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Die Sehnsucht der Konkubine

Die Sehnsucht der Konkubine

Titel: Die Sehnsucht der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Furnivall
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mag mich.«
    Elena stichelte ihre Naht fertig, biss in aller Seelenruhe den Faden durch und fragte: »Was dann? Was, wenn er dir wirklich die Information gibt, die du möchtest? Was kannst du diesem Bonzen als Gegenleistung anbieten?«
    Schweigen ergoss sich in dem Raum wie Öl, ganz zäh und dick und träge. Es durchdrang Lydias Nasenflügel, machte es schwer für sie zu atmen. Die einzigen Geräusche, die hörbar waren, waren das Schnaufen des kleinen Hundes und das Dudeln des Leierkastens von draußen.
    »Elena«, sagte sie rasch, als könnten die Worte weniger Schaden anrichten, wenn sie schnell sprach. »Ich hab keine Wahl. Ich kann einfach nicht mehr bloß hier rumsitzen und Däumchen drehen. Verstehst du das nicht? Liew ist jeden Abend unterwegs in der Hoffnung, dass jemand sich verplappert, oder dass irgendein Koch oder Wachsoldat, der einen Wodka zu viel getrunken hat, ihm etwas verrät. Er versucht alles. Tschort , ich weiß, dass er alles versucht – um herauszufinden, was es mit diesem mysteriösen Gefängnis Nummer 1908 auf sich hat, wo es sich befindet. Er stellt gefährliche Fragen, in Schänken und Kneipen, überall in Moskau. Und das macht mir Angst, Elena. Es macht mir so sehr Angst, dass ich …« Sie hielt inne, holte tief Luft und zwang sich dazu, langsamer zu reden. »Ich habe Angst, dass dieser blöde Kosak eines Abends der falschen Person die falsche Frage stellt und selbst im Arbeitslager landet.«
    Elena saß sehr still da, die Hände im Schoß. Sie sagte nichts, doch ihre farblosen Augen vergaßen das Blinzeln, und ihr Mund wurde schlaff.
    »Diese Angst verfolgt mich, Elena. Jedes Mal, wenn unser großer Bär da hinausgeht. Wie jetzt. Wo ist er? Was macht er? Mit wem redet er? In was für einen verdammten Gewehrlauf schaut er?« Sie blickte auf ihre verschränkten Finger hinab und fügte flüsternd hinzu: »Welches Risiko soll ein Mensch denn für die Liebe eingehen?«
    Elena hob eine Hand, fuhr sich damit übers Gesicht und stützte schließlich das fleischige Kinn auf. Es kam wieder Leben in sie, und sie stieß kopfschüttelnd die Nadel in die Zwirnrolle. »Es ist seine Entscheidung. Niemand zwingt ihn dazu.«
    »Aber ich möchte, dass er damit aufhört. Sofort. Es ist zu gefährlich. Aber er wird es nicht, ich weiß, er wird nicht aufhören.«
    »Und dieser Sowjetbonze, dein Dmitri Malofejew. Ist er nicht gefährlich?«
    »Mit ihm kann ich umgehen.«
    Elena brach in Gelächter aus, ein mädchenhaftes, glockenhelles Lachen, das den Welpen zum Bellen brachte. Sie erhob sich schwerfällig, schüttelte das Kleidungsstück – ein alter, dicker Wollmantel, wie sich herausstellte – aus und warf es wortlos dem Jungen zu.
    »Hier, Edik. Verschließ deine Ohren, zieh das hier an und hau ab, zusammen mit deinem Flohzirkus da drüben.« Sie stemmte die Hände in die breiten Hüften und schaute sich mit einer plötzlichen Anspannung im Zimmer um, bei der die dicken Adern an ihrem Hals deutlich zu sehen waren. »Ich hab hier genug, um das ich mich kümmern muss, mein Bedarf ist gedeckt.«
    Sie ging zur Tür hinüber, und als sie an Lydia vorbeikam, geschah etwas Unerwartetes. Sie fuhr ihr durchs Haar, etwas, das sie nie zuvor getan hatte. Die Berührung überraschte Lydia sehr und fiel viel zärtlicher aus, als sie es je für möglich gehalten hätte.
    » Malyschka , meine Kleine«, sagte Elena leise. »Dieser Mann vernascht Mädchen wie dich zum Frühstück.«
    Dann nahm sie ihren Mantel vom Haken, zog ihre Galoschen über, fuhr sich mit einem Kamm durch ihr strohiges Haar, schlang sich einen Schal um den Kopf und ging hinaus.
    Der Junge starrte die Tür an, nachdem sie sich hinter ihr geschlossen hatte. Seiner Kehle entrang sich ein Geräusch, das wie ein unterdrücktes Winseln klang, weshalb Lydia zuerst dachte, es sei der Hund gewesen.
    »Sie mag mich nicht«, sagte er.
    Lydia ging zu ihm hinüber und kniete vor ihm auf dem harten Boden, streichelte das Fell des Welpen, als wäre es ein Teil des Jungen. »Sei kein Frosch. Wenn sie dich nicht mögen würde, glaubst du wirklich, sie würde sich die Mühe machen, einen Mantel für dich zu flicken?«
    »Ich weiß nicht.«
    Sie zerstrubbelte ihm das flachsblonde Haar und ließ es zu, dass Misty ihr das Handgelenk leckte. Widerwillig löste der Junge seinen Blick von der Tür, als hätte er endlich begriffen, dass Elena eine ganze Weile nicht zurückkommen würde, und wandte sich Lydia zu.
    Nach einem Moment sagte er: »Ich glaube trotzdem nicht,

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