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Die Seherin von Knossos

Die Seherin von Knossos

Titel: Die Seherin von Knossos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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außer dem Luftdruck. Weingärten und Blumen wurden zu Boden gedrückt und waren zu Asche verbrannt, noch ehe sie auf dem Boden aufkamen, so als wollten sie sich gehorsam vor der zürnenden Erde verneigen. Rote, schwarze und weiße Steinbauten wurden unter Apis’ Hufen zermalmt.
    Chloe und Cheftu sahen mit an, wie fünf Millionen Kubikmeter Fels aus dem Berg geschleudert wurden. Höher und höher waberte die ungeheure rot-schwarze Wolke und vergrößerte sich dabei mit jedem Atemzug. Wie Wasser schoss sie den Abhang hinab. Die Wolke verzweigte sich wie eine Tanne mit breiter Krone, bis der glühende Tod mit seinen Verästelungen den gesamten Horizont umfasst hielt.
    Und damit auch sie.
    Cheftu zerrte Chloe fort, die Stufen hinab, durch die drängelnden, schubsenden Menschen hindurch, ohne ihre Hand auch nur ein einziges Mal lockerer zu fassen. Sie schafften es bis tief unter den Boden, wo Cheftu mit dem Fuß eine Tür aufstieß. Zu einem Lagerraum.
    Ausnahmsweise störte es ihn keineswegs, im Hinterzimmer warten zu müssen.
    Ein donnernder Schlag, ein alles durchdringender Lärm, unter dem er seine Blutgefäße weiter werden spürte, presste Cheftu auf den Boden. Als er wieder etwas erkennen konnte, sah er Blut von Chloes Kinn tropfen.
    Cheftu riss sich den Schurz vom Leib und zerfetzte ihn in zwei Hälften. Er urinierte auf beide Stücke und klatschte dann ein nasses Stück auf Chloes Gesicht. Sie versuchte, es wegzuziehen, doch Cheftu drückte es erneut auf ihr Gesicht und hatte danach gerade noch Zeit, seinen Mund zu bedecken, bevor sie ein zweites Mal zu Boden geschleudert wurden.
    Schreie erstarben und plötzlich war nur noch das Brüllen der Zerstörung zu hören. Er lag über ihr, flach durch den Stoff atmend. Sein Leib schirmte ihren ab, während er einen Arm über ihre beiden Köpfe hielt und mit dem anderen sein Geschlecht umfasste. Sein nackter Rücken wurde von herabfallendem Gestein bombardiert. Ein Krug explodierte und er schrie auf, als siedendes Olivenöl auf seinen Kopf und Rücken herabregnete.
    FÜNFTER TEIL
    20. KAPITEL
    Es war totenstill, doch Chloe wusste, dass sie noch nicht gestorben war. Nicht solange ihr alles wehtat. Der Stoff über ihrem Mund war getrocknet. Sie zog ihn ab, warf ihn beiseite und sah entsetzt, wie er noch im Flug in Flammen aufging. Sie versuchte zu schlucken. In panischer Angst betastete sie ihr Gesicht, nur um zu entdecken, dass ihre Hände blasig und verkohlt waren.
    Cheftu!
    Er lag mit dem Gesicht nach unten neben ihr, sodass sein Leib ihren zur Hälfte bedeckte. Sein Rücken war von aufquellenden Blasen bedeckt, und eine Hälfte seines Schädels war kahl. Chloe berührte ihn. Er regte sich nicht.
    Sie erhob sich auf die Knie, die wie ihre gesamte, Vorderseite unverletzt schienen, und versuchte, ihn umzudrehen. Er lag da wie tot. Nein! Nein!, schrie sie, auch wenn kein Wort über ihre Lippen kam. Sie griff an seinem Hals nach einem Puls -nichts.
    Ganz ruhig, ermahnte sie sich. Prüf noch mal! Die unter seinem Leib steckenden Hände hervorzuziehen, war ihr nicht möglich. Sie fasste um ihn herum und tastete auf der anderen Seite des Halses nach dem Puls. Unter der Haut schien sich etwas zu bewegen, und Chloe hielt den Atem an. Da, schon wieder. Er lebte!
    Aber wahrscheinlich nicht mehr lange. Sie erhob sich mühsam und untersuchte ihren Körper. Sie hatte sich nichts gebrochen, ihr Rücken hatte Verbrennungen abbekommen, doch ihr
    Gesicht und ihre Lungen waren geschützt gewesen. Sie sah auf Cheftu hinab - er hatte sie beschützt. Ihr Hals war versengt und sie spürte ihre nackte, verbrannte Kopfhaut. Was von ihrem üppigen Haar noch übrig war, stand ihr wie Besenborsten vom Kopf ab.
    Es war heller im Raum und Chloe erkannte, dass die beiden Stockwerke über ihnen nicht mehr da waren. Wie abrasiert. Wohin waren sie verschwunden? Sie ging an die Tür, wobei sie um ein Haar in eine Pfütze von immer noch brodelndem Olivenöl getreten wäre. Humpelnd trat sie hinaus auf den Gang.
    Die Wolke hatte die zwei oberen Stockwerke ihres Palastflügels abgehoben und die Überreste einige Meter weiter abgeladen.
    Warmer Schnee fiel jetzt vom Himmel und deckte das zermalmte Gebäude zu. Alles war grau. Ohne lange nachzudenken, löste Chloe ihre Schürze, ihr letztes verbliebenes Kleidungsstück, und band sich den Stoff als Atemmaske vors Gesicht.
    Gegen den Ascheregen anblinzelnd, bahnte sie sich einen Weg durch die Überreste der Skolomantie. Nirgendwo regte sich etwas. Sie sah

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