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Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Drake
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blätterte. Er ließ sich neben ihm nieder.
    »Ich dachte mir, dass ich Sie hier finde.«
    Charles wies auf die bauchige Whiskeyflasche auf dem Tisch. »Und ich dachte mir, dass Sie kommen. Ihre Lieblingsmarke. Bedienen Sie sich.«
    Harding schenkte sich ein und lockerte mit dem Haken auf der Rechten geschickt seinen Kragen, um sich dann aufatmend zurückzulehnen. »Verfluchte Hitze. Um diese Jahreszeit ist es hier noch unerträglicher als sonst.« Er nahm einen Schluck und deutete dann mit dem Kopf auf die Zeitung in Charles’ Hand. »Neuigkeiten?«
    »Aus London? Wenn man Artikel, die schon ein Jahr alt sind, neu nennen kann, schon.« Charles las die Zeitung nicht sonderlich interessiert, er benutzte sie lediglich dazu, um hier in Ruhe sitzen zu können. Die meisten englischen Gentlemen, die dieses Haus besuchten, respektierten das, und er hielt sich lieber hier auf als in seinem prächtigen, aber kalten Palast, der nur düstere Erinnerungen barg.
    Harding nickte. Die internen Berichterstattungen seiner Leute waren wesentlich flotter als die Postschiffe, die aus Europa Zeitungen und Briefe brachten. Er hatte so seine eigenen Wege, um immer so gut wie möglich auf dem Laufenden zu sein. »Dafür gibt es hier wirkliche Neuigkeiten«, meinte er und hob die Calcutta Gazette hoch. »Die letzten Meldungen über El Capitano.« Es war die Ausgabe, in der am Nachmittag schon Harriet Dorley und Lan Meng gelesen hatten.
    Charles brummte etwas Undeutliches.
    Harding bedachte ihn mit einem spöttischen Grinsen. »Dieser schreckliche Pirat wird bald zum verklärten Liebling aller romantisch veranlagten Damen Kalkuttas aufsteigen, wenn der Bursche mit seinen Berichten fortfährt. Hier, hören Sie sich das an.« Er stellte sein Glas weg und entfaltete die Zeitung. »Man fragt sich wirklich, wer hinter diesem Namen steckt. Etwa gar ein heimlicher Kämpfer gegen die Feinde Englands …«
    »Verschonen Sie mich, um Himmels willen«, knurrte Charles. »Schlimm genug, dass dieser Schmierfink mit solchen Geschichten versucht, Leser zu gewinnen.«
    Harding lachte und warf die Zeitung achtlos neben sich auf den Boden. Dann schlug er ein Bein über das andere, griff nach seinem Whiskey und musterte Charles. »Sie waren heute Abend sehr beschäftigt.«
    Charles sah kurz hoch und traf auf Hardings anzüglichen Blick. »Tatsächlich?«
    »Mit einer der begehrtesten Partien Kalkuttas.«
    Charles hatte den Blick wieder auf die Zeitung gesenkt. »Ein nettes Mädchen.« Ganz besonders nett sogar. Das war jedoch kein Grund gewesen, sich derart für sie zu engagieren. Sein Bedürfnis, das zu tun, verwunderte ihn im Nachhinein selbst. Womöglich lag es eher an seiner Abneigung gegen Arthur Sullivan; Harriet Dorley kannte er schließlich kaum. Zumindest hatte er sie seit Jahren nicht mehr gesehen, und davor hatten sie bestenfalls ein paar höfliche Worte miteinander gewechselt. Ganz abgesehen davon, dass sie bei ihrem letzten Treffen noch ein halbes Kind gewesen war.
    »Und es hat einen interessanten Vater«, bohrte Harding lauernd nach, der sich mehr an Reaktion erhofft hatte.
    »Dieser Meinung sind viele in Kalkutta«, erwiderte Charles gleichgültig. Er blätterte in der Zeitung und hoffte, Harding würde endlich von diesem Thema ablassen.
    »Haben Sie deshalb fast den ganzen Abend mit ihr verbracht?«
    »Mortimer, nehmen Sie es mir nicht übel, aber Sie nerven.« Das Mädchen hatte ihm leidgetan. Das war ein Gefühl, das er in den letzten Jahren kaum zugelassen hatte. Solch eine Schwäche war für einen Mann seiner Profession gefährlich. Heute Abend hatte er eben eine Ausnahme gemacht, und es war am klügsten, nicht länger darüber nachzudenken. Auch nicht über ihre lachenden dunkelblauen Augen und dieses spitzbübische Verziehen ihres etwas zu breiten Mundes. Seltsam, wie reizvoll sich das an ihr machte.
    »Es war auffallend, wie Sie sich um sie bemüht haben. Sullivan soll deshalb sogar Drohungen gegen Sie ausgestoßen haben. Er sieht sich schon als Sir Percivals Schwiegersohn.«
    »Ich glaube nicht, dass Miss Dorley eine solche Verbindung in Erwägung zieht.« Charles verbiss sich ein Grinsen. Bei dem Temperament dieses Mädchens würde Sullivan statt eines Jaworts vermutlich ein paar saftige Ohrfeigen einstecken. Hätte er sie nicht daran gehindert, wäre sie im Park über Sullivan hergefallen. Es hatte sich gut angefühlt, sie zu halten. Sie hatte schmale Schultern, aber sie war nicht zu zart, und nicht wirklich mager … Hatte er

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