Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Drake
Vom Netzwerk:
bekommen hatte, den Mann zu heiraten, den sie schon seit ihrer Kindheit kannte und schätzte. Das war so viel mehr, als Harriet jemals für sich erhoffen konnte.
    * * *
    Als Amiya das Haus der Dorleys zwei Stunden später verließ, hielt es auch Harriet nicht länger daheim. Ihre Mutter hatte Besuch von Tuchhändlern bekommen, die die neuesten Stoffe vor ihr ausbreiteten, und Harriet und Lan Meng nutzten die Gelegenheit, aus dem Haus zu schlüpfen und durch die Straßen Kalkuttas zu laufen. Das brachte sie gewiss auf andere Gedanken, die sich im Moment viel zu sehr mit Jahan und – seit Mutters verdächtigen Bemerkungen – auch mit Charles beschäftigten.
    Sie begannen ihren Rundgang auf dem Tank Square und blieben lange vor dem Obelisken stehen, einem Mahnmal, das in Erinnerung an jene Briten gesetzt worden war, die im Schwarzen Loch von Kalkutta umgekommen waren. Harriet sah nachdenklich hinauf. Es war nicht einmal fünfzig Jahre her, dass der Nawab von Bengalen Kalkutta erobert und die britischen Gefangenen in den Kerker des alten Fort William hatte werfen lassen. Sie waren so dicht hineingepfercht worden, dass viele aus Sauerstoffmangel erstickten. Ihr Vater hatte damals noch in England gelebt und war erst in Kalkutta angekommen, nachdem die Briten wieder die Herrschaft übernommen hatten. Harriet war schon oft an diesem Obelisken vorbeigekommen, hatte ihn jedoch nie zuvor mit solcher Sorge betrachtet. Amiya hatte recht, auch wenn Harriet ihre Befürchtungen hinuntergespielt hatte. Der Generalgouverneur ging rücksichtslos vor und widersetzte sich in seiner Expansionspolitik sogar den Wünschen der Direktion der East India Company. Selbst ihr Vater, der sonst nicht mit Lady Elisabeth und seiner Tochter über politische oder geschäftliche Dinge sprach, hatte erst beim Frühstück ein paar Bemerkungen darüber fallenlassen. Wellesley hatte nicht nur viele Inder gegen sich aufgebracht, als er Tipu Sultan angegriffen hatte, er machte sich noch mehr Feinde, indem er den kleineren Fürsten und Herrschern ihren Besitz wegnahm und offenbar keine Gelegenheit ausließ, um die Edlen des Landes zu demütigen. Und nun wollte er sogar Feldzüge gegen die im Norden Indiens herrschenden Marathen-Fürsten führen.
    Lan Meng sah den bekümmerten Blick, mit dem Harriet den Obelisken betrachtete. »Dein Vater wird niemals zulassen, dass dir etwas geschieht«, sagte sie leise.
    »Ich habe keine Angst um mich«, erwiderte Harriet seufzend. »Ich habe Angst um das Indien, das ich gekannt habe.«
    Lan Meng nickte ernst.
    Sie schlenderten weiter, bis Harriets Blick auf eine Gruppe englischer Soldaten fiel, unter denen sich auch Arthur Sullivan befand.
    Der hatte ihr gerade noch gefehlt! Dieser Mann war noch allgegenwärtiger und lästiger als die Fliegenschwärme, die Kalkutta zur feuchtheißen Jahreszeit heimsuchten. Harriet machte auf der Stelle kehrt und schlüpfte, eiligst gefolgt von Lan Meng, zwischen einer Gruppe schwerbepackter indischer Träger hindurch, um im Getümmel zu verschwinden.
    * * *
    Charles und Harding kamen vom Court House, als sein Blick wie magisch angezogen auf die schlanke junge Frau mit dem rotblonden Haar fiel, die sich, gefolgt von einer zierlichen Chinesin, entschlossen durch die Menge drängte. Sie drehte sich von Zeit zu Zeit um, spähte nach hinten und strebte dann umso eifriger weiter, fast, als befände sie sich auf der Flucht. Charles hielt nach dem Grund Ausschau, und als Sullivan und einige seiner Offizierskollegen in sein Blickfeld traten, begriff er, weshalb Harriet in solcher Eile war.
    Er zog seine Anzugjacke zurecht. Das war die Gelegenheit, auf die er schon gewartet hatte. »Dort ist jemand, mit dem ich gern sprechen würde, Mortimer. Wir sehen uns dann später im Kontor.«
    Harding war seinen Blicken gefolgt, zuckte jedoch nur mit den Schultern, und Charles machte sich zielstrebig auf den Weg. Harding hatte – ohne explizit dazu aufgefordert worden zu sein – Sullivan seit dem Ball beobachten lassen. Sie hatten so einiges über ihn in die Hand bekommen: Der Major war tatsächlich in etliche illegale Aktivitäten verwickelt. Er hatte auch mehrmals bei Sir Percival vorgesprochen, war aber offenbar nicht bis zu Harriet vorgedrungen, denn er hatte das Haus jedes Mal sehr schnell und sichtlich verärgert wieder verlassen. Charles hatte bei diesem Bericht eine unbestreitbare Genugtuung verspürt.
    Obwohl Sullivan sich beeilte, Harriet einzuholen, war Charles schneller. Als er näher kam,

Weitere Kostenlose Bücher