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Die Seherin von Knossos

Die Seherin von Knossos

Titel: Die Seherin von Knossos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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wollte.
    Ihre Kleider waren triefnass, darum hatte sie, nachdem sie ergebnislos an den Säumen ihres Rockes gezerrt hatte, beschlossen, ihn ganz auszuziehen und nur die Schürze anzubehalten. Sie bedeckte sie vorn und hinten, da sie sich in einem Bogen von den Hüften zu den Knien und wieder aufwärts schwang. Wie geschaffen zum Turnen und tausendmal kühler.
    Sie hatte ihr Haar zusammengedreht und hoch genommen, wie sie es unzählige Male bei Cammy gesehen hatte, doch sie hatte nichts, um es festzustecken. Mit dröhnendem Schädel ließ sie sich an der Wand herabgleiten, während sich ihre Tränen mit dem Schweiß auf ihren Wangen mischten.
    Das letzte Labyrinth war als Viereck mit Hakenkreuz angelegt gewesen, das Erste als fünfzackiger Stern mit einem Muster in Form eines griechischen Schlüssels darunter. Muster, Muster, diese Leute hatten es einfach mit mutierenden Mustern.
    Wie lange war sie schon hier? Die Ewigkeit dauert nur eine einzige lange Nacht, dachte Chloe. Eine einzige, nach Schwefel stinkende Nacht. Muster wirbelten hinter ihren geschlossenen Lidern herum, verwandelten sich von einem ins nächste.
    Griechischer Schlüssel, Wirbel, Hakenkreuz, Stern, Rose, Schlüssel, Wirbel.
    Unglaublicherweise saugte Cheftu ausgerechnet jetzt an ihren Fingern ... autsch! Das war gebissen! Chloe riss die Hand zurück und klatschte dabei mit einem Aufschrei auf Fleisch. Dunkelheit, Schwefel, Cheftu steckte nicht mit ihr in der Hölle. Chloe trat instinktiv um sich, doch dann wurde ihr Fußgelenk fest gehalten.
    »Wenn ich gewusst hätte, dass du noch lebst, Sibylla, hätte ich es nicht probiert«, sagte eine Frauenstimme. Chloe bemühte sich, sie einzuordnen - tief, rauchig, fast männlich. Sie hörte ein Winseln, das nichts Menschliches an sich hatte. Heißer Atem, lange, schlabbrige Zungen .
    »Ir- Irmentis?«
    »Wer hat dich hier reingeschmissen?«
    »Ileana.«
    Die Frau lachte verbittert. »Es wäre nur gerecht, wenn all die Skia, die sie geschaffen hat, sie gleichzeitig verfolgen würden.« Die Hunde hechelten. Auch Irmentis’ Hunde hatte man in das Labyrinth geworfen.
    »Wieso bist du hier?«
    »Die Kela-Tenata glaubt, ich hätte meinen Bruder getötet.«
    »Wen? Phoebus?«
    »Genau. Meinen Bruder.«
    »Er lebt. Es geht ihm gut.«
    Was für eine verdrehte Konversation, noch dazu im Dunkeln und mit Hundeatem im Gesicht!
    »Dann hat er mich hier zurückgelassen, um mich dafür zu bestrafen, dass ich sein Pothos nicht erwidert habe.«
    Chloe war nicht sicher, ob sie noch mehr über unwiderstehliches Verlangen hören wollte, deshalb stand sie auf, die Hände nach den heißen, pelzigen Leibern ausgestreckt.
    »Möchtest du etwas Wasser?«, fragte die Jägerin. Gierig kippte Chloe es hinunter.
    »Wie kannst du hier unten nur leben?«, fragte Chloe.
    Sie spürte Irmentis’ Achselzucken. »Ich habe immer im Dunkeln gelebt. Hier ist es eigentlich nicht anders als in meinem Wald. Ich habe meine Hunde«, erklärte sie liebevoll.
    Chloe hörte Stimmen in ihrer Nähe, gleich darauf Irmentis’ Schnüffeln, dann das Schnüffeln der Hunde.
    »Da stirbt jemand«, sagte sie. »Komm schnell.«
    Sind wir etwa das Friedhofs-Einsatzkommando? Chloe fragte lieber nicht, sie folgte Irmentis einfach, auch wenn sie keine Ahnung hatte, wie sie wohl helfen sollten. »Übrigens, woher hast du das Wasser?«
    »Die unterste Ebene. Dort gibt es einen Brunnen.«
    Chloe dachte, dass ein Brunnen auf der untersten Ebene eines Kerkers ziemlich unpassend angelegt war, während sie zu-gleich bemüht war, Irmentis und ihrer vierfüßigen Entourage durch die Dunkelheit zu folgen. Die Jägerin war ausgesprochen trittsicher, wohingegen Chloe über den wechselnden Untergrund taumelte und fortwährend versuchte, sich ihren Pfad vor Augen zu führen. Diese ständige Linksabbiegerei; das kannte sie irgendwoher. Was war das für ein Muster?
    Sie blieben stehen.
    »Hast du eine Klinge?«, fragte Irmentis durch die unabänderliche Dunkelheit. Chloe wurde allmählich nervös. Etwas stank, es war ein ekelhaft süßlicher Duft. Die Hunde drehten fast durch! »Meine haben sie mir weggenommen, bevor sie mich hinuntergestürzt haben«, erklärte die Frau.
    »Nein.«
    »Nun gut, du nimmst die andere Seite. Er ist bestimmt zäh, aber noch ziemlich frisch. Wir kommen den Hunden besser zuvor.«
    Bevor Chloes Verstand diese Äußerung zu deuten vermochte, hörte sie ein Geräusch, das sie nie wieder vergessen würde, das Geräusch von menschlichen Zähnen, die in

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