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Die Sehnsucht der Pianistin

Die Sehnsucht der Pianistin

Titel: Die Sehnsucht der Pianistin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Nachtigall Nora Roberts
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Sie legte den Arm um Annies Schultern und zog sie fort. „Komm mit, Annie.“
    „Wird Großvater sterben?“
    „Dr. Tucker kümmert sich um ihn. Er ist ein sehr guter Arzt.“
    „Meine Mom geht auch zu ihm.“ Sie schluchzte auf und rieb sich die Augen. „Dr. Tucker wird das Baby holen. Aber Großvater ist schon so alt. Er ist einfach umgefallen. Er hat plötzlich ganz komisch ausgesehen und ist umgefallen.“
    „Dr. Tucker war ja rechtzeitig da.“ Sie streichelte Annie über das Haar. „Wenn dein Großpapa schon krank werden musste, dann am besten gleich hier. Wenn es ihm wieder besser geht, kannst du ihm dein neues Lied vorspielen.“
    „Das von Madonna?“
    „Genau das.“ Sie hörte die Sirene des Krankenwagens. „Sie kommen und bringen ihn ins Krankenhaus.“
    „Wird Dr. Tucker mitfahren?“
    „Ganz sicher.“ Vanessa sah, dass die Sanitäter mit der Trage kamen. Brady gab ihnen ein paar kurze Instruktionen. Dann legte er Annies Mutter die Hände auf die Schultern und sprach ruhig auf sie ein, während sie vertrauensvoll zu ihm aufblickte. Als Brady den Sanitätern folgte, drückte Vanessa Annie noch einmal an sich. „Geh doch ein bisschen hinüber zu deiner Mutter. Sie braucht dich jetzt.“ Wie gut Vanessa das verstand. Sie erinnerte sich an die Angst und Verzweiflung, als man ihren eigenen Vater weggebracht hatte. Sie wandte sich um und eilte Brady nach.
    „Brady!“ Sie wusste, dass sie ihn jetzt nicht aufhalten durfte. Als er sich umdrehte, erkannte sie Sorge, Konzentration und Ungeduld in seinen Augen. „Bitte lass mich wissen, wie … was passiert.“
    Er nickte und stieg in den Krankenwagen zu seinem Patienten.
    Es war fast Mitternacht, als Brady vor seinem Haus hielt. Eine schmale bleiche Mondsichel stand am sternenübersäten Himmel. Einen Augenblick blieb Brady im Wagen sitzen, um sich zu entspannen. Er hatte die Scheibe heruntergedreht und hörte den Wind durch die Bäume seufzen.
    Die Erschöpfung eines Achtzehnstundentages hatte ihn auf dem Heimweg schließlich eingeholt. Er war froh, dass Jack ihm den Wagen zum Krankenhaus gebracht hatte, sonst hätte er sich womöglich dort auf dem Sofa ausgestreckt. Jetzt sehnte sich sein müder Körper nach einem heißen Bad und einem kalten Bier.
    Im Erdgeschoss brannte Licht. Wie gut, dass er vergessen hatte, es abzuschalten. In ein leeres Haus zurückzukommen war noch deprimierender, wenn es dunkel war. Er hatte auf dem Heimweg einen Umweg gemacht, um bei Vanessa vorbeizufahren, aber sie hatte das Licht schon gelöscht.
    Wahrscheinlich war es so am besten. Er war müde und gereizt, keine gute Basis für ein vernünftiges Gespräch. Vielleicht war es sogar von Vorteil, wenn sie ein bisschen Zeit hatte, über seine Liebeserklärung nachzudenken.
    Vielleicht aber auch nicht. Er zögerte vor der Haustür, die Hand am Türknauf. Was war nur los mit ihm? Er war immer ein Mann von Entscheidungen gewesen. Als er beschlossen hatte, Arzt zu werden, hatte er sich mit Feuereifer aufs Studium gestürzt. Als er beschloss, seine Stellung in New York aufzugeben, um in Hyattown Allgemeinmedizin zu praktizieren, hatte er es ohne einen Blick zurück getan.
    Das alles waren lebenswichtige Entscheidungen gewesen. Warum, zum Teufel, konnte er sich jetzt nicht entscheiden, da es um Vanessa ging?
    Am besten, er fuhr in die Stadt zurück. Wenn sie auf sein Klingeln nicht reagierte, würde er diese verflixte Regenrinne hinaufklettern und durchs Fenster steigen. Er würde noch heute reinen Tisch machen, egal wie.
    In diesem Augenblick ging die Haustür auf. „Brady. Willst du nicht hereinkommen?“
    Wie angewurzelt stand er da und starrte Vanessa an. Mit einer hilflosen Geste fuhr er sich durchs Haar. War es ein Wunder, dass er im Zusammenhang mit dieser Frau zu keiner Entscheidung kommen konnte? Sie war immer für eine Überraschung gut. Kong kam bellend heraus und sprang an ihm hoch.
    „Jack und Joanie haben uns hergebracht.“
    Verlegen drehte Vanessa am Türknauf. „Ich hoffe, du hast nichts dagegen.“
    „Nein.“ Von Kong eifrig umkreist, trat er ein.
    „Ich habe ein paar Reste vom Büffet mitgebracht, weil ich nicht wusste, ob du Gelegenheit zum Essen finden würdest.“
    „Habe ich auch nicht.“
    „Mr. Benson?“
    „Stabilisiert. Es stand auf der Kippe, aber er ist sehr zäh.“
    „Bin ich froh! Annie hatte solche Angst.“ Sie verflocht die Finger miteinander und steckte dann die Hände in ihre Rocktaschen. „Du bist sicher erschöpft und hungrig.

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