Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition)
ist langweilig und endlos ohne dich. Mit dir ist für immer nur ein Moment in der Ewigkeit der Zeit.«
»Du willst, dass ich eine Entscheidung treffe, deren enorme Tragweite ich unmöglich begreifen kann. Ich liebe meine Familie, Traian. Ich liebe sie wirklich und wäre niemals glücklich ohne sie. Ich weiß nicht genau, was du von mir verlangst, doch ich glaube, dass es erheblich mehr ist, als ich verstanden habe.«
Er neigte den Kopf, bis sein Mund nur noch Zentimeter von ihrem entfernt war. »Ich weiß, was ich von dir verlange, und auch, dass du Bedenken wegen deiner Familie hast. Aber ich will nicht wieder ohne dich sein müssen. Verbring dein Leben mit mir, Joie!«, murmelte Traian und bedeckte ihr Gesicht und ihre Mundwinkel mit zarten Küssen. »Verbring mehrere Lebenszeiten mit mir, eine ganze Ewigkeit!«, versuchte er, sie zu verlocken, und zupfte mit den Zähnen an ihrer Unterlippe. »Bleib bei mir! Sag, dass du mich so sehr begehrst, dass du bei mir bleiben willst! Lass mich ein Teil deiner Familie sein!«
Joie blickte auf und begegnete seinem schmerzhaft intensiven Blick. Seine leidenschaftlichen Empfindungen waren so stark und glutvoll, dass sie sie bis ins Herz versengten. Sie empfand sie wie ein Brandzeichen, das er ihr aufdrückte. Joie spürte den Sog seiner Verzweiflung, seiner Einsamkeit. Er war ein gefährliches Raubtier, nicht einmal ganz menschlich und machtvoller als alles, was sie sich jemals hätte träumen lassen. Und sexy. Betörend sexy. Ihre Arme legten sich bereits um seinen Nacken, als hätten sie einen eigenen Willen, und ihr Körper schmiegte sich an seinen.
»Können wir denn überhaupt zusammen sein, Traian? Wie? Sag mir bitte, wie«, verlangte sie, weil sie sogar in ihrer eigenen Familie, die sie von Herzen liebte, allein gewesen war. Sie war stets umgeben von Menschen, Freunden und Familie, und trotzdem stand sie immer abseits. Sie hatte nie gewusst, warum, bis sie Traians Stimme hörte. Etwas hatte tief in ihrem Innersten gefehlt, ein wesentlicher Teil von ihr.
Bei Traian dagegen fühlte sie sich irgendwie sicher und in Frieden. Sie wusste nicht, warum, denn schließlich war sie ein sehr unabhängiger und selbstständiger Mensch, doch irgendetwas in ihr verlangte immer wieder, dass sie die ganze Welt absuchte. Die höchsten Berge und die tiefsten Höhlen, überall , obwohl sie keine Ahnung gehabt hatte, was sie suchte, bis sie ihn gefunden hatte. Traian. Er hatte den fehlenden Teil von ihr.
»Es hat doch keinen Sinn, wenn du unter der Erde schläfst und ich es nicht kann.«
»Du kannst so werden wie ich. Du wärst noch immer Joie, noch immer Teil deiner Familie, aber mit all den Kräften und Schwächen meiner Rasse. Ich kann jedoch auch im gleichen Maße altern wie du, falls es dir lieber ist. Meine Kraft würde dann nachlassen, und ich wäre leichter angreifbar für unsere Feinde. Für mich zählt aber einzig dein Glück, Joie. Ich möchte nur für immer in deinem Leben sein.«
Plötzlich kribbelte ihr Magen vor Aufregung, und ihr war, als stünde sie am Rande eines tiefen Abgrunds. Sie versuchte zurückzutreten, bevor es zu spät war. Die enorme Tragweite dessen, was er ihr anbot, war sowohl beängstigend als auch verlockend. Er überschwemmte sie mit seiner Einsamkeit, mit der Intensität ihrer eigenen Gefühle, die ihr ebenfalls noch völlig fremd waren. Wie immer in schwierigen Situationen versuchte sie, sich in Humor zu flüchten. »Ich weiß ja nicht mal, ob du gut im Bett bist.«
»Ich möchte von dir die Bestätigung, dass du weißt, was ich dir anbiete.« Seine Lippen glitten über ihr Gesicht, über ihre hohen Wangenknochen, ihr Kinn und tiefer, um den Puls zu suchen, der so stark und schnell an ihrem Nacken pochte. Traians warmer Atem fächelte ihre Haut und durchflutete sie mit einer verführerischen Hitze, die mindestens ebenso machtvoll war wie das Gefühl seines harten, heißen Körpers an dem ihren.
Durch ihre geistige Verbindung mit ihm sah sie in aller Deutlichkeit die Möglichkeiten, die sie hatte. Einerseits war da das Bild von ihm, wie er die Zähne in ihren Nacken schlug, sie zu der Seinen machte und in seine Welt hinüberbrachte. Die andere Möglichkeit war, dass er bei ihr blieb, als wäre er menschlich, mit ihr alterte und nach und nach seine enorme Kraft verlor, sodass er Feinden gegenüber immer angreifbarer wurde. Zwei Möglichkeiten. Zwei Welten. Und nur Sekunden, um sich zu entscheiden.
Joie wusste, dass sie ihm eine Antwort geben
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