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Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Titel: Die Sehnsucht der Smaragdlilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Mccabe
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im Mondlicht. Dieser verborgene, tief sitzende Zorn, den Nikolai schon in Venedig an ihm wahrgenommen hatte, existierte immer noch. Es gelang Balthazar aber, seine Gefühle sorgfältig zu unterdrücken und in der neuen Rolle als ernster Schiffskapitän aufzugehen.
    „Jedenfalls war ich auf dem Weg in die Neue Welt“, sagte Balthazar. „Marcos liefert Proviant und Handelsgüter über Puerto Rico und Hispaniola nach Mexiko, und ich bot ihm an, auf dieser Reise Kapitän der ‚Elena Maria‘ zu sein.“
    „Und es war eine bloße Kleinigkeit, auf deinem Weg von Sevilla hier in Greenwich haltzumachen?“, neckte ihn Nikolai.
    Ein kleines Lächeln umspielte Balthazars Mundwinkel. „Nun, vielleicht nicht ganz so einfach. Doch auf der Themse zu reisen ist ein guter Unterricht, denn ich hoffe, in Bälde Kapitän meines eigenen Schiffes zu sein, und brauche Erfahrung. Und Marcos und Julietta sind immer noch ein wenig besorgt um Doña Elena. Man sagt, die Franzosen würden ihre Interessen ziemlich rücksichtslos verfolgen.“
    Nikolai dachte an die „Smaragdlilie“ und all die anderen Spione, die vermutlich der französischen Delegation angehörten und wahrscheinlich über ganz Greenwich verstreut waren. „Wie immer sind sie zu allem entschlossen, das ist nur zu wahr. Aber ich glaube nicht, dass Doña Elena in irgendeiner Gefahr schwebt. Ganz gleich, was aus diesen Verhandlungen wird, sie und der Duque werden ziemlich bald nach Hause zurückkehren.“
    „Ich denke, dass du es bist, der sich in größter Gefahr befindet.“
    Nikolai runzelte die Stirn. Hatte Balthazar vielleicht bereits von Marguerite erfahren, von seinen Gefühlen für sie und den Komplikationen, die dadurch entstanden waren? „Was meinst du damit?“
    „Ich will damit sagen, dass Doña Elena mir erzählte, sie sei fest entschlossen, dich verlobt zu sehen, noch bevor wir nach Spanien zurückkehren. Du warst gerade fort, um für mehr Wein zu sorgen. Du bist in großer Gefahr, ein verheirateter Mann zu werden, fürchte ich, mit einer spröden spanischen Gattin, die dir den Haushalt führt.“
    Nikolai lachte. „Es stimmt, sie ist eine begeisterte Ehestifterin. Aber ich bin genauso entschlossen, einer Heirat aus dem Weg zu gehen.“
    „Aha, der Ehe aus dem Weg zu gehen war also alles, womit du dich hier in England beschäftigt hast?“
    Nikolai dachte an alles, was passiert war, seitdem er wegen dieses ungeliebten Auftrags nach Greenwich gekommen war. Es würde viel Zeit in Anspruch nehmen, die vielen Geschehnisse wohlgeordnet zu erzählen. „Das, und die Tatsache, dass ich mich um eine Festvorstellung kümmern muss, in der nicht weniger als sechzehn Hofdamen mit Hauptrollen bedacht werden wollen.“
    Bei dieser Neuigkeit lachte Balthazar laut auf. Sein Lachen klang, als wäre es ein wenig eingerostet. „Du bist wirklich in Gefahr, mein Freund! Lieber würde ich mich den Gewehren einer Piratenflotte stellen, als mich mit der Eitelkeit von sechzehn Damen herumzuschlagen.“
    „Aber du hast beschlossen, deine gemütliche kleine Welt der Wälder zu verlassen, an Bord eines Schiffes zu gehen und an den Hof zu kommen“, sagte Nikolai. „Hier wirst du dich mit einer neuen Art von Waffen konfrontiert sehen. Ich brauche einen Assistenten für die Festvorstellung, und ich denke, du eignest dich hervorragend für diese Aufgabe.“
    Balthazar wich zurück und hob die Hände, als wollte er einen tödlichen Fluch abwehren. „Nein, Nikolai, alles, nur das nicht! Ich verstehe nichts von der Schauspielerei und so.“
    „Aber du verstehst etwas von Frauen. Ich sah doch, wie sie in Venedig auf dich reagierten, wie sie die Krallen einzogen und sich wie brave kleine Hündchen dir zu Füßen legten. Du wirst der ideale Mann sein, um mir dabei zu helfen, sie sicher durch diese festliche Darbietung zu führen.“
    Balthazar schüttelte immer noch den Kopf. „Vielleicht weiß ich einiges über Frauen, wenn man bedenkt, dass Liebeleien der einzige Zeitvertreib meiner vergeudeten Jugend waren. Aber sechzehn …“
    „Viele von ihnen sind sehr hübsch“, versuchte Nikolai, ihn zu ködern. Ein leises Rascheln hinter ihnen weckte seine Aufmerksamkeit. Er drehte sich um und sah Marguerite geräuschlos den Spazierweg am Fluss entlangeilen. Folgte sie ihnen schon die ganze Zeit?
    Nikolai verfluchte seine eigene Torheit, seine Unvorsichtigkeit. Das passte so gar nicht zu ihm, besser gesagt, es sollte nicht zu ihm passen, nicht in Zeiten wie diesen. „Oh, hier ist schon

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