Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Drake
Vom Netzwerk:
dass die halbe Mannschaft zu ihnen herüberstarrte, auch wenn jeder so tat, als wäre er schwer beschäftigt.
    »Ich war vor Jahren in Santiago.« Seine Stimme war so nah, dass ein angenehmes Kribbeln über ihre Haut lief. Sie lehnte sich wie zufällig ein wenig zurück, täuschte ein wenig Unsicherheit vor und spürte zu ihrer Genugtuung seine Brust und wie sein Arm sich stützend an ihre Taille legte. Seine Hand lag unter ihrem Ellbogen, und sie fühlte, wie sein Daumen sachte darüber strich. Dann hob er ihren Arm mit dem Glas an und deutete auf die Insel.
    »Sehen Sie, dort ist Kuba. Dort werden wir für einige Tage bleiben.«
    Und dort würde er sie verführen, dachte Charles in erregter Vorfreude, während er die Augen schloss und tief den Duft ihres Haares einatmete.
    Und dort werde ich versuchen, dich zu verführen, dachte Harriet mit einer Mischung aus Panik und Entschlossenheit.
    * * *
    Charles suchte die größte und luxuriöseste Unterkunft, das ehemalige Wohnhaus eines reichen spanischen Granden, und mietete dort eine ganze Zimmerflucht, deren gemeinsamer, schattiger Arkadengang durch breite Fenstertüren Zugang zu jedem Raum erlaubte. Er sorgte auch dafür, dass sie sich einen gemeinsamen Salon teilten, wo sie die Mahlzeiten einnahmen, und Harriet ansonsten ein Zimmer für sich allein ihr Eigen nannte. Lan Mengs Schlafzimmer war wiederum durch einen Ankleideraum von Harriets getrennt.
    Die Unterkunft lag auch abseits genug, um Harriet von Dingen, die sie nichts angingen, fernzuhalten. Sie sollte die Reise und den Aufenthalt hier genießen, ihn selbst von seiner besten Seite kennenlernen und sich von ihm verführen lassen. Und das möglichst schnell, wenn er nicht demnächst entweder wie ein verliebter Köter vor ihrer verschlossenen Tür heulen oder Abhilfe bei einer dunkelhäutigen kubanischen Schönheit schaffen wollte.
    Als Harding an diesem Abend Charles’ Zimmer betrat, hielt dieser ihm eine Karte hin, auf der eine schwungvolle Unterschrift prangte. Harding nahm sie entgegen und las sie, ehe er sie auf den kleinen Schreibtisch warf. »Ramirez’ Leute arbeiten schnell. Ich bin sicher, sie wussten schon, dass wir kommen, ehe wir überhaupt den Hafen ansteuerten. Was ist mit Reading? Wollen Sie den nicht treffen? Ihn halte ich noch viel eher für einen Verräter als Ramirez.«
    Captain Thomas Reading war ein ehemaliger englischer Marinekapitän und hatte früher für die East India Company gearbeitet. James Daugherty war auf ihn aufmerksam geworden, als er ihn dabei erwischt hatte, wie er einige ziemlich wertvolle Prisenanteile in die eigene Tasche steckte, anstatt sie den offiziellen Stellen zu übergeben. Er hatte ihm durch einen Mittelsmann einen Vorschlag machen lassen, den nur ein Selbstmörder abgelehnt hätte, und Reading war erwartungsgemäß darauf eingegangen. Als eines Tages der Boden in Ostindien zu heiß für ihn geworden war, hatte ihn James Daugherty nach Kuba geschickt, um dort seine einschlägigen Begabungen einzusetzen und mit Daughertys vor Ort ansässigem Partner Ramirez zusammenzuarbeiten.
    »Zuerst will ich mit Ramirez allein sprechen«, sagte Charles. »Ich bin sicher, dass einer alleine schneller und weniger gehemmt plaudert, als wenn sie sich gegenseitig bespitzeln.«
    Er lehnte sich zurück und legte die Füße auf den Schreibtisch. Er war bereits für das Dinner mit Harriet gekleidet. Helle Hosen, blanke schwarze Stiefel, blütenweißes Hemd und eine cremefarbene, dezent bestickte Weste. Die passende, langschößige Jacke lag auf dem Bett. Er hatte sich zweimal von seinem Steward rasieren lassen, und das Haar war korrekt nach hinten gebunden.
    Harding musterte ihn mit gutmütigem Spott. »So adrett habe ich Sie noch nie gesehen, wenn wir auf Kaperfahrt waren.«
    Charles blickte an seiner Pracht herab, dann grinste er. Etwas, das er, wie Harding feststellte, in letzter Zeit öfter tat. Diese Harriet Dorley war tatsächlich noch nützlicher, als er bisher gedacht hatte.
    »Soll ich bei dem Gespräch dabei sein?«, kam er wieder auf das Thema zurück.
    »Haben Sie etwas Besseres vor?« Charles wies auf einen Stuhl ihm gegenüber.
    Harding winkte ab und wanderte langsam im Zimmer umher, ein Zeichen, dass er über etwas verärgert war. »Wie man’s nimmt. Johnson hat zwei Männer von einem unserer Schiffe getroffen, das von den Halunken gekapert wurde. Sie hatten Glück – wurden nicht wie andere niedergemetzelt, sondern gezwungen, auf dem erbeuteten Schiff zu arbeiten. Nach

Weitere Kostenlose Bücher