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Die Seherin von Knossos

Die Seherin von Knossos

Titel: Die Seherin von Knossos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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»seinen Begleiter?«
    »Wo sind die Boote?«, fragte jemand.
    Verflucht gute Frage.
    »Sie sind unter uns angebunden. Das Wasser steigt immer höher. Ihr habt nicht genug Zeit, darauf zu warten. Schwimmt nach draußen.«
    Sie erstickte alle Fragen und Proteste, indem sie mit der Faust gegen die Höhlendecke schlug. Das Wasser war noch während des Wortwechsels weiter gestiegen!
    »Haltet euch an irgendwelchem Treibholz fest und schwimmt ins Freie. Es gibt keine andere Möglichkeit. Ihr habt keine Zeit mehr. Schwimmt aus dem Kanal hinaus bis zur Außenküste von Kallistae. In Prostatevo gibt es einen geschützten Hafen. Los!«
    Sie wartete gar nicht ab, ob ihre Befehle befolgt wurden; sie hatte gesehen, dass manche sich die herumtreibenden Bretter geschnappt hatten.
    Cheftu befand sich nach wie vor auf der versinkenden Insel.
    Sie wusste nicht genau, wer hier eigentlich wen rettete, oder wie oder wohin, aber sie wusste, dass Gott bestimmt nicht von ihnen verlangte, Selbstmord zu begehen.
    Mit einem tiefen Atemzug tauchte sie wieder unter und tastete nach dem Eingang zum Schacht. Sobald sie die Seitenwände zu fassen bekommen hatte, ließ sie sich nach oben treiben, bis sie an der Luft war. Der Wasserspiegel war weiter gestiegen.
    Mittlerweile fanden ihre Füße ohne jede Führung durch das Labyrinth, und so lief sie los, kletterte dann die Leiter hoch, wuchtete sich über den Absatz und rannte zur nächsten Treppe weiter.
    Und ich habe früher gedacht, schlimmer als die Grundausbildung kann es nicht kommen.
    Die Zurückbleibenden sahen einander an.
    Dion. Nestor. Atenis. Cheftu. Vena und der kleine Junge, den sie gerettet hatte.
    Es gab zwei Fluchtmöglichkeiten von der Insel. Das Flugsegel, mit dem noch nie zwei Menschen zugleich geflogen waren, und eine Tauchermaske. Eine.
    Kein Leibeigener, kein Seesoldat, kein Skolomantiker war aufzutreiben. Haufenweise lagen die Leichen herum, deren Verbrennungs- und Verwesungsgeruch sich zu einem beißenden Gestank vermengten, den Cheftu, so fürchtete er, nie wieder aus der Nase bekommen würde. Eine Schale mit kühlem Wasser wurde von Hand zu Hand gereicht, durch die sich die Olympier auf den möglichen Tod vorbereiteten. Schnell und still badeten sie und segneten einander mit Kalo taxidi.
    Die Wasser der Therio-See stiegen immer höher.
    Chloe war ... er hoffte bei Gott, dass sie in Sicherheit und weit weg war, und er dankte le bon Dieu für die Gelegenheit, sie ein letztes Mal geküsst zu haben. Er wagte nicht, sich mehr zu erhoffen; jetzt war die Zeit gekommen, wie ein Ehrenmann zu handeln.
    »Cheftu und ich sollten das Flugsegel bekommen.«
    Dion wischte sich das Wasser aus dem Gesicht. »Wir sind Männer der Wissenschaft, wir sind tapfer. Wir können jene anführen, die sich in Prostatevo versammeln werden.«
    »Du willst nur mit deinem Liebhaber zusammen sein«, schrie Vena ihn an.
    »Ich bin nicht sein Liebhaber«, bestritt Cheftu mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Die Frauen und das Kind sollten es bekommen.«
    »Werft ein Los«, sagte Atenis, während sie Cheftu die Wasserschüssel reichte. Er tupfte ein Kreuz zum Schutz auf seine Stirn und stellte die Schale dann ab. Seine Habseligkeiten brauchte er nicht mehr durchzusehen. Er trug einen Schurz und einen Gürtel, sonst nichts. Atenis hatte die blutverschmierten Bruchstücke der Schriftscheibe eingesammelt und in eine Tasche gesteckt, die sie über ihre Schulter gehängt hatte.
    Nestor sah, wie Vena den kleinen Jungen namens Akilez an sich drückte, bis dessen nasser Kopf zwischen ihren Brüsten lag. Cheftu erwog insgeheim die Möglichkeit, Nestor als Goldenem Stier das Segel zu überlassen, doch da es kein Aztlanti-sches Imperium mehr gab, schien es dafür keine rechte Begründung zu geben.
    »Nehmt diese Steine«, sagte Dion, während er sie aus seinem Beutel nahm.
    Zwei längliche Steine fielen in das düstere Licht, einer schwarz, einer weiß. Sie waren über und über mit hebräischen Schriftzeichen graviert, und das Innere der Buchstaben war mit Gold ausgelegt. Das war nicht möglich und doch war es so sinnig, so logisch! Wirf sie, hörte er ein Flüstern in seinem Kopf. Cheftu fuhr sich mit der Zunge über die plötzlich trockenen Lippen. »Was für eine Sprache ist das?« Er wusste es, doch er musste sichergehen.
    »Altes Aztlantisch. Aus der Zeit vor den Olympiern.«
    Cheftu nahm die Steine und warf sie, wobei die Worte in einem Schwall von Französisch aus seinem Mund sprudelten. »Ist Chloe wohlauf?«
    Die

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