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Die Seherin von Knossos

Die Seherin von Knossos

Titel: Die Seherin von Knossos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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innere Überzeugung. »Das geht nicht.«
    »Doch, es geht«, sprudelte Niko heraus. Er kam zu ihnen. »Ich weiß von Experimenten. Ich weiß, dass man das Blut eines Wesens nehmen und in ein anderes leiten kann.« Irmentis kniete vor Cheftu nieder, der geschmeidige Leib von Muskeln und Sehnen gezeichnet und mit dem Blau ihrer Adern getönt. Sie nahm seine ägyptischen Hände in ihre eigenen, vom Sonnenlicht vernarbten.
    Spiralenmeister blickte von ihr zu Niko. »Und wenn er dadurch deine Empfindsamkeit gegen die Sonne übernehmen würde? Aztlan ist ein Imperium der Sonne, wie sollte er da regieren? Würden eure Sippenangehörigen einem Goldenen König trauen, der das Tageslicht scheut?«
    »Nekros herrscht ohne Probleme aus der Dunkelheit über seine Sippe«, sagte Niko. »Und Irmentis lebt friedlich im Dunklen.«
    Sie drückte seine Hände zusammen und blickte mit großen, schwarzumwimperten Augen in sein Gesicht auf. »Lieber ein Herrscher im Dunkel als gar kein Herrscher, Spiralenmeister. Du musst handeln! Eben jetzt, während wir hier streiten, tritt Phoebus seine Reise an.«
    Der Mann seufzte. »Ich weiß nichts von dieser Prozedur, Blut zu entnehmen und zu ersetzen.« Er sah Niko hilfesuchend an.
    Niko wandte sich an Irmentis. »Wir werden dein Blut nehmen und probieren, Hreesos wieder zum Leben zu erwecken.«
    Sie erhob sich. »Und das Elixier?«
    »Nein!
    Keine unerforschten Mittel!«, befahl der Spiralenmeister. Niko brachte Irmentis mit einem Blick zum Schweigen.
    Sie machte auf dem Absatz kehrt, rief nach ihren Hunden und schnippte nach den Leibeigenen. Mit gesenkter Stimme erteilte sie ihnen Befehle, dann drehte sie sich zu Niko um.
    »Phoebus’ Sonne geht bereits unter. Eilt!«
    Wenn wir ihm das Elixier geben, dachte Niko, wird er alle Zeit der Welt haben.
    Cheftu beobachtete, wie Niko die Temperatur des Goldenen prüfte. Phoebus’ rasselnder Atem erfüllte den Raum, und Cheftu sah schwarzes Blut aus der Bauchwunde quellen. Cheftus Instinkte sagten ihm eindeutig, dass der Hreesos von Aztlan sterben würde.
    Vielleicht war der Tod dem Leben in dem Wrack eines Körpers ohnehin vorzuziehen, dachte Cheftu, während sein Blick über die Verbrennungen und das zerschmetterte linke Bein wanderte.
    Die Tür sprang auf, und er sah hoch. Irmentis’ Gesicht war unnatürlich gerötet, und ihr Blick huschte im Raum umher. Wenigstens hatte sie ihre Hunde draußen gelassen. Mit der linken Hand drückte sie einen Korken auf die Amphore in ihrer Schärpe. Was war das?
    Sie trat an Phoebus’ Seite und liebkoste sein Gesicht, seinen Körper mit Blicken. »Niko hat ein Heilmittel.«
    »Ein Heilmittel?« Cheftu schnaubte. »Phoebus ist praktisch durchbohrt worden, Herrin! Nur die Götter selbst könnten ihn retten. Und selbst sie könnten ihn nicht unversehrt wiederherstellen.«
    »Die Götter«, wiederholte sie leise, den Blick fest auf ihren Bruder gerichtet. »Zelos ist ein Gewordener Gott. Er ist athanati. Blickst du auf ihn, Pateerasi Wirst du zulassen, dass dein
    Goldener Sohn vor seinem Megaloshana’a stirbt?« Ihre Stimme klang so flach, dass Cheftu Angst bekam, sie könnte von einem Anfall ergriffen werden.
    »Spiralenmeister Cheftu?«
    Nestor stand in der Tür, und hinter ihm wartete eine Schlange von Leibeigenen, die mit allen möglichen Gerätschaften beladen waren.
    »Das hier ist ein Krankenzimmer«, wehrte sich Cheftu entrüstet. »Mein Patient braucht Gebete und Frieden, keinen Aufmarsch an seinem Bett!«
    »Wir brauchen das alles, um Blut zu übertragen.« Niko trat in den Raum und dirigierte die Leibeigenen an ihre Plätze. »Gleich wird alles aufgebaut sein, Ägypter. Falls wir dich stören, dann tritt bitte in den Gang hinaus.«
    Cheftu sah auf Nestor, der die Geräte im Zimmer aufstellte:
    Spulen mit feinem Draht, Verbände, Nadeln und wächserne Gefäße. Mit mühsam gezügeltem Zorn verbeugte sich Cheftu knapp und trat in den Gang. Eine Gruppe von Leibeigenen mit einem niedrigen Bett huschte an ihm vorbei, dann folgten ein paar Kela-Tenata. Er lief die Treppe hinunter, entdeckte Dion und packte ihn am Arm. »Weißt du darüber Bescheid?«
    »Über die Übertragung? Ja.«
    »Ist das schon früher versucht worden?«
    Dion seufzte und schlug seine Hände über Cheftus. Verwirrt zog Cheftu seine Hände zurück. »Ja. Ist es.«
    »Hat der Patient überlebt?«
    Dion wandte den Blick ab. »Ja. Er hat.«
    »Ich kann das nicht mitmachen«, erklärte Cheftu steif.
    »Weder weiß ich von einer solchen Praxis,

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