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Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Titel: Die Sehnsucht der Smaragdlilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Mccabe
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Vorstellung mitzuwirken, würde das seine Aufgabe sehr erleichtern.
    „Der König verlangt für fast jeden Abend eine andere Unterhaltung. Ich wäre glücklich, wenn Ihr Euch bereit erklären würdet, einige der Schauspieler anzuleiten.“ Sir Henry schüttelte den Kopf und murmelte: „Die Damen möchten alle spielen, aber sie wollen nicht arbeiten , müsst Ihr wissen. Wollen nur tratschen und kichern, aber nicht ihren Text und ihre Positionen lernen.“
    Nikolai lachte. „Man sagt mir nach, ich könnte gut mit Damen arbeiten, Sir Henry.“
    „Ich wette, das könnt Ihr. Sie versuchen immer, ein hübsches Gesicht zu beeindrucken. Nun, hier sind wir jetzt am Theater angelangt. Bevor die Sonne ganz untergeht, werden wir gerade noch Zeit genug haben, einen Blick auf alles zu werfen.“
    Sir Henry öffnete die große Flügeltür des neuen Theaters, die mit geschnitzten Blumen und Weingirlanden verziert war. Über allem schwebten die Tudorrosen des Königs und das Fallgatter, dazu die Granatäpfel von Granada der Königin und das Bündel Pfeile von Aragon.
    Wenn die Gerüchte stimmten, wie lange würde es dann die Abzeichen dort oben noch geben? Was waren das für Geschichten über eine gewisse Anne Boleyn und über den Kummer des Königs, weil er keinen Sohn hatte? Und was für immense Probleme würden wohl entstehen, wenn die Symbole der Königin entfernt werden müssten?
    Doch heute hingen die Granatäpfel fest an ihrem Platz und kündeten stolz von einer langen und dauerhaften Ehe und einer gefestigten Dynastie. Sir Henry führte Nikolai ins Innere des Theaters, das so neu war, dass es noch nach Farbe und Sägemehl roch. Es war schön, und Nikolai musste zugeben, dass er noch nie an einem Ort wie diesem aufgetreten war. Mit seiner Weitläufigkeit und den hohen Decken, von einer Überfülle flackernder Fackeln erleuchtet, erweckte das Theater den Eindruck eines himmlischen Königreichs. Die Decke war im hellen Blau eines Sommerhimmels gestrichen. Darunter hing ein durchsichtiges Tuch, auf das mit Gold Sterne, Mond und die Tierkreiszeichen gemalt waren.
    An den Wänden befanden sich unzählige Sitzplätze, während am anderen Ende ein großer Prozeniumsbogen den Bühnenraum markierte. Immer noch waren Arbeiter dabei, Büsten und Statuen aus Terrakotta an ihren Platz zu stellen.
    „Das ist ein höchst prächtiger Raum, Sir Henry“, sagte Nikolai voll ehrlicher Bewunderung. „Und Ihr sagtet, es sei geplant, ihn nur für eine gewisse Zeit zu benutzen?“
    „Oh, ich bin sicher, wir werden schon eine Verwendung für ihn finden, wenn die Franzosen wieder abgereist sind“, sagte Sir Henry. „Aber alles ist nur aus vergoldetem Holz und soll das Auge täuschen.“
    Er führte Nikolai hinter den Bogen, wo etliche Kisten gestapelt waren. Schriftrollen, Ballen glänzenden Atlasstoffes, Kissen und Flitter quollen unordentlich daraus hervor. Während Sir Henry sich einen Weg durch dieses glitzernde Durcheinander bahnte, erhob sich irgendwo im Dunkel ein Chor engelhafter Stimmen. Nikolai wandte den Kopf und lauschte wie verzaubert.
    „Der Chor der Königlichen Kapelle“, meinte Sir Henry. „Nach dem Bankett heute Abend wird er ein Konzert geben. Glücklicherweise fällt er nicht in meine Verantwortlichkeit. Ah, da ist es ja!“
    Er zog eine nachlässig mit ein paar Schnüren zusammengebundene Rolle hervor und reichte sie Nikolai. „Dieses großartige Schauspiel soll nach dem großen Turnier des Königs aufgeführt werden. Mit Eurer Erlaubnis, Master Ostrowski, beauftrage ich Euch damit.“
    Nikolai überflog rasch das Programm. „ Le Château Vert ?“
    „Das grüne Schloss, ja. Ein altes Stück, aber immer noch ein Lieblingsstück des Hofes. Wie Ihr seht, gibt es darin Rollen für sechzehn Damen.“
    Sechzehn? „Sind die Rollen schon besetzt?“
    „Im Augenblick noch nicht. Lady Fitzwalter und Lady Elizabeth Howard müssen natürlich dabei sein. Und Mistress Anne Boleyn, die wenigstens bereits singen und tanzen kann. Oh, und man sagt, dass unter den Franzosen eine ungewöhnlich reizende Dame sei. Ein wahrer Engel, will man Master Tilney glauben. Vielleicht wäre es eine diplomatische Geste, die Rolle der Schönheit mit ihr zu besetzen. Aber das überlasse ich alles Euch, Master Ostrowski. Ich muss mich mit ‚Die gefährliche Festung‘ beschäftigen, wo, Gott sei Dank, nur sechs Damen benötigt werden.“
    Sir Henry klopfte Nikolai leutselig auf den Arm und wandte sich ab, um zu irgendeiner anderen Aufgabe zu eilen.

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