Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition)
eine Kreatur mit rot glühenden Augen und schwarzen Zahnstummeln triumphierend zu ihnen herab. Jubals Armreif mit den wirbelnden Klingen erhob sich auf der Stelle in die Luft und gab ein leises Summen ab, als das Metall sich noch mehr erhitzte und rot zu glühen anfing.
Eine weitere Wolke von Stechmücken schwärmte durch die zerborstene Tür herein und stürzte sich auf jedes unbedeckte Fleckchen Haut. Bei den ersten Stichen schrie Gabrielle auf und begann wild um sich zu schlagen, um sie abzuwehren. Doch sie setzten sich in ihrer Haut und in ihrem Haar fest. Gary warf ihr eine Decke über den Kopf und wickelte sie ihr um Gesicht und Arme, um sie vor den schlimmsten Stichen zu bewahren.
Jubal fluchte und schlug sich auf Wangen, Stirn und Nacken, in dem verzweifelten Versuch, die Insekten von sich abzuhalten, aber trotz allem wandte er nicht einmal sekundenlang den Blick von dem sich ständig erweiternden Loch in der Zimmerdecke ab. Der Vampir dort oben schlug und trat wie ein Irrer gegen das Holz und riss die Balken weg, bis das Loch groß genug war, um mit seinen langen Krallen nach Jubals Kopf zu greifen.
Gary zog Gabrielle aus der Reichweite der Kreatur und erhob den Blick zu dem Vampir. »Du kannst nicht herein, du widerliches Ding. Du bist hier nicht willkommen.«
Der Arm fing zu rauchen an, und kleine Flammen züngelten an dem verfaulenden Fleisch hinauf. Aufschreiend riss der Vampir den Arm zurück und rollte sich schmerzerfüllt auf dem Boden des Zimmers über ihnen herum, bevor er erneut den Kopf durch die Öffnung in der Decke steckte und die Menschen unter ihm mit Gift bespuckte. Die todbringenden Klingen von Jubals Armband schossen hoch und trafen auf den ungeschützten Kopf, zerschnitten das Gesicht und verbrannten es zugleich. Der Vampir stieß einen gellenden Schrei aus und zog sich außer Sicht zurück.
Jubal kniff die Augen zu, um sich nur auf seine Waffe zu konzentrieren, und ließ im Geiste ein Bild von den rotierenden Klingen entstehen, wie sie sich das Herz des Vampirs zum Zielpunkt nahmen. Er war sich weder der Insekten, die ihn umschwärmten, noch Gabrielles Schreie oder Garys Beschwörungen bewusst. Das einzig Reale für ihn in diesem Moment waren die Magierwaffe und der Vampir.
Der Geruch von verbranntem Fleisch und die grausigen Schreie, die dann abrupt verstummten, waren seine einzige Bestätigung, dass er den Vampir vernichtet hatte. Erleichtert rief er das Armband zu sich zurück. Es kam durch die Tür – gefolgt von Horden von Fledermäusen, der Vergeltungsmaßnahme des Meistervampirs. Innerhalb von Sekunden bedeckten die Tiere Jubals ganzen Körper und warfen ihn mit ihrem Gewicht zu Boden, wo sie die scharfen Zähne in ihn schlugen und ihn zu zerfleischen drohten.
Gary stieß Gabrielle hinter sich und auf das Badezimmer zu. »Geh da rein und verstopfe jede Ritze!«, befahl er ihr und wandte sich wieder Jubal zu, um ihn von den Fledermäusen zu befreien. Mit den Füßen stieß er sie von ihm weg und verbrannte sie mit einer kleinen Fackel, die auf seiner Kommode gelegen hatte. Dabei beachtete er diejenigen nicht, die, auf ihre Flügel gestützt, drohend über den Boden auf ihn zumarschierten.
Ein Vampir erschien in dem Loch in der Tür, und Joie gab einen Schuss mit der Flinte auf ihn ab, der ihn zurückwarf. Die Waffe wurde jedoch sofort zu heiß, um sie zu halten, und Joie ließ sie fallen und schnappte entsetzt nach Luft, als sie sah, was vor ihr stand. Der Vampir war wieder da. Ein blutiges Loch klaffte in seinem Körper, aus dem Maden quollen, und noch immer stand er da, als ließe ihn das alles völlig kalt.
Durch die Tür konnte Joie erkennen, dass dieser Vampir der wahre Feind war. Mit stoischer Ruhe erwiderte sie den Blick des Monsters draußen auf dem Gang. Sein Lächeln und seine Verbeugung vor ihr waren der blanke Hohn. Mit aufreizender Selbstgefälligkeit beobachtete er die schwarze Horde von Insekten, die die Zimmerbewohner stachen, und die Fledermäuse, die wie eine bewegliche Masse den Körper ihres Bruders überschwemmten. Joie wusste, dass sie etwas weitaus Üblerem gegenüberstand als der Kreatur, die sie in der Höhle erstochen hatte. Der Vampir winkte ihr mit seinen klauenartigen Fingern, und sie verspürte umgehend die ungeheure Anziehungskraft, die von diesem Untoten ausging. Es war nur der Schmerz der unzähligen Insektenstiche, der sie davor bewahrte, das Zimmer zu verlassen und auf den Gang hinauszutreten. Sie hegte keinen Zweifel, dass dieser Vampir
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