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Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Drake
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Bestürzung feststellte – auf seine Art mindestens ebenso gutaussehend wie Jahan. Bernsteinfarbene Augen blickten sie an, kühl, als wollten sie die Gefühle ihres Besitzers verbergen, und doch intensiv genug, um aus heiterem Himmel einen Tumult in ihr auszulösen. Die Straße wankte plötzlich, und Harriet schnappte nach Luft.
    Lan Meng trat instinktiv einen Schritt vor und lockerte den Gürtel, als Charles Daugherty von der anderen Straßenseite auf sie zustrebte, als ginge von ihm eine Gefahr aus. Harriet, der diese kleine Geste vertraut war, legte schnell den Arm um die schmalen Schultern ihrer Freundin. Herrgott noch mal, was war nur mit ihr los? Sie benahm sich nicht besser als eine dieser verzärtelten Gänse, die sie so verabscheute. Sie hatte keine Zeit mehr, ihre Fassung wiederzugewinnen, denn schon hatte sich Charles an der Traube von Menschen, die Jahans Zug folgten, vorbeigekämpft und stand dicht vor ihr.
    »Geht es Ihnen nicht gut, Miss Harriet?«
    Harriet schluckte. Seine dunkle Stimme schien über ihre Haut zu wandern. Unwillkürlich hob sie die Hand und legte sie an ihre Stirn. Sie war ganz wirr im Kopf, und ihr Herz klopfte hart und schmerzhaft. Sie musste sich ein Fieber geholt haben, anders war das nicht erklärbar. Wie konnte ein Blick, eine kaum greifbare Empfindung sie nur so aus der Fassung bringen!
    »Harriet! Du bist ganz blass! Bis du krank?«, zwitscherte Lan Meng aufgeregt.
    »Miss Harriet?«, drang nochmals Charles’ Stimme durch den Nebel in ihrem Kopf. »Fühlen Sie sich nicht wohl?« Er wies zu seinem Anwesen. »Bitte kommen Sie doch herein, ich werde Ihnen Erfrischungen servieren lassen und dann dafür sorgen, dass Sie in einer Sänfte heimgebracht werden.«
    Dort hinein? Instinktiv wollte sie ablehnen, aber dann legte sich Charles’ Hand warm unter ihren Ellbogen.
    »Können Sie alleine gehen, oder soll ich Sie hineintragen?«
    »Wie? Nein!« Harriet kreischte fast, als er tatsächlich Anstalten machte, sie hochzuheben. »Danke.« Sie fasste sich. »Natürlich nicht … es war nur … die Luft, die Hitze.«
    Kurz bevor sie durch das Portal traten, sah sie zu ihm hoch. Er sah mit eisigem Blick die Straße hinunter, wo sich Jahans Zug weiterbewegte. Dann wandte er sich ihr wieder zu, und seine Züge entspannten sich, er lächelte sogar.
    Harriet ging nun ohne Zögern mit. Der Palast war kalt und unfreundlich, wie sein früherer Eigentümer, aber Charles war es nicht.
    * * *
    Charles führte Harriet, gefolgt von einer sich misstrauisch umsehenden Lan Meng, die ihre Hand nicht von dem unter ihrer Jacke versteckten Dolch löste, in die Eingangshalle und von dort sofort in den Garten. Hier war es kühl und schattig, und der Duft der Blüten vertrieb die weniger angenehmen Gerüche von Kalkutta, die zu dieser heißen Jahreszeit wie eine Glocke über der Stadt hingen. Auf seinen Wink hin liefen die Diener los, um seinen beiden Gästen Erfrischungen zu servieren. Harriet trat zu einem kleinen Brunnen und tauchte ihr Taschentuch hinein, um sich die Stirn und die Wangen zu kühlen, während sie Charles überhastet und langatmig mit Erklärungen für ihre Unpässlichkeit überschüttete: das Wetter, die Hitze, die vielen Menschen, das enge Kleid, die Schuhe, der Imbiss …
    Charles hörte höflich zu und tat so, als würde er ihr glauben. Er hatte jedoch beobachtet, was geschehen war. Harriets Gesichtsausdruck bei Jahans Anblick, die wortlose Verständigung zwischen den beiden, als der indische Prinz den Vorhang zur Seite geschoben und Harriet mit Blicken verschlungen hatte, hatten Bände gesprochen.
    So wie Jahan sah nur ein Mann aus, der liebte und begehrte. Und Harriet war jetzt noch völlig außer sich. Als er auf sie zugegangen war, um sie zu begrüßen, war sie so blass geworden, dass er sekundenlang gedacht hatte, sie würde ohnmächtig werden. Was immer zwischen den beiden vorgefallen war – Harriet hatte diese Zuneigung noch lange nicht überwunden.
    Irgendwann ließ der Redeschwall nach, und Harriet begann sich wieder für ihre Umgebung zu interessieren. Sie sah sich aufmerksam um. »Ich war vor sehr vielen Jahren einmal in Ihrem Haus, aber ich habe kaum Erinnerungen daran. Den Garten habe ich gar nicht gesehen.«
    Charles beeilte sich, Abhilfe zu schaffen, nahm ihren Arm und führte sie durch die Anlage. Er nickte zerknirscht, als sie die schlecht gepflegten Blumenbeete beanstandete, stimmte ihr freundlich zu, als sie etliche unfehlbare Mittel gegen Schädlinge auf ihn

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