Die Sehnsucht des Dämons (German Edition)
erkläre es dir auf dem Weg.“
Neben Sorge las sie auch Begehren in seinem Blick. Dieses Begehren hatte sie bisher immer ignoriert und ihn sogar entmutigt. Doch diesmal blickte sie ihn mit demselben Begehren an.
„Gib mir fünf Minuten, und ich bin unten in der Lobby“, versprach Nick.
Serena zögerte, bevor sie die Hotelhalle durchquerte, und betrachtete die Gäste. Sogar um diese frühe Uhrzeit herrschte hier Betrieb. Die Nachtschwärmer kehrten heim. Jetzt gehörte das Hotel Julian. Sie stellte sich vor, wie er durch die Lobby ging, ein König in seinem Reich. Und wie er neben seinem Pit Boss stand, dem Mann, der die Mitarbeiter an den Spieltischen überwacht, und von oben sein Kasino betrachtete. Kein Wunder, dass er sie weggeschickt hatte. Julian musste sich jetzt um wichtigere Dinge kümmern.
Sie ließ sich auf eines der Ledersofas fallen, plötzlich völlig erschöpft. Es war eine anstrengende Nacht gewesen – das Pokerspiel, das Tanzen im leeren Klub, der Sex. Das hatte ihr die Energie geraubt. Die ganze Woche hatte sie unendlich viel Energie gekostet. Und doch sah sie immer wieder zum Aufzug hinüber, in der sinnlosen Hoffnung, die glänzenden Türen würden sich öffnen und Julian käme heraus. Um ihr zu sagen, dass er sie liebte. Dass sie niemals auseinandergehen würden. Sie betete, dass er seine Meinung noch ändern und sie zurückholen würde.
Und in diesem Moment hörte sie von der anderen Seite der Lobby einen Mann rufen: „Serena! Warte!“
Hatte man ihre Gebete erhört? Nein, es war Harry, der wild winkend auf sie zugelaufen kam. Ihr Herz machte einen Satz. Bestimmt hatte Julian ihn geschickt! Harry sollte sie zurückholen. Dann wären sie für immer zusammen, und alles wäre gut.
„Gut, dass Sie das Hotel noch nicht verlassen haben! Julian schickt mich“, keuchte er, etwas außer Atem geraten. „Ich soll Ihnen Ihr Handy zurückgeben.“ Er reichte es ihr.
Entmutigt starrte sie das Telefon an und versuchte zu lächeln. „Danke, Harry.“
Tröstend legte er eine Hand auf die Schulter. „Er hat mir aufgetragen, Ihnen einen Wagen zu besorgen, der Sie zum Flughafen bringt. Oder, wenn Ihnen das lieber ist, Sie nach Los Angeles fährt.“
Am liebsten wäre sie wieder nach oben gegangen, zurück zu Julian. Ihm in die Arme zu fallen und zu weinen, bis sie keine Tränen mehr hatte, das war es, was sie wollte. Aber Julian hatte deutlich gemacht, dass er keine Verwendung mehr für sie hatte.
Hinter ihr tauchte plötzlich Nick auf. „Ich bringe sie nach Hause. Mein Fahrer fährt gerade den Wagen vor.“
Sie saßen im Fond seiner Limousine, und Nick hielt ihre Hand. Er bat sie nicht um eine Erklärung, er tröstete sie einfach. Nicht als Liebhaber, sondern als Freund. Sie bogen auf den Las Vegas Boulevard, der um diese frühe Stunde leer war. Diesmal gelang es Serena, ihre Tränen zurückzuhalten. Sie war wie betäubt von diesem Abschied.
Es war wohl eine Ironie des Schicksals, dass Nick endlich begriffen hatte, was platonische Liebe bedeutete – der Schutzbefohlene half seinem Schutzengel. Doch während seine Hand die ihre hielt, wurde Serena klar, dass sie etwas in ihm bewirkt hatte.
Nick hatte gelernt, Mitgefühl zu empfinden.
Julian saß an der Hotelbar und fütterte den Pokerautomaten, der in den Tresen eingelassen war, mit Zwanzigdollarscheinen. Er hatte eine Pechsträhne – er sah von seinem Geld nichts wieder. Ein halb leeres Glas Gin Tonic stand vor ihm, das letzte von acht, seit Serena gegangen war. Er leerte es in einem Zug.
Er war jetzt der Herr im Haus. Corbin war weg. Er war niemandem mehr Rechenschaft schuldig. Das Devil’s Ecstasy wurde heute Nacht eröffnet. Schon jetzt war klar, dass der Klub ein riesiger Erfolg werden würde. Eigentlich sollte er froh sein. Stattdessen saß er hier und blies Trübsal und betrank sich hemmungslos.
„Sir?“, hörte er da Harrys Stimme hinter sich. „Alles in Ordnung, Sir?“
Julian drehte sich um und sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. „Bestens, Harry.“
„Sie ist weg, Sir. Nick hat sie mitgenommen.“
Klang da etwa Mitleid in Harrys Stimme? Dabei war das Letzte, was Julian brauchen konnte, Mitleid. Harry stand unbeholfen da und massierte seine Hände. Es hatte den Anschein, als wollte er seinen Boss jeden Moment umarmen. Julian machte ein finsteres Gesicht. „Setzen Sie einen Bodyguard auf sie an, Harry. Ich traue Corbin nicht.“
„Schon erledigt, Sir“, erwiderte Harry sanft. „Ein paar Ihrer Leute
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