Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition)

Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
Vom Netzwerk:
ist möglich, dass einer seiner Nachkommen sie jetzt benutzt – wenn er nicht sogar selbst noch am Leben ist.«
    »Ich kann Abscheu und Verachtung in deiner Stimme hören.«
    »Weil Xavier die Freundschaft unseres Volkes verraten hat und einen Krieg anzettelte, der jahrhundertelang dauerte und unsere beiden Völker zugrunde richtete.«
    Joie blickte zu ihm auf. Es war kein Hass in seinem Gesicht, nur Kummer, der ihn mit tiefer Traurigkeit erfüllte. Für sie war Traian ein sehr gut aussehender Mann, zeitlos, elegant und kultiviert, eine Art ehrenhafter Krieger. Die Linien in seinem Gesicht machten ihn in ihren Augen nur noch attraktiver. »Das tut mir schrecklich leid, Traian«, sagte sie leise, weil sie sich nicht einmal eine Vorstellung davon machen konnte, wie sein Leben war.
    Traian hockte sich neben sie und berührte sanft ihr Kinn. »Lass mich dich zu dem Gasthof zurückbringen, in dem ihr abgestiegen seid. Du bist müde und hungrig und möchtest sicher duschen. Außerdem bist du sehr besorgt um deinen Bruder und deine Schwester. Aber das ist nicht nötig. Ich habe Jubal schon gesagt, dass wir außer Gefahr sind, und sie warten in der gemütlichen Wärme der Pension auf dich.«
    »Danke, Traian. Ich weiß, sie sind in Sicherheit, doch nach allem, was geschehen ist, muss ich sie sehen und anfassen, um mich selbst davon zu überzeugen. Ich weiß, dass beide erfahrene Kletterer sind und niemals in Panik geraten, doch wir hatten es ja auch noch nie …«, sie brach ab und schwenkte die Hände, »… mit Vampiren und Fallen zu tun«, schloss sie und schlug für einen Moment die Hände vors Gesicht. »Wie verrückt das alles klingt! Die Welt hat keine Ahnung, dass es diese Dinge wirklich gibt. Es ist verrückt.«
    »Und sie darf es auch nicht wissen. Im Laufe der Jahrhunderte kam es immer wieder vor, dass eine Gesellschaft Alarm schlug und eine massive Hexenjagd begann. Das kann auch heute noch geschehen, und dann bringen sie jeden um, den sie verdächtigen, Menschen, Karpatianer oder einfach nur Leute, die sie nicht mögen. Soweit ich weiß, haben sie es bisher jedoch noch nie geschafft, einen Vampir wirklich zu töten.«
    Joie warf ihm einen verwirrten Blick zu. »Du willst, dass wir niemandem etwas erzählen?«
    »Wir kümmern uns um das Problem«, sagte er, »wie wir es jahrhundertelang getan haben.«
    Joie fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und strich es sich aus dem Gesicht. »Ich bin müde, Traian. Mir ist, als könnte ich einen ganzen Monat schlafen.«
    Er zog sie hoch, nahm sie so mühelos auf die Arme, als wäre sie ein Kind, und drückte sie an seine Brust.
    Joie lachte laut heraus. »Wie altmodisch! Mann trägt kleine Frau über den Berg. Oh, wie demütigend das alles ist!«, stöhnte sie, schlang die Arme aber sogar noch fester um seinen Nacken, damit er gar nicht erst auf den Gedanken kam, sie abzusetzen. Dann legte sie den Kopf zurück und ließ den Blick über den dunklen Himmel gleiten. »Ich kann dir nur raten, keiner Menschenseele zu erzählen, dass ich dir erlaubt habe, mich zu tragen. Sonst müsste ich dir nämlich wehtun. Das wollte ich nur klarstellen. Du wirst kein Wort darüber verlieren, hörst du?«
    Traian schaute auf ihr Gesicht herab. Sie versuchte, tapfer zu sein, obwohl sie offensichtlich vollkommen erschöpft war. Er wollte sie küssen. Plötzlich erschien es ihm noch dringender als alles andere, den Kopf zu senken und Joies Mund mit seinem zu bedecken. Nur für einen kleinen Vorgeschmack von ihr. Um seinen Anspruch geltend zu machen. »Und wie denkst du übers Küssen?«
    Joies Blick glitt zu seinem Mund und der sinnlichen Verheißung seiner schön geschnittenen Lippen. »Ich werde es mir überlegen«, versprach sie. »Wenn ich mich jetzt von dir küssen lasse, werde ich nicht mehr aufhören können und vor Wonne buchstäblich zerfließen. Das kenne ich nämlich schon, und es ist mir furchtbar peinlich. Mehr noch, als herumgetragen zu werden, als wäre ich ein zerbrechliches, schwaches Bündel Frau.«
    »Kann sein. Doch wäre es das nicht wert?«, gab er völlig ernsthaft zu bedenken.
    Joie seufzte und legte die Hand an sein Gesicht, um mit den Fingerspitzen seine sündhaft schönen Lippen nachzustreichen. »Ja. Aber ich muss auch noch etwas anderes bedenken, Traian.« Nun war sie es, deren Stimme ernst wurde, als sie ihm in die Augen sah. »Ich würde geradezu süchtig nach dir werden. Und dann könnte ich dich nicht mehr aus meinen Gedanken verbannen und würde heulen, wenn wir

Weitere Kostenlose Bücher