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Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Drake
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hast.«
    »Es hat sich vieles verändert«, sagte Harriet leise, während sie sich erhob.
    Ein Schatten glitt über das Gesicht ihrer Mutter. »Ja, ich weiß, mein Liebling. Und sicherlich war es auch klug von dir. Aber nun geh, lass sie nicht warten.«
    Harriet schlüpfte unter den Vorhängen hinaus und folgte dem Diener. Pali, der »Haushofmeister« ihres Vaters, bemühte sich sogar höchstpersönlich um den Gast; also war die verschleierte Besucherin tatsächlich Jahans Schwester. Harriet hielt sich nicht lange mit einer förmlichen Begrüßung auf, sondern nahm Amiya bei der schlanken Hand und führte sie auf ihr Zimmer, wo sie ungestört waren.
    Dort schob Amiya den Schleier zurück und umarmte Harriet herzlich. »Da du uns nicht besuchst, musste ich kommen«, sagte sie dabei vorwurfsvoll.
    »Es war noch keine Gelegenheit.« Harriet trat einen Schritt zurück und betrachtete ihre Freundin voller Bewunderung. Amiya war wie immer eine Augenweide. Die junge Inderin trug Seidenhosen, eine langärmelige Bluse und einen Sari. Die leichten, von Meistern gefärbten und bestickten Stoffe umschmiegten ihre schlanke, graziöse Gestalt. Dazu die ausdrucksvollen Augen unter den schwarzen Brauen, die hohe Stirn, die vollen, roten Lippen. Harriet unterdrückte ein Seufzen. Wenn sie nur ein wenig von Amiya hätte.
    »Du bist bereits seit vier Wochen hier.« Die dunklen Augen ruhten prüfend auf ihr. »Es ist Jahans wegen, nicht wahr?«
    Harriet strich über das glatte, dichte Haar ihrer Freundin. Es war weich wie dicke Seide. So hatte sich auch Jahans Haar angefühlt. Das wehe Gefühl von Verlust stieg wieder in ihr hoch, und sie hatte Mühe, eine heitere Miene aufzusetzen. »Wie kommst du darauf?«
    »Du willst seine Gattin nicht treffen. Aber das hätte ich doch verhindern können.«
    Nicht nur die Gattin, dachte Harriet. Den Rest seines Harems ebenso wenig.
    Amiya setzte sich auf den Boden, fasste nach Harriets Hand, und Harriet ließ sich mit der anmutigen Selbstverständlichkeit einer Inderin neben ihre Freundin auf den weichen Teppich sinken. Sie hatte schon als Kind mit untergeschlagenen Beinen gesessen und hatte es immer sehr bequem gefunden. »Jahan spricht viel über dich. Er fragt, wie es dir geht«, sprach Amiya weiter. »Er hat alle deine Briefe an mich gelesen und war traurig, weil du seine nicht beantwortet hast.«
    Das war auch besser so. Harriet hatte Jahan wirklich geliebt und Kalkutta fast fluchtartig verlassen, als Jahans Vater ihn mit dieser blutjungen indischen Prinzessin verheiratete. Er hatte ihr zwar geschworen, dass bei dieser Heirat nur die Politik eine Rolle spiele, aber Harriet hatte ohnehin keine Zukunft für sich und Jahan gesehen. Es war vielleicht eine dumme, sehr unreife Liebe gewesen, aber sie hatte lange gebraucht, um darüber hinwegzukommen, und Cousine Mary-Anns Einladung war da gerade recht gekommen.
    Amiyas Blick forschte in ihrem Gesicht, dann senkte sie die Lider. »Es hat sich vieles geändert«, sagte sie leise. »Wellesley stiftet Unruhe. Er provoziert gewalttätige Auseinandersetzungen.« Kurz nachdem Harriet nach Java abgereist war, hatte Wellesley, der ehrgeizige Generalgouverneur der East India Company, Tipu Sultan, der fast über den gesamten südlichen Teil der indischen Halbinsel herrschte, angreifen lassen. »Und er trennt uns damit von unseren Freunden«, setzte Amiya hinzu. »Jahan sagt, es wird der Tag kommen, an dem wir Feinde sind.« Tipu Sultan war im Kampf gefallen. Eine seiner Schwestern war eine der Gattinnen von Jahans Vater, und damit war es durchaus möglich, dass Jahan tatsächlich tiefer in diese Auseinandersetzungen hineingezogen wurde.
    Harriet ergriff die schlanken, beringten Hände ihrer Freundin. »Es mag vielleicht Auseinandersetzungen geben, aber wir werden niemals Feinde, meine liebe Amiya. Niemals.« Um sich selbst und ihre Freundin abzulenken, begann sie, von ihrer Cousine und deren Kindern zu sprechen, und fragte danach Amiya nach ihren Geschwistern und ihrem zukünftigen Gatten. Amiya errötete und verbarg ihr lächelndes Gesicht verschämt hinter dem Schleier, als sie von dem Mann erzählte, den ihr Vater ihr zugedacht hatte. Harriet begriff sehr schnell, dass Amiya in diesen Bräutigam verliebt war und schon die längste Zeit heimlich Boten zwischen beiden hin und her eilten, um Nachrichten zu überbringen. Sie lachte, als sie Amiyas Verlegenheit bemerkte, und umarmte sie. Sie war glücklich für ihre Freundin und dankbar, dass diese die Erlaubnis

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