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Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Titel: Die Sehnsucht der Smaragdlilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Mccabe
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kannte! Doch immer noch wollte sie mehr, brauchte sie mehr. Jede Begegnung mit ihm weckte nur ihre Sehnsucht nach noch mehr Nähe. Sie wollte ihn ganz – seinen Körper, seine Gedanken, seine Vergangenheit und seine Zukunft. Vor allem seine Liebe, ein Wort, das sie zuvor noch nicht einmal zu denken gewagt hatte.
    Aber ihr war nicht viel Glück vergönnt. Sie würden voneinander Abschied nehmen müssen in nicht allzu weiter Ferne. Doch sie würde sich nehmen, was immer sie bekommen konnte, solange es möglich war. Diese Augenblicke der Zweisamkeit würden in der Tat für eine sehr lange Zeit ausreichen müssen.
    Marguerite küsste sein Kinn, das von rauen, goldblonden Stoppeln bedeckt war, sein Ohr und seinen Hals direkt über dem hohen Kragen seiner Weste. Wie köstlich er nach Leder duftete, nach Sonnenschein und nach Nikolai . Besser als jedes teure Parfum.
    „Wir sollten zurückkehren“, flüsterte sie.
    „Gleich“, antwortete er. Er schob ihr sacht eine Strähne aus dem Gesicht, um ihre Schläfe zu küssen, ihre Wangenknochen. Sie hörte seinen Atem, der ihr Ohr streifte. „Sie werden uns schon nicht vermissen, wenn wir ein wenig länger bleiben.“
    „Ist ein wenig länger lange genug?“
    Nikolai lachte heiser. „Das hängt davon ab, was du mit lange genug meinst, dorogaja. “
    Sie richtete sich auf, löste sich von ihm und entfernte sich einige Schritte von ihm. Mit verführerischem Lächeln warf sie das Haar über die Schulter, hob den Saum ihres Gewandes und ließ ihre Stiefel und Strümpfe, die fein geschwungene Linie ihres Knies und des Schenkels sehen. „Wenn wir es vielleicht dort an jenem Baum versuchen …“
    Nikolai stöhnte. „Ich glaube, du bist wirklich eine Hexe und betörst mich mit deinem Verführungszauber.“
    „Nur für dich, mon ange “, sagte sie. „Wenn du glaubst …“
    Doch ihre Worte wurden von einem hohen Sirren übertönt, einem flüchtigen Sausen wie von einem Windstoß. Im selben Augenblick schoss ein Pfeil zwischen den Bäumen hervor und riss eine tiefe Wunde in Marguerites nacktes Bein, bevor er sich in einen faulenden umgestürzten Baumstamm bohrte.
    Einen Moment lang war Marguerite zu überrascht, um irgendetwas zu spüren. Dann loderte der stechende Schmerz wie eine weiß glühende Flamme ihr Bein hinauf. Ihr zerrissener weißer Strumpf färbte sich rot mit Blut, und sie sank zu Boden. Nikolai sprang vor und fing sie auf.
    „Marguerite!“, schrie er, und seine Stimme schien sehr weit weg zu sein, als riefe er durch einen langen Tunnel zu ihr. Alles löste sich vom Rande her auf, wurde zu einem grauen Dunst. Doch Nikolai umfing sie mit seinen starken Armen und hielt sie fest.
    „Ich war unvorsichtig“, flüsterte sie. „Sage es niemandem …“
    Und die Welt wurde schwarz.

17. KAPITEL
    Vjkhadjila, pjesnju zavodjila, pro stepnovo, sizovo orla …“
    Marguerite hörte von weit her eine Stimme tief und süß geheimnisvolle fremde Worte singen. Sie konnte sie nicht verstehen, ihre Bedeutung nicht enträtseln. Sie wandte den Kopf, spürte ein weiches Federkissen unter ihrer Wange und die Wärme eines Feuers auf ihrer Haut.
    Langsam, als würde sie aus einem tiefen Zauber, einem Traum, an den sie sich nur halb erinnerte, erwachen, wurden ihr noch andere Dinge bewusst. Ein Betttuch, das sie wärmend bedeckte. Ein kühles Tuch, das gegen ihre Stirn gepresst wurde. Das Stechen in ihrem Bein …
    Und sie erinnerte sich. Das Picknick, der Wald. Nikolais Kuss. Der Pfeil.
    Sie öffnete rasch die Augen. Sie war in einem kleinen Schlafgemach, und draußen vor dem Fenster herrschte dunkelste Nacht. Die Bettvorhänge waren zum lodernden Kaminfeuer hin geöffnet. Ein Leuchter auf dem Tisch spendete Licht.
    Sie wusste, wo sie war – in Nikolais Kammer.
    Bemüht, ihr Bein ganz still zu halten, drehte sie sich langsam um und fand ihn neben ihrem Bett sitzend vor. Er war es, der ihr das kühle feuchte Tuch gegen die Stirn presste. Er sah sie ernst an. Seine Augen schimmerten im dämmrigen Licht wie blaue Leuchtfeuer, die ihr Halt gaben und sie beruhigten.
    „Die verzauberte Prinzessin erwacht also“, sagte er leise und lächelte plötzlich voll Erleichterung.
    „Ich dachte, ich sei eine Hexe“, flüsterte sie mit rauer Kehle.
    „Heute Abend nicht. Heute Abend bist du eine Prinzessin, die von mir nur noch bedient wird.“
    „Von dir, Nikolai?“
    „Natürlich. Ich bin dein Diener, wenigstens bis zum Morgen.“ Er tunkte das Tuch ins Wasser und wrang es aus, bevor er es

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