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Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition)

Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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und schob ihn in das Schlafzimmer. Es ist ein Wunder, dass wir Dads merkwürdigen Humor überlebt haben.«
    Sie lachte bei der Erinnerung und ließ Traian an der Wärme ihrer Kindheit, der Liebe ihrer Familie teilhaben. »Wir sind alle ein bisschen verrückt, aber das ist okay für uns.«
    »Glaubst du, dass ich zu euch passen werde?« Er zog ihre Hand an seine Brust und drückte sie an sein Herz. »Ich hätte nichts dagegen, nach all der Zeit wieder eine Familie zu haben.«
    Er war ein großer Mann mit breiten Schultern und Augen, die viel zu viel gesehen hatten, doch die Unsicherheit in seinem Ton zog Joie das Herz zusammen. Sie lächelte ihn beruhigend an. »Ich kann es kaum erwarten, dass du meine Mutter kennenlernst. Sie mag keine Männer, oder jedenfalls keine anderen als meinen Vater, und sie kann wahnsinnig einschüchternd sein. Du bist ein Alfamännchen, und dazu wird sie zweifellos etwas zu sagen haben. Wir werden sehen, wie gut du dich vor ihr behaupten kannst. Sie hat jeden Jungen vertrieben, der mit meiner Schwester oder mir ausgehen wollte.«
    Er lächelte sie an, wie ein Wolf ein Lamm anlächeln würde. »Dafür werde ich mich bei ihr bedanken müssen.«

Kapitel sieben
    D ie Nachtluft war kühl, sauber und so frisch, dass Joie sie tief in ihre Lunge sog. Ihre Furcht verflüchtigte sich jetzt, da sie draußen im Freien war und wusste, dass ihre Geschwister sich in Sicherheit befanden. Sie nahm den Helm ab, um sich den frischen Wind durchs Haar wehen zu lassen, streckte die Arme zum Mond am Himmel aus und lachte leise. »Ich liebe die Nacht. Ich liebe alles daran. Egal, ob sie stürmisch ist oder nicht.«
    Sie wandte den Kopf, um Traian anzusehen. Sein Gesicht war im Schein des Mondes von klassischer Schönheit. »Wie ein griechischer Gott«, murmelte sie, erstaunt über die Tiefe und Stärke ihrer Gefühle und ihre innige Verbundenheit mit ihm. Sein Haar fiel ihm wie glänzende schwarze Seide auf die Schultern, und er hatte nicht einmal den kleinsten Schmutzfleck im Gesicht. Auch alle Blutspuren waren von seiner Brust verschwunden, sodass nur noch die frischen Schnittwunden in seinem Fleisch zu sehen waren.
    Kopfschüttelnd trat Joie zurück, um Abstand zwischen sich und ihn zu bringen. Sie brauchte Raum, um ihr seelisches Gleichgewicht zu finden. »Schönen Dank auch, dass du mich nass und verschmutzt hier stehen lässt, während du dich schon herausgeputzt und hübsch gemacht hast. Ich werde nicht mal fragen, wie du das zustande gebracht hast.«
    Seine Zähne blitzten im Mondschein, als er wieder ein Lächeln aufsetzte, das mehr das eines Wolfes als das eines Mannes war. »Ich habe meine kleinen Geheimnisse. Aber du zitterst ja. Gib mir deine Ausrüstung und nimm diese Jacke«, sagte er und hüllte sie in die Wärme eines Jacketts ein.
    Joie beschloss, ihn weder zu fragen, woher er die Jacke hatte, noch wie er sich gesäubert hatte. »Wie hast du den Weg ins Freie gefunden? Ich konnte überhaupt nichts sehen.« Sie setzte sich, weil sie plötzlich unerträglich müde war und den Erdboden unter sich fühlen wollte. Traian hatte ihr ganzes Leben im Handumdrehen verändert, und sie wollte nicht allzu viel über die bizarre Welt nachdenken, in der er lebte.
    »Es gibt Anzeichen, wenn man weiß, wonach man suchen muss. In früheren Zeiten waren Karpatianer und Magier keine Feinde. Wir lebten nebeneinanderher und profitierten von den Vorzügen beider Rassen. Oft benutzten wir auch die gleichen Glyphen. Und genau die sah ich, als wir durch die Gänge liefen. In jenen alten Zeiten arbeiteten und studierten wir zusammen, waren Freunde und Verbündete und teilten auch unser Wissen miteinander.«
    »Und wodurch veränderte sich das alles?«
    Traian seufzte. »Magier sind sehr langlebig, aber nicht unsterblich. Wir Karpatianer können getötet werden, doch es ist nicht einfach. Der große Magier Xavier, dem wir alle vertrauten und an den wir glaubten – er unterrichtete unsere begabteren Kinder in den Künsten …«
    »Begabter, als du es bist?«, warf Joie mit erhobener Augenbraue ein. »Du kannst doch beinahe alles. Wie viel begabter können eure Kinder denn noch sein?«
    Statt zu lächeln, machte er ein trauriges Gesicht. »Wir haben keine Kinder mehr. Unsere Spezies ist im Aussterben begriffen. Wir haben kaum noch Frauen, und unsere Kinder überleben oft nicht. Was für Schätze uns verloren gingen!« Er schüttelte den Kopf. »Dieses Netzwerk von Höhlen könnte sehr gut einmal Xavier gehört haben, und es

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