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Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Titel: Die Sehnsucht der Smaragdlilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Mccabe
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Augen an. „Ich bin euch nicht gefolgt. Ich brauchte nur eine kleine Pause vom Bankett. Und als ich bemerkte, dass du dich mit deinem Freund unterhieltest, wollte ich das Gespräch nicht stören.“
    „Dann hast du uns nicht belauscht?“
    Sie unterbrach die zärtliche Liebkosung seiner Schultern und gab ihm einen kleinen Klaps. „Zum Lauschen war ich viel zu weit entfernt! Und ich hätte es sicher wesentlich geschickter angestellt Aber ich gestehe, dass dein Freund mich etwas neugierig macht.“
    „Ich bin sicher, wenn du nachher zum Kartenspiel in Doña Elenas Gemächer kommst, wird Balthazar sich glücklich schätzen, deine Neugier persönlich zu stillen.“
    Marguerite nickte. Als würde eine Wolke vor die Sonne ziehen, wurde sie plötzlich ernst. „Ich werde bei Doña Elena erscheinen, aber …“
    „Aber was?“
    „Kann ich dich später in deiner Kammer treffen?“, flüsterte sie, obwohl keiner da war, der sie hätte hören können. „Ich muss dich in einer delikaten Angelegenheit um Rat bitten.“
    Nikolai schloss sie fester in die Arme. Was immer es war, das in ihren Augen leuchtete, es alarmierte ihn. „Ist noch etwas geschehen? So etwas wie die Sache mit dem Pfeil?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich, aber – ich erzähle es dir später, ja?“
    „Nun gut“, sagte er langsam und gab ihr einen Kuss. „Später.“

22. KAPITEL
    Marguerite strich die Nachricht in ihrer Hand glatt – Gefahr kann an ungeahnten Orten lauern. Was hatte das alles zu bedeuten? Sie wusste, dass sie Feinde hatte. Wer in dieser gefährlichen, unsicheren Welt hatte keine? Aber warum tauchte jetzt jemand auf und warnte sie? Was war anders als sonst?
    Sie blickte von der Nachricht auf und sah aus dem Fenster. Draußen war es sehr dunkel. Selbst der Mond war hinter einer dichten Wolkendecke verschwunden. In den Gärten war es ruhig, gerade so, als laste die Stille schwer auf dem ganzen Palast. Auch die Gäste Doña Elenas waren in ihre Gemächer zurückgekehrt. Sie hatten sich zurückgezogen, um noch ein wenig zu schlafen und abzuwarten, was der nächste Tag bringen mochte an Beschlüssen und Verträgen. Man würde sich allerdings gedulden müssen, weil König Henry sich Zeit ließ mit seinen Entscheidungen.
    Normalerweise hielt Marguerite sich nicht für sehr fantasievoll. Sie befasste sich mit der Wirklichkeit, mit der realen, schäbigen Natur der Menschen und neigte nicht dazu, sich in Träumen und Wunschvorstellungen zu ergehen. Doch heute Nacht hatte sie das beklemmende Gefühl, dass sich da draußen in der Dunkelheit etwas bewegte. Wie ein dicker Nebel kam etwas Unheilvolles auf sie zu, und sie konnte noch nicht einmal sagen, worum es sich dabei handelte. Konnte sich nicht dagegen wappnen.
    Wer hatte ihr diese Botschaft geschickt? Welche Absicht verbarg sich dahinter?
    Marguerite kannte nur eine Person, die ihr bei der Suche nach der Antwort helfen konnte, eine Person, die genug Wissen und Einsicht in die menschliche Natur besaß, um sich ein Urteil bilden zu können. Und sollte er die Person sein, die die Nachricht geschrieben hatte – nun, sie würde es sicherlich in seinen blauen Augen erkennen können.
    Marguerite steckte die Botschaft sorgsam in den Beutel, der an ihrer Taille befestigt war, griff nach dem Mantel und verbarg ihr schimmerndes Haar unter der Kapuze. Auch die Flure waren dunkel, und kalte Luftzüge wehten durch die Gänge. Marguerite hatte es eilig, die finsteren Korridore zu durchqueren.
    An Nikolais Tür hielt sie für einen Augenblick inne und legte das Ohr an das Holz, um zu lauschen. Sie hörte nur das leise Rascheln von Papier.
    Ohne zu klopfen, huschte sie hinein und schüttelte mit einer Kopfbewegung die Kapuze ab. Nur in einen mit russischem Zobel besetzten Schlafrock gekleidet, saß Nikolai an dem kleinen Tisch unter dem Fenster und las beim flackernden Schein einer Kerze. Er sah auf und lächelte ihr zu, während sie hinter ihn trat.
    „Was liest du da?“, fragte sie ruhig. „Sage jetzt nicht, dass du zu dieser späten Stunde noch für diese lächerliche Festaufführung arbeitest.“
    „So ist es auch nicht“, sagte er. „Ich habe so ziemlich genug von Schönheit, Verachtung und all den anderen. Das hier sind einige Briefe, die mir Balthazar überbrachte.“
    „Ach ja, der mysteriöse Signor Grattiano“, sagte sie. Sie ließ die Hände leicht auf Nikolais Schultern ruhen und warf einen Blick auf das Durcheinander von Papieren. Keines davon schien ein offizielles Siegel

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