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Die Sehnsucht der Pianistin

Die Sehnsucht der Pianistin

Titel: Die Sehnsucht der Pianistin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Nachtigall Nora Roberts
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sie glücklich war. Und für den Augenblick war das genug. Mehr als genug. Sie dehnte sich genüsslich. In der vergangenen Nacht hatte er ihr gezeigt, wie wunderbar die Liebe sein konnte, wenn zwei Menschen echt und tief füreinander empfanden. Und wie erregend es sein konnte, wenn das Verlangen gestillt wurde. Was immer auch morgen oder in einem Jahr geschehen mochte, nie würde sie vergessen, was sie zusammen erlebt hatten.
    Behutsam, um ihn nicht zu wecken, hauchte sie einen Kuss auf seine Lippen. Selbst dieser winzige Kuss erregte sie schon. Zögernd, neugierig ließ sie die Fingerspitzen über seine Schultern und seinen Rücken wandern, und ihre Erregung wuchs und wurde drängender.
    Brady träumte einen wunderschönen Traum. Es war früh am Morgen. Er lag unter einer warmen Decke und Vanessa neben ihm im Bett. Ihr Körper schmiegte sich an seinen, rieb sich ein wenig an ihm, und ihr Verlangen erwachte. Ihre schmalen, begabten Hände streichelten über seine Haut, und ihr weicher Schmollmund liebkoste seine Lippen. Als er nach ihr griff, seufzte sie und kam seinen Händen entgegen.
    Wo immer er sie berührte, war sie warm und weich. Ihre Arme umschlangen ihn und zogen ihn an sich. Als sie seinen Namen sagte, einmal, dann noch einmal, drangen die Worte durch den dichten Vorhang seiner Träume. Er öffnete die Augen und sah sie an.
    Es war kein Traum. Sie lächelte ihm zu. In ihren verschleierten grünen Augen las er Verlangen und wilde Leidenschaft, und er spürte ihren weichen Körper an seinem.
    „Guten Morgen“, sagte sie leise. „Ich war nicht sicher, ob du …“
    Er verschloss ihr den Mund mit den Lippen. Traum und Wirklichkeit verschmolzen miteinander, als er zu ihr kam.
    Die Sonne stand schon am Himmel, als Vanessa erschöpft auf ihn niedersank. Ihr Kopf lag auf seiner Brust, sie spürte den Schlag seines Herzens.
    „Was wolltest du sagen?“
    „Hm.“ Vanessa hielt es nicht der Mühe wert, die Augen zu öffnen. „Wollte ich etwas sagen?“
    „Du warst nicht sicher, ob ich was?“
    Sie überlegte angestrengt. „Ach, ich war nicht sicher, ob du heute Morgen vielleicht irgendwelche Termine hast.“
    Er kämmte mit den Fingern durch ihr Haar. „Es ist doch Sonntag. Die Praxis ist geschlossen. Aber ich muss ins Krankenhaus, um nach Mr. Benson und ein paar anderen Patienten zu sehen. Was ist mit dir?“
    „Nichts Besonderes. Ich müsste ein paar Klavierstunden vorbereiten, nachdem ich jetzt zehn Schüler habe.“
    „Zehn?“ Seine Stimme klang eher amüsiert als überrascht. Vanessa kreuzte die Arme über seiner Brust und legte das Kinn darauf. „Gestern auf der Party haben sie mich überrollt.“
    „Zehn Schüler!“ Er zog eine Grimasse. „Das ist eine beachtliche Aufgabe. Heißt das, dass du dich wieder in Hyattown niederlassen willst?“
    „Zumindest für den Sommer. Ich weiß noch nicht, ob ich vielleicht eine Herbsttournee mache.“
    So blieb ihm also der Sommer, um sie zu überzeugen. „Was ist heute mit dem Dinner?“
    Sie kniff die Augen zusammen. „Wir haben noch nicht einmal gefrühstückt.“
    „Ich meine doch heute Abend. Wir könnten mit all den Resten von gestern ein Picknick machen, nur du und ich.“
    Nur du und ich. „Das könnte mir gefallen.“
    „Gut. Und was hältst du davon, wenn wir den Tag jetzt richtig beginnen?“
    Sie kicherte und presste die Lippen auf seine Brust. „Ich dachte, das hätten wir schon.“
    „Ich meinte damit, du könntest mir eigentlich den Rücken schrubben.“ Lachend richtete er sich auf und zog sie aus dem Bett.
    Vanessa stellte fest, dass es ihr gar nichts ausmachte, allein im Haus zu sein. Nachdem Brady sie zu Hause abgesetzt hatte, zog sie Jeans und ein kurzärmeliges Sweatshirt an. Sie wollte den Tag am Klavier verbringen, Stunden vorbereiten, üben und – falls ihre Stimmung anhielt – ein bisschen komponieren.
    Während der Tourneen war ihr zum Komponieren nie genug Zeit geblieben, aber jetzt hatte sie den ganzen Sommer. Selbst wenn zehn Stunden pro Woche für Klavierunterricht draufgingen und noch mal so viele für die Vorbereitung, blieb ihr trotzdem noch genug Zeit, um sich ihrer ersten Liebe zu widmen.
    Meiner ersten Liebe, dachte sie lächelnd. Nein, das war nicht das Komponieren. Ihre erste Liebe war Brady. Ihr erster Geliebter. Und es war mehr als wahrscheinlich, dass er auch ihr letzter sein würde.
    Er liebte sie. Zumindest glaubte er das, denn sonst hätte er die Worte nie ausgesprochen. Und sie auch nicht. Aber sie musste

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