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Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Drake
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»ich glaube sogar, dass sie sehr hübsch war. Sie wusste sich auch zu benehmen, hatte eine gute Kinderstube, hielt sich sehr gerade. Sie war dunkelhaarig, sehr ausdrucksvoll. Und bevor dieser Pirat seinen schlechten Einfluss ausübte, war sie auch ruhig und besonnen.« Sie nickte nachdenklich, dann wandte sie sich wieder der Stickerei zu.
    Harriet war ins Grübeln gekommen. So, so, dunkelhaarig und ausdrucksvoll war Jessica Finnegan also gewesen. Kein Wunder, dass Charles sich in eine solche Schönheit verliebt hatte. Unwillkürlich strich sie über ihre rotblonde Augenbraue. Sie hatte einmal versucht, die Augenbrauen zu färben und die Lider so wie die Inderinnen mit Kajal nachzuziehen. Ihr hatte das Ergebnis sehr gut gefallen, aber ihre Mutter hatte sie gescholten und auf ihr Zimmer geschickt, um alles abzuwaschen.
    »Was damals wirklich passiert ist, weiß keiner von uns genau«, sprach Lady Elisabeth, jetzt ganz in Erinnerungen an diese peinlichen Vorkommnisse vertieft, weiter. »Dieser O’Connor wurde von Captain Harding festgenommen. Jessica sprang ins Wasser, und die anderen, die sie hierher begleitet hatten, verschwanden fast zur selben Stunde. Dein Vater hat Charles danach gefragt, aber dieser hat ihm nur erzählt, dass Jessica, ihr Pirat und der ganze Anhang nach Hause zurückgekehrt seien. Das war ganz kurz nach dem Tod seines Vaters. Und später kam eben Vanessas Brief.«
    »Dein Vater hält übrigens große Stücke auf Charles …«, sagte Lady Elisabeth nach einer kurzen Pause.
    Harriet horchte bei diesem etwas zögernden Tonfall auf. War da etwas im Busch?
    »Was ich damit sagen will, Harriet«, fuhr Lady Elisabeth rasch fort, ohne den Blick von ihrer Stickerei zu nehmen, »solltest du dich zu Charles Daugherty hingezogen fühlen, so wird dein Vater deinen Gefühlen nicht im Wege stehen. Und ich ebenfalls nicht. Wir haben gesehen, wie gut ihr euch auf dem Ball …«
    »Aber Mutter! Nur weil wir miteinander getanzt haben?«
    »Er hat dich den ganzen Abend nicht mehr aus den Augen gelassen«, erwiderte Lady Elisabeth. »Und seitdem hat er dich mehrmals besucht.«
    »Das hat doch nichts zu sagen«, erwiderte Harriet verlegen. Sie hätte ihrer Mutter erklären können, dass Charles’ Bemühungen um sie von Mitleid und Ritterlichkeit diktiert worden waren, aber sie konnte nicht über Arthur Sullivan und diesen Abend sprechen. Das würde ihre Mutter – den einzigen Menschen, der sie hübsch fand – noch viel mehr kränken als sie selbst. »Er hat Vater besucht«, wandte sie stattdessen ein. »Geschäftlicher Belange wegen.«
    Seit dieser denkwürdigen Abendgesellschaft vor drei Wochen war Charles tatsächlich öfters aufgetaucht und hatte auch ihr seine Aufwartung gemacht. Ähnliche Überlegungen wie bei Sullivan, der sich durch eine Heirat mit ihr den Einfluss ihres Vaters sichern wollte, waren hier jedoch nicht zu vermuten; Charles war weit einflussreicher und wohlhabender als Sir Percival und hatte es nicht nötig, sich ausgerechnet um sie zu bemühen. Falls es Mitgefühl war, so war dies ärgerlich, aber sie war gern bereit, Charles ein wenig Mitleid zu verzeihen. Es war angenehm, mit ihm zusammen zu sein. Obwohl angenehm wohl nicht der Ausdruck war. Es war … erfreulich? Erfreulich angenehm. Sie schmunzelte. Nein, es war sogar mehr für sie, als könnte sich daraus eine Freundschaft entwickeln, ähnlich wie mit Lan Meng. Sie musste nur aufpassen, dass sie sich keine Flausen in den Kopf setzte, aber damit würde sie schon fertig.
    Ein sanfter Wind war aufgekommen und brachte den Duft der Rosen mit, die ihre Mutter vor vielen Jahren um den Pavillon herum hatte setzen lassen. Es waren prachtvolle, aus Persien stammende Sorten dabei, mit dichten roten Blüten, deren Blätter wie Samt schimmerten und sich unter den Fingerspitzen wie Seide anfühlten. Harriet lauschte dem durchdringenden Ruf einiger Papageien, dem ständigen Flirren der Insekten und atmete tief ein. Hier war ein Platz, an dem sie alles andere vergessen konnte, an dem sie sich sicher fühlte.
    Einer der Diener erschien außerhalb der leichten Vorhänge.
    »Es ist Besuch gekommen, Memsahib. Für Miss Harriet. Eine Dame aus dem Palast.«
    Lady Elisabeth sah lächelnd auf. »Oh, das wird Amiya sein. Sie hat so oft nach dir gefragt, nachdem wir erfuhren, dass du von Java abgereist bist, um zu hören, ob wir nicht schon Nachricht von deiner baldigen Ankunft hätten. Es wundert mich nur, dass du sie nicht schon längst besucht

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