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Die Sehnsucht der Konkubine

Die Sehnsucht der Konkubine

Titel: Die Sehnsucht der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Furnivall
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bringen.
    »Tschu En-lai hat mir mitgeteilt«, sagte Mao mit einer deutlichen Betonung des Wörtchens mir, »dass unsere bärtigen Nachbarn, die Russen, immer noch ein doppeltes Spiel spielen. Das ist nicht klug von ihnen.«
    »Ja, so wie unser junger Genosse herausgefunden hat«, sagte ein Parteioffizier mit scharfen Gesichtszügen, den Chang nicht kannte. Doch bei Mao erlangten Männer ebenso schnell seine Gunst, wie sie in Ungnade fallen konnten, ein Tempo, bei dem einem ganz schwindelig werden konnte.
    Mao hatte mit gespannter Aufmerksamkeit Changs Schilderung des Zugüberfalls und der Eroberung der russischen Tokarew-Gewehre gelauscht. Besonders begrüßt hatte er offenbar den Fund jener Papiere, durch die geheime Anweisungen der Russen an Tschiang Kai-schek ans Tageslicht gekommen waren. Im Austausch für die Waffen und die Goldrubel wurde darin dem Anführer der chinesischen Nationalisten die Anweisung gegeben, eine Reihe von Städten und militärischen Bollwerken zu belagern und Russland sogar bei seinem Einmarsch in die Mandschurei vollste Unterstützung angedeihen zu lassen.
    »Sag mir, junger Genosse«, fragte Mao jetzt, »woher wusstest du denn, dass der Inhalt jenes Zuges für die haarlose Hyäne Tschiang Kai-schek bestimmt war?«
    »Aus meinen nachrichtendienstlichen Quellen.«
    »Und welche Quellen sind das?«
    Chang holte langsam und tief Luft. »Bitte ehrerbietigst um Verzeihung, aber das kann ich leider nicht preisgeben, hochehrenwerter Führer.« Er blickte direkt in Maos finstere Miene. Es war, als würde er in die Augen eines Schneeleoparden schauen, wie er einmal im Gebirge einem begegnet war – unersättlich, gierig und nicht gewillt, sich eine Beute entgehen zu lassen. »An einem Ort wie diesem gibt es einfach zu viele lose Zungen.« Chang wies vage in den Raum. »Nicht diese ehrenwerten Männer hier, aber die Ohren, die uns dort draußen belauschen, und die unsichtbaren Augen, die uns durch allerlei Astlöcher ausspionieren. Die unsichtbaren Verräter, die Tschiang Kai-scheks Silber gestohlen haben.«
    Maos Gesichtsausdruck verhärtete sich, und er nickte voller Genugtuung. »Du bist schlauer, als deine Jahre es erwarten ließen, Genosse. Denn du hast Recht. Wohin auch immer ich gehe, ist es das Gleiche – ich bin immer von denen umgeben, denen ich nicht trauen kann.«
    Er wandte sich ab und machte sich an dem riesigen Bücherstapel zu schaffen, der sich auf einer Seite des Bettes türmte, als wäre die Diskussion für ihn damit beendet, doch Chang spürte die Schwingungen im Raum, und wusste, dass es noch nicht vorüber war.
    »Wenn wir sie kriegen«, sagte Mao leise, so leise, dass zwei der älteren Männer sich nach vorne beugen mussten, um zu hören, was er sagte, »werden wir wissen, was mit diesen Verrätern zu geschehen hat. Ist das nicht so, Han-tu?«
    Han-tu lächelte, als wären seine Lippen geölt. Er trug eine schneidige Uniform und nickte knapp, erwiderte jedoch nichts.
    »Sag’s ihm, Han-tu. Sag unserem Genossen mit dem jungen Gesicht, was wir tun, damit er es auch anderen erzählen kann.«
    »Die Strafe ist grausam: Tod durch tausend Schnitte.«
    »Beschreib es ihm.«
    Als Han-tu weitersprach, sah er Chang nicht an, und er klang wie ein Mechaniker, der erklärt, wie er einen Motor auseinandernimmt. »Man zieht den Verräter nackt aus. Seine Hand- und Fußgelenke werden an Pfosten gebunden, damit er aufrecht steht, sich aber nicht bewegen kann und weder zu Boden fallen noch sich in irgendeine Richtung drehen kann.«
    »Und dann?«, drängte Mao ihn weiter.
    »Das Messer wird von einem erfahrenen Metzger geführt. Er bringt ihm tausend Schnitte bei. Ein langsamer und schmerzhafter Tod. Ehe die verräterische Schlange das Bewusstsein verliert, wird sie uns alles verraten haben, was sie weiß – für wen sie arbeitet, wen sie verraten hat und welche Geheimnisse sie verbirgt.«
    Dennoch war Mao noch nicht zufrieden. »Erzähl ihm von der Warnung der Eidechsenhaut.«
    »Ach, Genosse Kommandant, die Eidechsenhaut ist eine Kunst, die nur Spezialisten beherrschen.« Han-tu plusterte sich auf wie eine Taube. »Wenige können es wirklich.«
    Ein älterer Mann mit traurigen Zügen saß auf der anderen Seite des Raumes. Er litt an dem kehligen Husten eines Rauchers, und seine Haut zeigte zudem die verdächtige Gelbtönung des Opiumabhängigen, doch seine stolzen Augen blickten finster auf Chang, die papierene Haut in missbilligende Falten gelegt. Man hatte Chang nur eine Stunde nach dem

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