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Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Titel: Die Sehnsucht der Smaragdlilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Mccabe
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Wie Tiere ?“
    „Ach, kommt, ma chère “, erwiderte ihr Gatte fröhlich und war offensichtlich bemüht, ihr König Henrys neueste Laune schmackhaft zu machen. „Das wird lustig. Wir können so tun, als wären wir Schäfer, n’est-ce pas? “
    Marguerite beugte den Kopf über ihre Stickerei und versuchte, ein Lächeln zu verbergen. Sie bezweifelte, ob irgendetwas, das der Comte sagte, Claudine davon überzeugen konnte, dass im Freien zu speisen eine gute Idee war. Marguerite dachte, dass es wunderbar sein müsste, an diesem sonnigen Tag hinauszugehen, aber sie war heute auch in einer ungewöhnlich guten Stimmung. Alles weckte in ihr die Lust zu singen oder zu lachen, die Arme weit auszubreiten und im Kreis herumzuwirbeln, schneller und immer schneller, bis die ganze Welt um sie herum verschwimmen würde.
    Sie war – ja, sie war einfach glücklich. Es würde nicht lange andauern. Sie wusste, dass so reine Gefühle wie das der Freude vergänglich waren und schneller, als einem lieb war, platzten wie Seifenblasen. Doch sie war entschlossen, diesen Zustand zu genießen, bis er unweigerlich vorüber war.
    Das alles verdankte sie Nikolai. Sie musste noch mehr lächeln, als sie an seinen Kuss dachte, seine Berührung – seine geschickte Zunge an ihrer geheimsten Stelle. Wie sie eine Ekstase erlebt hatte, von der sie sich nicht hatte vorstellen können, dass es sie überhaupt gab. Auch erinnerte sie sich an etwas, das sogar noch kostbarer und intimer war – seine Worte. Seine Geschichte vom Verlust seiner Eltern und seiner Schwester. Auch an die Art, wie er ihr ihre Geheimnisse entlockte.
    Flüchtig, in der Tat. Aber so wundervoll. Und sehr, sehr beängstigend.
    Doch kein anderer teilte ihre gute Laune. Erschöpft nach einem langen Vormittag in Claudines anstrengender Gesellschaft saßen die Hofdamen ruhig in den Ecken, nähten oder lasen still. Die Einladung des englischen Königs zum Picknick im Park hatte vorsichtiges Interesse geweckt. Doch Claudines düstere Stimmung drohte, den Funken zu ersticken, bevor er noch zünden konnte.
    „König Henry kann Schäfer spielen, so viel er mag, und seine Dirne Madame Boleyn kann sein kleiner Vogelfänger sein“, ereiferte sich Claudine. „Ich bin nicht geneigt, auf der feuchten Erde zu sitzen und mir eine Erkältung zu holen!“
    „Draußen ist es gar nicht so feucht“, erwiderte ihr Gatte. „Wir werden Kissen für Euch mitnehmen, auf denen Ihr sitzen könnt, und es wird Gewürzwein geben, der das Blut wärmt.“
    Claudine schmollte nur, und so versuchte der Comte es auf eine andere Art. Die Hände in die Hüften gestemmt, stellte er sich aufrecht und ernst dreinblickend hin. Und ähnelte sehr dem englischen König, fand Marguerite.
    „Wir sind nicht zu unserem eigenen Vergnügen hier“, erklärte er. „Wir sind hier, um diese Allianz zustande zu bringen, die für Frankreich von großem Nutzen sein wird. Der Vertrag darf nicht durch die Launen einer Frau gefährdet werden! Wir müssen dafür sorgen, dass König Henry uns gewogen bleibt und auf seine Einfälle eingehen, wenigstens im Augenblick.“
    „Die Launen einer Frau!“, schrie Claudine. „Mitten im Winter habe ich diesen ganzen Weg hierher auf mich genommen, schwanger mit Eurem Kind, nur um krank zu sein und Euch zusehen zu müssen, wie Ihr Lady Penelope umgarnt. Und da wagt Ihr zu sagen …“
    Marguerite seufzte. Sie konnte sehen, dass die Situation dabei war, außer Kontrolle zu geraten. Also legte sie ihre Stickerei beiseite und sagte sanft: „Verzeiht mir, Comte.“
    Claudine und ihr Gatte fuhren herum und schauten sie an, als wären sie erschrocken darüber, dass sich noch andere Menschen im Zimmer befanden.
    „Ich fürchte, die Comtesse hat recht“, fuhr Marguerite freundlich fort. „Für eine Dame in ihrem Zustand ist es draußen zu feucht. Und selbst wenn sie in einer Sänfte getragen würde, wäre eine solche Unternehmung zu riskant. Wir müssen an die Gesundheit Eures Erben denken. Doch wir müssen auch auf die Empfindlichkeiten des Königs Rücksicht nehmen. Wir können seine Einladung nicht ablehnen. Dürfte ich vorschlagen, Comte, dass die Comtesse Königin Katharina einlädt, mit ihr zu speisen, und Madame DuParc, Madame Malreux und ich werden Euch zu dem Picknick begleiten?“
    Er nickte und entfernte sich rückwärts gehend langsam von seiner Frau. „Sehr gut nachgedacht von Euch, Madame Dumas. Das ist ein sehr vernünftiger Plan.“
    Marguerite nickte. Vernünftig mochte er sein.

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