Seherin von Knossos

Die Seherin von Knossos

Titel: Die Seherin von Knossos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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Goldenen zu lindern. An alle Sippen, auch auf Irmentis’ kleine Insel, wurden Vögel ausgesandt. Niko hielt seinem Cousin die Hand, während der Trommler den Schlag für die Ruderer vervierfachte. Die Nacht senkte sich bereits herab und umklammerte in der Schlucht die Aztlantu mit langen Schatten, wie um sie in die zunehmende Dunkelheit hineinzuziehen.
    Phoebus erwachte, als er sich umzudrehen versuchte. Ihm war heiß, kalt, er war einsam, er hatte Schmerzen. Draußen glühte der neue Mond, wie um ihn daran zu erinnern, dass er noch am Leben war. Er wusste, dass sein Atem flach ging, zu flach. Diesmal ist es nicht wie in der Pyramide, dachte er. Diesmal werde ich nicht nach drei Tagen unverletzt aufwachen.
    Irmentis! schrie seine Seele. Bitte, ich will dich noch einmal sehen, nur ein einziges Mal! Er spürte, wie sein Körper nach unten sackte, immer schwerer wurde, während seine Psyche sich erhob, um ihn zu verlassen. Er versiegelte die Lippen und kniff die Augen zu. Er musste am Leben bleiben, allein schon, um Irmentis noch einmal zu sehen. Er konnte nicht sterben, ohne noch einmal in ihr Gesicht geblickt zu haben.
    Mit äußerster Konzentration holte er seine Seele zurück, bis er sich ganz und gar auf seine Schmerzen konzentrierte und seinen Geist durch Fesseln aus Blut und Schmerz an den Körper kettete.
    Niko weigerte sich, den blutigen Leib des Goldenen Stiers anzusehen. Sein Herz schlug grauenvoll langsam, die Tücher um seinen Leib waren blutgesättigt. Durch das Ruckeln beim Anlegen und Tragen hatte sich der Ast gelockert, der auf wunderbare Weise wie ein natürlicher Pfropfen in der Wunde gesessen hatte. Das Schiff hatte alle bis auf eine Notbesatzung und den ägyptischen Arzt an Land zurückgelassen. Ein starker Wind hatte sie mit Leichtigkeit zur Insel zurückgeweht.
    Gerade rechtzeitig, damit Phoebus auf Aztlan sterben konnte.
    Irmentis’ Schreie zerrissen die Luft. Sie wurde mit Gewalt von zwei stämmigen Seeleuten zurückgehalten. Ihre Hunde zerrten an der Leine, die von einer verängstigten Nymphe gehalten wurde. Irmentis’ Gesicht war tränenfleckig. »Rettet ihn!«, brüllte sie. »Nehmt mich! Aber rettet ihn!«
    Hätte Niko eine Möglichkeit gesehen, ihr Leben für das des
    Goldenen zu nehmen, hätte er es ohne mit der Wimper zu zuk-ken getan. Dieser Emporkömmling von Spiralenmeister beobachtete die ganze Szene, und als ihre Blicke sich trafen, erkannte Niko, dass der Ägypter sich bereits mit Phoebus’ Tod abgefunden hatte.
    Nikos Augen wurden schmal, und er winkte den Seesoldaten, Irmentis und ihre Hunde wegzubringen. Er würde sich gleich mit ihr im Megaron treffen. Aber erst musste er dafür sorgen, dass Hreesos nicht starb.
    Er winkte den Ägypter zu sich.
    Mit geballten Fäusten fuhr Irmentis den Spiralenmeister an: »Er stirbt! Du mit deinen ausländischen Methoden musst doch etwas unternehmen können?« Ihre Hunde hockten hinter ihr, die traurigen Augen auf den Ägypter geheftet.
    Der Ägypter seufzte. »Er hat zu viel Blut verloren. Seine Wunden sind zu schwer. Vielleicht würde er nie wieder laufen können.«
    »Was ist mit dem Elixier?«
    »Welchem Elixier?«
    Niko verkniff sich ein Lächeln. Zwei Dinge wusste der Ägypter nicht. Niko hingegen schon, und Irmentis hatte Recht, sie konnten Phoebus das Elixier verabreichen.
    »Wer wird Hreesos, wenn du Phoebus sterben lässt?«
    Irmentis’ Stimme kippte über, und aus ihrem Tonfall hörte man Ileanas Temperament. »Nestor ist nicht Manns genug, Aztlan zu führen, die Oberhäupter der Sippen werden gegen ihn rebellieren. Das könnte einen Bürgerkrieg bedeuten, Spiralenmeister. Du hast geschworen, das Imperium zu beschützen. Phoebus ist das Imperium.«
    Niko dachte über ihre Worte nach, während der Ägypter noch zu überlegen schien. Als gäbe es da noch etwas zu überlegen! Der Ruhm, der Jahrhunderte gebraucht hatte, um sich zu entfalten und zu reifen, fiel wie Asche auf ihre Köpfe herab.
    Nestor war ein netter junge, aber bestimmt kein Herrscher. Die Oberhäupter würden sich gegen ihn zusammenrotten.
    »Wenn er Blut braucht, dann gib ihm meines«, sagte sie.
    Cheftu erbleichte.
    Irmentis sah ihn durchdringend an. »Ich weiß, dass man mich für krank hält, aber abgesehen von ... ein paar Kleinigkeiten bin ich gesund wie ein junges Kalb. Ich bin von reinem Blut, Spiralenmeister. Ileana und Zelos sind meine Eltern. Es wäre das reine Blut der olympischen Sippe.«
    »Du sprichst Unsinn, Nymphe«, widersprach Spiralenmeister ohne

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