Die Sehnsucht des Dämons (German Edition)
seinem Blick war nichts Gutes, nur die nackte Begierde. Er stand vor ihr in seinem maßgeschnittenen Anzug, der seinen athletischen Körperbau hervorragend zur Geltung brachte, den obersten Knopf des Hemds hatte er geöffnet. Armani, tippte sie. Sein dunkles Haar war kunstvoll zerzaust, ein drastischer Gegensatz zu seinem ganz und gar nicht lässigen Blick.
„Willkommen im Devil’s Paradise. Ich bin Julian Ascher.“
Seine Stimme, leise und dunkel, ging ihr durch und durch. Ihr Körper schien zu vibrieren.
Einen Moment lang stand sie wie verzaubert da. Dann endlich kam sie wieder zu Atem. Sie schloss die Augen und schickte einen Energieschub in seine Gedanken, ein helles Licht, das seine Willenskraft brechen und die Erinnerung an sie auslöschen würde. Sie wartete darauf, dass er sie freigab und gehen ließ, damit sie ihre Aufgabe wahrnehmen konnte.
Ein Mensch befand sich hier, dessen Schutzengel sie war. Sie musste ihn finden und mit ihm so schnell wie möglich dieses Etablissement verlassen.
Nur leider ließ Julian Ascher sie nicht los. Für einen kurzen Moment blitzte Ärger in seiner ansonsten so lässigen Fassade auf. Doch schnell gewann er seine Souveränität zurück. In ihrem Kopf begann ein einziges Wort Gestalt anzunehmen.
Dämon.
Und tief in ihrem Innern raunte eine Stimme ihr zu: Lauf.
Arielle, ihre Ausbilderin, hatte jedem Trainee in der Kompanie der Engel eine elementare Weisheit eingehämmert: Wenn du einen Dämon triffst, der mächtiger ist als du, dann verschwinde augenblicklich.
Serena hatte ihre Ausbildung mit Auszeichnung abgeschlossen. Doch jetzt stand sie wie angewurzelt da, unfähig, sich zu bewegen. Julians Finger umschlossen immer noch ihren Oberarm. Allerdings war es nicht der Körperkontakt, der sie lähmte. Panik breitete sich in ihr aus, wie eine chemische Reaktion, die sie paralysierte.
„Versuch das nicht noch mal“, sagte er freundlich. „Kann sein, dass das bei Menschen funktioniert, aber bei mir ganz sicher nicht. Komm mit, dann können wir uns unter vier Augen unterhalten.“
„Tut mir leid, ich bin verabredet.“
Nick Ramirez. Den sollte sie beschützen. Er musste ganz in der Nähe sein, das spürte sie. Serena musste ihn finden und ihn auf seinem selbstzerstörerischen Trip Einhalt gebieten.
Die Kompanie zählte auf sie. Eigentlich war die Aufgabe selbst für sie, einem jungen Schutzengel, nicht allzu schwer. Wenn nur dieser Dämon sie gehen lassen würde. Der gefährlich gut aussehende Dämon, dessen funkelnde Augen ihr pure Lust versprachen.
„Das war keine Frage“, stellte Julian fest.
„Ich sagte, ich möchte nicht.“
Engel sollen nicht lügen , das wusste sie. In Wahrheit wollte sie ihn, wie sie noch nie einen Mann gewollt hatte. Mit einem Verlangen, das offensichtlich tief in ihr geschlummert hatte und erst jetzt entfacht worden war. Sie wollte seine Finger auf ihrem Körper spüren, wollte seinen süßen Worten lauschen und dahinschmelzen.
Da sie von menschlicher Gestalt war, erlebte sie auch alle Empfindungen und Emotionen, die mit dem Dasein auf Erden einhergingen. In diesem Moment empfand sie diese Gefühle als so überwältigend, dass sie sich ihnen fast ergeben hätte. Sie erbebte unter seiner Berührung, und instinktiv war ihr klar, dass dieser Mann sie zerstören würde, wenn sie ihn ließe.
Als sie sich losmachen wollte, verstärkte sich sein Griff.
„Wenn du dich weiter wehrst, werde ich ärgerlich, und das könnte nicht gut ausgehen“, warnte er sie. „Indem du die Schwelle dieses Klubs übertreten hast, hast du dich auf mein Territorium begeben. Und hier gelten meine Regeln.“
Sein Ton war so beiläufig, als hätte er sie gerade zum Tee eingeladen. Doch seine Finger umklammerten ihren Arm so fest und besitzergreifend, dass sie weder an seiner Macht noch an dem, was er sagte, zweifelte.
Julian schob sie durch die Menge. Einen Versuch, sich von ihm zu befreien, unternahm sie noch. Sie ließ sich nach hinten fallen und klammerte sich an ein Geländer. Aber mit den dünnen Sandalen hatte sie nicht genug Halt auf dem Holzboden, mit einem einzigen Ruck zog Julian sie weiter.
Durch mehrere Türen drangen sie ins Innere des Klubs vor, wo es schlagartig leiser wurde. Er führte sie einen Flur entlang in sein Büro. Es war ein schicker, moderner Raum mit klaren Linien. Dunkelrotes Leder und glänzendes Holz, wie in einer vornehmen Werbeagentur. So hatte sie sich eine Dämonenhöhle nicht vorgestellt. Er schloss die Tür und verriegelte
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