Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Titel: Die Sehnsucht der Smaragdlilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Mccabe
Vom Netzwerk:
„Viel Glück, Master Ostrowski, und meinen tiefsten Dank! Ich werde Euch jemanden von meinen Leuten schicken. Er kann Euch morgen assistieren.“
    Oh Marcos, dachte Nikolai. Ich hoffe nur, du weißt zu würdigen, was ich alles um unserer Freundschaft willen tue .
    Bevor sie in einer Prozession zu der neuen Festhalle zog, musste sich die französische Delegation zuerst im Vorzimmer von Königin Katharina versammeln. Nachdem Marguerite gebadet hatte und angekleidet war – über einem bestickten Unterrock aus goldenem Atlas trug sie ein smaragdgrünes Samtkleid, dessen weite Oberärmel zurückgeschlagen waren, um noch mehr Gold und einen Besatz aus Zobel zu zeigen –, traf sie die anderen in Claudines Gemach. Man wartete auf Bischof Grammont und seine Begleitung, zu der auch Claudines Gatte, der Comte de Calonne, gehörte. Marguerite stellte fest, dass die Ruhe Claudine gutgetan haben musste. Sie war nicht mehr so blass und sah in ihrem dunkelroten Seidenkleid, das nur locker über ihrem schwellenden Leib geschnürt war, sogar ein bisschen rosig aus. Das war erfreulich. Wenn sie in ihrem Gemach bleiben müsste, wäre es für Marguerite, die ja angeblich Claudines Begleitdame war, äußerst schwierig, Ausreden zu erfinden, damit sie sich bei Hofe etwas umschauen konnte.
    Claudines Zofe legte letzte Hand an die Frisur der Comtesse und setzte einen steifen goldenen Kopfschmuck auf das rotblonde Haar. Marguerites eigener Kopfschmuck war moderner, leichter und hatte die Form eines Heiligenscheins. Er war aus grünem, mit Perlen bestickten Samt. Unter dem kurzen, hauchdünnen, goldenen Schleier fiel ihr silberblondes Haar offen über den Rücken.
    Claudines Augen wurden schmal, als sie Marguerite in ihrem erlesenen Gewand entdeckte. „Wie jugendlich Ihr doch ausseht, Madame Dumas“, murmelte sie.
    „ Merci “, antwortete Marguerite unbekümmert und strich ihre Ärmel glatt. „Ich bin überzeugt, wir werden die Engländer in ihrer derben Kleidung beschämen!“
    „Und besonders die Spanier“, sagte Claudines Gatte, der Comte de Calonne, als er mit seinen festlich gekleideten Begleitern den Raum betrat. „Michel sagte mir, sie seien alle in Schwarz. Wie ein Haufen Krähen!“
    Alle lachten und machten sich dann bereit, ins Empfangszimmer der Königin gebracht zu werden. Dort durfte man natürlich keine Witze über die Spanier machen.
    Marguerite wusste nicht, was sie von dieser Dame zu erwarten hatte, die die Tochter des legendären Ferdinand und der ebenso legendären Isabella von Spanien war und seit fast zwanzig Jahren als Königin über England herrschte. Eine Dame, die für ihre Frömmigkeit und ihren Lerneifer bekannt und bei ihren Untertanen beliebt war. Eine Frau, die als Tante von Kaiser Karl den französischen Interessen im Wege stand.
    Aber als sie die französische Delegation mit einem gnädigen Lächeln und ein paar Worten in perfektem Französisch begrüßte, wirkte sie gar nicht so großartig. Eher ähnelte sie einer gesetzten, zufriedenen Matrone mittleren Alters. Sie war nicht sehr hochgewachsen und durch viele Schwangerschaften füllig geworden, die ihr jedoch nur ein einziges lebendes Kind beschert hatten, Prinzessin Mary. Das einst blonde Haar war jetzt mit reichlich grauen Strähnen durchzogen. Sie trug es zurückgekämmt und darüber einen Gazeschleier und eine mit Perlen verzierte Haube. Sie hatte ein schönes Kleid aus rot und schwarz gemustertem Brokat an, trug blitzenden Rubinschmuck und ein mit Perlen besetztes Kreuz um den Hals. Doch all der Putz konnte nicht über die tiefen Falten hinwegtäuschen, die Sorgen und Kummer in ihrem runden Gesicht hinterlassen hatten.
    Mit einem kurzen Blick durch den Raum nahm sie alle Anwesenden zur Kenntnis. „Es ist wirklich sehr freundlich von Euch, Bischof Grammont, dass Ihr unserem winterlichen Trübsinn durch Eure Anwesenheit ein Ende bereitet!“, sagte sie und streckte Grammont die beringte Hand zum Kuss entgegen. „Für Euren Aufenthalt haben wir eine große Anzahl von Vergnügungen geplant.“
    „Wir danken Eurer Majestät für solch ein huldvolles Willkommen“, antwortete der Bischof. „Wie immer sind unsere beiden Nationen durch das Band der wärmsten Freundschaft verbunden.“
    Nach ein paar weiteren Freundlichkeiten bot Grammont Katharina seinen Arm, und sie führten die ganze Gesellschaft eine mit Wandteppichen behangene Galerie entlang, auf denen man die Geschichte Davids sehen konnte. Grünweiß gekleidete Pagen leuchteten ihnen mit

Weitere Kostenlose Bücher