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Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Drake
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herabprasseln ließ, und widersprach schließlich entschieden, als sie den Wunsch äußerte, allein heimzugehen. Er hätte ohnehin eine geschäftliche Verabredung mit ihrem Vater und somit denselben Weg.
    Als sie eine Stunde später in Charles’ Kutsche – er hätte sie bestimmt nicht mehr zu Fuß laufen lassen, sondern eher tatsächlich den weiten Weg getragen – bei Sir Percivals Domizil ankamen, hatte Harriet schon wieder rosige Wangen, Lan Meng hatte ihr misstrauisches Verhalten aufgegeben, und Charles selbst war erstaunlich gut gelaunt. Harriet war reizend, und es war erstaunlich, wie viel wärmer dieses sonst so kalte, düstere Haus durch ihre Anwesenheit gewirkt hatte.
    Als sie sich in der Halle verabschiedeten, fiel es ihm schwer, sich von ihr zu trennen. Er ergriff ihre Hand und zog sie an seine Lippen. Das hatte er noch nie getan, aber nun konnte er nicht widerstehen. Wie weich ihre Haut war. Sie duftete nach den Blüten, die sie in der Hand gehalten und sanft gestreichelt hatte, nach Rosen, Jasmin, Orangen …
    Harriet schien von der Hitze und der Feuchtigkeit in diesem Land völlig unberührt zu sein und sah so frisch aus, als wäre sie soeben einem kühlen Bad entstiegen. Sie hatte ihren breiten Sonnenhut abgenommen und hielt ihn in der Hand. Die blassen, von reizenden Sommersprossen bedeckten Wangen waren nur leicht gerötet, die Stirn wirkte kühl, das rotblonde Haar lockte sich um ihre Schläfen und bis auf ihre Schultern. Ihre Lippen wirkten sehr rot gegen ihre blasse Haut. Rot und voll. Die ausdrucksvollen dunkelblauen Augen passten nicht ganz in dieses Gesicht, in dem man eher hellblaue oder grüne vermutet hätte, aber sie waren ein Teil dieser Kontraste, die Harriets Anziehungskraft ausmachten. Das ganze Gesicht hatte einen Ausdruck von Lebhaftigkeit und Liebreiz, der Charles nicht zum ersten Mal betroffen machte. Kein Wunder, dass dieser Inder, der die schönsten Frauen seines Landes haben konnte, dieses Mädchen begehrte.
    Er bemerkte erst an ihrem verlegenen Lachen und ihrem geröteten Gesicht, dass er sie minutenlang angestarrt hatte.
    »Was ist denn, Charles? Sie träumen ja mit offenen Augen!«
    »Ich dachte nur soeben, wie sehr ich es bedaure, Sie nicht bald um ein Wiedersehen bitten zu können, Harriet, denn ich reise morgen ab.« Er beobachtete sie mit Spannung. War da nicht ein Hauch von Bedauern in ihren Augen? Oder bildete er sich das nur ein, weil er es sehen wollte?
    »Dann sollte ich Ihnen eine gute Reise wünschen«, erwiderte sie enttäuschend fröhlich. »Wohin führen Ihre Geschäfte Sie denn dieses Mal?«
    »Nach Sumatra. Wir haben dort eine Handelsniederlassung. Es gab in letzter Zeit Probleme, und ich muss nach dem Rechten sehen.« Die makabren Details seines Geschäfts waren für sie uninteressant, und es wunderte ihn, wie leicht ihm diese Lüge schon über die Lippen kam. Piratenniederlassung wäre korrekter gewesen.
    Er zog ihre Hand abermals an seine Lippen. Etwas in ihm drängte danach, sie zu berühren, und hätten nicht sämtliche Konventionen dagegen gestanden, hätte er wohl sogar versucht, diese roten Lippen zu kosten, die ihm so verführerisch entgegenlachten.
    »Ah, da sind Sie ja, Charles. Sogar etwas früher, das trifft sich gut, es gibt da einiges, was ich mit Ihnen besprechen wollte.«
    Charles zuckte wie ertappt zusammen, als Sir Percival hinter ihm auftauchte. Er ließ hastig Harriets Hand los und setzte ein höfliches Lächeln auf. »Ich hatte die Freude, Miss Dorley nach Hause zu begleiten und mich bei dieser Gelegenheit gleich von ihr zu verabschieden, da ich morgen abreisen werde.«
    »Morgen schon?« Sir Percival wirkte bei weitem enttäuschter als Harriet. Sein Blick glitt von Charles zu Harriet und wieder zurück. »Nun ja …«
    »Dann will ich Sie nicht länger aufhalten, Charles. Nochmals herzlichen Dank für Ihre liebenswürdige Begleitung. Ich hoffe, Sie besuchen uns, sobald Sie wieder daheim sind.« Für Sekunden lag ihre Hand auf seinem Arm. »Gute Reise. Und …«, ein bittendes Lächeln, »passen Sie gut auf sich auf.« Damit wandte sie sich schwungvoll um und marschierte davon, selbst in ihrer burschikosen Art noch anmutig. Lan Meng vergönnte ihm ein herablassendes Nicken, bevor sie ihrer Freundin folgte.
    Charles riss sich endgültig von Harriets Lockenpracht und ihrer schmalen Taille los und folgte Sir Percival in dessen geräumiges Arbeitszimmer.
    »Ich nehme an, es betrifft den Begleitschutz, um den mich die East India Company

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