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Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Titel: Die Sehnsucht der Smaragdlilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Mccabe
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Gespräche. Sie alle waren schon viel zu viele endlose Tage in diesem prächtigen Gefängnis namens Greenwich zusammengesperrt, und so erregte ein Fremder übermäßiges Interesse.
    Die Männer blieben an Doña Elenas Tisch stehen. Während sie ruhig mit ihr und ihrem Gatten sprachen, schienen sie von all der Neugier, mit der sie von allen Seiten angestarrt wurden, keine Notiz zu nehmen. Doch wenn Marguerite eines über Nikolai gelernt hatte, dann, dass er immer alles bemerkte.
    Sie erhob sich von ihrem Stuhl und ging an der Rückwand des Raumes entlang. Sie war froh darüber, heute Abend ihr dunkles, rostbraunes Kleid und den dazu passenden Kopfputz zu tragen. Die gedeckte Farbe half ihr, nicht aufzufallen, sich von Gruppe zu Gruppe zu bewegen, zu lauschen, aber nicht gesehen zu werden. Sie erreichte einen Tisch der spanischen Gruppe, wo Señorita Alva mit ihren jungen Gefährtinnen saß.
    „Ah, Señorita Dumas!“, sagte diese und bedeutete Marguerite, näher zu kommen. „Wir sprechen gerade von Señor Ostrowskis neuem Freund. Kennt Ihr ihn?“
    „Wenn Ihr ihn nicht kennt, ich kenne ihn bestimmt nicht“, sagte Marguerite leichthin. „Ich muss zugeben, er ist recht hübsch. Er hat so etwas Gefährliches! Meint Ihr, er ist kein neues Mitglied Eurer Gesellschaft aus Madrid?“
    „Keiner von uns hat ihn je zuvor gesehen“, meinte Señorita Alva. „Esperanza glaubt, dass er ein Pirat des Mittelmeers ist!“
    Eine der Damen senkte den Kopf und kicherte in ihr Taschentuch. Zweifellos war sie diejenige, die die „Piratentheorie“ vertrat.
    „Würde Monsieur Ostrowski Doña Elena wirklich zumuten, einem Piraten vorgestellt zu werden?“, fragte Marguerite. Sie war sich sicher, dass Nikolai einige Piraten kannte, so wie er jeden zu kennen schien. Doch einen Mann mit solch zweifelhaftem Hintergrund an den Hof zu bringen …
    „Eher dürfte er nur ein Kaufmann sein. Aus Venedig vielleicht oder Neapel“, sagte einer der jungen Männer, die ebenfalls am Tisch saßen, verächtlich. „Wohl kaum der ganzen Aufregung wert.“
    Señorita Alva sagte nichts, doch das Blitzen ihrer dunklen Augen drückte aus, dass sie den Fremden sehr wohl „der ganzen Aufregung wert“ fand. Sie fuhren fort, über andere Dinge zu sprechen, und Marguerite gesellte sich zu ihnen, trank etwas Wein, hörte zu – und wartete ab.
    Bald darauf kam einer der Begleiter des Duque an den Tisch, um sie alle zu einem späteren Kartenspiel in Doña Elenas Gemächer einzuladen. Und um Señor Balthazar Grattiano aus Venedig kennenzulernen.
    Aha, es war also Venedig, überlegte Marguerite und beobachtete den Neuankömmling auf seinem Platz neben Doña Elena. Er war sicher höflich und nett, doch sein Lächeln erreichte nie ganz seine Augen.
    Nie erhellte Fröhlichkeit sein schönes Gesicht. Es wirkte angespannt und wachsam. Nein, kein Schauspieler, kein Pirat. Auch kein Kaufmann, würde sie wetten. Wer war dieser Grattiano, und was machte er hier in England?
    Marguerite hatte nichts übrig für Rätsel und Überraschungen.
    Sie entschuldigte sich bei den anderen und stand auf, um den Festsaal zu verlassen. Sie wollte herausfinden, was es mit dem neuen Gast auf sich hatte. Als sie das Portal erreichte, spürte sie plötzlich ein scharfes Prickeln in ihrem Nacken. Das gleiche Prickeln, das sie warnte, wenn sie beobachtet wurde – normalerweise. Es hatte sie nicht vor dem Pfeil im Wald gewarnt.
    Sie blickte über die Schulter und entdeckte, dass Pater Pierre sie anstarrte. Er schüttelte leicht den Kopf, als wollte er sie noch einmal davon abhalten, mit den Spaniern zu sprechen.
    Marguerite fuhr herum und eilte hinaus. Alors , dachte sie. Wenn es irgendeinen gab, vor dem man sie warnen sollte, so war es sicher dieser Priester!

21. KAPITEL
    Ich freue mich, dass du gekommen bist, Balthazar“, sagte Nikolai, während er und Balthazar am Ufer des Flusses spazieren gingen. So spät in der Nacht war es hier am Wasser ziemlich einsam. Nur die tintenschwarzen kleinen Wellen, auf denen sich das blasse Mondlicht spiegelte, schlugen seicht ans Ufer und waren Zeugen ihrer Unterhaltung. Von weit her, wie aus einer anderen Welt, klang lautes Gelächter aus dem Bankettsaal herüber. „Wenn du es vielleicht auch bedauern wirst, nachdem du erst einmal festgestellt hast, in welchem Spinnennetz du gelandet bist.“
    Balthazar schüttelte den Kopf. In seinen schwarzen Kleidern und mit dem dunklen Bart war er in der Dunkelheit kaum zu erkennen. Allein seine Augen glänzten

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