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Die Seherin von Knossos

Die Seherin von Knossos

Titel: Die Seherin von Knossos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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sie aus dem Wasser und klammerten sich an dem zersplitterten Holz fest, um von dort aus die weißschäumenden Wogen zu beobachten, die draußen aufstiegen und ans Ufer krachten. Genau hier war sie aus dem Labyrinth gekommen.
    »Meine Dankbarkeit«, hauchte Chloe, nachdem sie erst wieder zu Atem gekommen war.
    Niko hob eine verbrannte Hand, die gleich darauf leblos zu Boden fiel. Chloe kroch an seine Seite; er war bewusstlos. Nachdem sie ihn bis an die höchste Stelle des Ufers hinaufgeschleift hatte, ließ sie ihn allein zurück. Mit einer Fackel ausgerüstet, die sie aus einem Halter genommen hatte, ging sie den ganzen Höhlenrand entlang, auf der Suche nach einem Weg nach oben. Die einzige Öffnung, die sie entdeckte, führte zurück ins Labyrinth. Als sie die Fackel hoch hob, entdeckte sie eine Leiter, die am Rand des Schachtes in die Wand gehauen war.
    Iii, Scheiße. Die Fackel zwischen die Zähne geklemmt, packte Chloe die unterste Sprosse und machte sich an den Aufstieg. Schwitzend, fluchend und über die Fackel in ihrem Mund sabbernd, kletterte sie schließlich oben über den Rand des Schachtes. Der durchdringende Gestank ihrer eigenen Hinterlassenschaften empfing sie und Chloe erkannte sarkastisch, dass die Lebensqualität sehr zu wünschen übrig ließ, wenn man sich schon auf den Geruch der eigenen Ausscheidungen freute. Lieber Gott, war das widerwärtig.
    Doch wenn sie die Fackel daran hielt, brannte es tatsächlich! Im Triumph, ungeachtet der Unappetitlichkeit der ganzen Sache, versuchte sie, ihren Weg zurückzuverfolgen. Auf dieser Ebene hatte sie es mit einem griechischen Schlüssel zu tun und der Schacht befand sich in der Mitte. Schließlich fand sie sich am Außenrand wieder, wo eine weitere unüberriechbare Markierung auf sie wartete, die Chloe anzündete. Dann konnte sie, dank ihrer Fackel, die Leiter sehen und ließ sich durch den äußeren Schacht wieder hinab. Nachdem sie in der untersten Ebene angekommen war, setzte sie ihren Weg fort, bis sie am anderen Ende auf den nächsten Schacht stieß. Die Fackel hoch erhoben, meinte sie eine Biegung zu erkennen. Noch ein griechischer Schlüssel?
    Trotz der schmerzenden Blasen an ihren Händen kletterte sie aufwärts. Sie kam an zwei Absätzen auf ihrer rechten Seite vorbei. Am ersten brauchte sie nur zu schnuppern, um zu erkennen, dass sie dort bereits gewesen war, dass sie dieses Labyrinth schon durchlaufen hatte. Das zweite war genauso angelegt. Nachdem sie wieder in den Mittelschacht hinabgespäht hatte, fand sie den Weg hinaus und durch den äußeren Schacht nach oben. Die Fackel war fast niedergebrannt, die Flammen loderten gefährlich nah an ihren Haaren und ihrem Gesicht, darum steckte Chloe das andere Ende in den Mund und kletterte schneller.
    Dieser Schacht schien kein Ende nehmen zu wollen, Millionen von Sprossen folgten aufeinander, doch sie hatte alle anderen Ebenen hinter sich gelassen. Die Leiter endete, und sie sah einen Sims über sich. Zitternd schob sie erst eine, dann die andere verschwitzte Hand über den Sims. Stöhnend und hektisch nach einem Halt für ihre Füße strampelnd, schob sie sich über die Kante, eine Sekunde, ehe die Fackel in die Dunkelheit hinabfiel.
    Den Kopf auf den kühlen Stein gelegt, rang Chloe erst einmal um Atem, dann versuchte sie, das Zittern in ihren Muskeln zu unterdrücken und zur Ruhe zu kommen. Als ihr schließlich nicht mehr übermäßig nach Schreien und Weinen zu Mute war, hob sie den Kopf. Rechts von ihr war eine Tür. Verschwitzt und fröstelnd trat sie hindurch und drehte sich um.
    Sie war dem Hades entkommen.
    Sie war im Palast!
    Chloe lief los, die Treppe in zwei, drei Stufen zugleich nehmend. Niko brauchte Hilfe, sie brauchte Antworten, und sie alle mussten schleunigst von hier verschwinden!
    Alles stand in Flammen, Cheftu spürte nichts mehr außer Hitze, er roch nichts mehr außer dem beißenden Gestank des Brennstoffs. Menschliche Leiber ... Ebenso wie der Berg Apollo jene Tausende, die sich auf seine Abhänge zurückgezogen hatten, in Flammen gesetzt hatte, kümmerte sich Cheftu persönlich um das Verbrennen der Leichen. Es waren so viele, und alle waren von der Seuche dahingerafft worden.
    Sie zu baden, wie es der aztlantische Brauch erforderte, war Akkordarbeit, der jede Eleganz fehlte. Leibeigene packten die sabbernden, zuckenden, aber immer noch lebendigen Kranken an Schultern und Fußgelenken, tunkten sie ins Läuterungsbad und legten sie danach in endlos langen Reihen aus. Dann, nach

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