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Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Titel: Die Sehnsucht der Smaragdlilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Mccabe
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nicht.“
    Er setzte sich neben sie und half ihr, sich aufzurichten und sich gegen die Kissen zu lehnen. Er roch wunderbar. Als hätte er eben mit seiner Kräuterseife gebadet. Marguerite fürchtete, dass sie nach dem langen Liegen im Bett nicht gerade den besten Eindruck machte. Doch sie konnte nicht anders, sie musste sich an ihn lehnen und sich an seine Schulter kuscheln wie ein sturmzerzauster Vogel, der einen sicheren Hafen suchte.
    Er reichte ihr die Papiere. „Es sind nur Listen und Zeichnungen für die Festvorstellung.“
    Marguerite schaute sie sich an, entdeckte Skizzen von Fahnen für die grünen Türme – eine mit drei gebrochenen Herzen, eine mit einer Damenhand, die das Herz eines Mannes hielt und eine mit der gleichen Hand, welche das Herz drehte. Es gab auch Kostüme zu sehen, Gewänder, Mäntel, Hüte und Helme.
    Es gab weitere Listen: Schönheit, Ehre, Beharrlichkeit, Freundlichkeit, Standhaftigkeit, Großzügigkeit, Barmherzigkeit und Mitleid – in Weiß zu kleiden. Gefahr, Geringschätzung, Eifersucht, Unfreundlichkeit, Verachtung, Scharfzüngigkeit und Wunderlichkeit – in Schwarz. Neben jeder Eigenschaft war ein Name geschrieben. „Marguerite Dumas“ stand neben Schönheit. Lady Penelope – Freundlichkeit, Anne Boleyn – Beharrlichkeit.
    „Nach allem, was ich so gehört habe, sollte Madame Boleyn die Scharfzüngigkeit darstellen“, murmelte Marguerite.
    „Ich bezweifle, dass das König Henry gefallen würde“, meinte Nikolai.
    Marguerite lachte und widmete sich der Liste mit den männlichen Charakteren. Liebe, Edelmut, Jugend, Hingabe, Treue, Freude, Sanftheit, Freiheit, angeführt von Glühendem Verlangen. Doch Nikolais Name war nicht unter den vorgeschlagenen Schauspielern. „Willst du wirklich keine Rolle spielen?“
    „Nein. Ich werde genug damit zu tun haben, euch wilde Frauen unter Kontrolle zu halten“, neckte er.
    „Wir sind tatsächlich eine Menge. Es war nicht nett von Guildford, dir die ganze Arbeit auf die Schultern zu laden.“ Sie legte die Papiere beiseite, streckte die Hand aus und fuhr mit den Fingerspitzen spielerisch die Linie seines Kinns entlang, über seine Kehle, bis unter sein offen stehendes Hemd. Sie spürte seinen schnellen Herzschlag und die Hitze seiner nackten Haut. „Aber ich glaube, als ‚Glühendes Verlangen‘ wärst du perfekt.“
    Als Marguerite ihr Streicheln noch etwas weiter unten fortsetzen wollte, fing er ihre Hand ab und hielt sie fest. „Marguerite, du bist krank“, sagte er.
    „Nicht mehr, dank deiner Heilkunst“, erwiderte sie und küsste ihn verführerisch auf die Wange. „Ich fühle mich ausgezeichnet.“
    „Aber vor morgen kannst du dein Bein nicht bewegen. Als dein Arzt befehle ich es dir.“
    „Oho, du befiehlst, wie?“
    „Ja.“
    „Im Gehorchen bei Befehlen war ich nie gut. Aber wenn du mich natürlich bitten würdest, wenn du mir eine angemessene Zerstreuung in Aussicht stellen würdest …“
    Nikolai packte sie plötzlich um die Taille, zog Marguerite vom Kissen, sodass sie flach auf dem Bett lag, mit ihm auf sich.
    „Ist das genug Zerstreuung für dich?“, knurrte er.
    „Nicht – ganz“, keuchte Marguerite. Sie wollte nach ihm greifen, als er sich von ihr herunterrollte, aber er entkam ihr. Er sprang auf die Füße und sah streng zu ihr herunter. Sie musste lachen, denn jetzt ähnelte er sehr ihrem alten italienischen Fechtlehrer Signor Lunelli, der umso strenger wurde, je übermütiger sie sich benahm.
    Nikolai lachte auch und küsste sie rasch auf die Stirn. „Dann werde ich dich mit dem Besticken der Fahnen beauftragen. Das wird dich beschäftigen und für einige Zeit von Schwierigkeiten fernhalten.“
    „Wenigstens einen Tag lang. Ich werde mich vermutlich mit Sticken zufriedengeben müssen, da kein zärtliches Liebesspiel stattfinden wird.“
    „Gewiss nicht.“
    „Wie entsetzlich grausam du bist.“
    „Ich bin nicht grausam, meine Schöne“, murmelte Nikolai. „Komm, lass mich dein Bein sehen. Der Verband muss gewechselt werden.“
    „Erst verweigerst du mir einen weiteren Kuss, und jetzt willst du mein nacktes Bein sehen! Grausam und wankelmütig.“ Sie schlug die Decke zurück, zog den Saum ihres Hemdes hoch und schaute Nikolai zu, wie er den Verband löste. Die Wunde war gerötet, aber sauber, ohne jene bösen Streifen, die eine gefährliche Infektion ankündigten. Die Wundränder waren sauber zusammengenäht und mit einem fettigen Kräuterbrei eingeschmiert. „Wie geschickt du bist, Turin

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